01.02.2011, Dienstag
Will in meiner Freizeit wenigstens ordentlich trainieren, deswegen schleppe ich mich in den Volkspark. War da schon ewig nicht mehr zum Üben, weil ich ja arbeiten musste. Warte eine Viertelstunde, kommt keiner. Versuche, dem Meister eine SMS zu schicken. Klappt aus irgendwelchen Gründen nicht, beschließe daher, wenigstens etwas für die Gesundheit zu tun und im Vegetarian Lifestyle zu dinieren. Werde wie immer gefragt, ob ich eine Mitgliedskarte hätte. Nee, aber diese Pappkarte mit den Stempeln drauf, habe vier, die Mitgliedskarte gibt es ab zehn. Die Bedienstete geht weg und kommt mit einem Formular auf Chinesisch wieder, das sie mir zu erklären versucht. Kein Problem, kann doch lesen. Fülle das Formular aus, einige Fragen der Bediensteten und zehn Minuten später überreicht mir die Oberkellnerin meine Mitgliedskarte. WOW! Vegetarian Lifestyle ist mit diesen Karten sehr eigen und die sind fast unmöglich zu bekommen. Jetzt habe ich eine. Ritterschlag! (Später kriege ich raus, dass die im Januar 6- jähriges Jubiläum hatten und es im Rahmen einer Sonderaktion die Mitgliedskarten schon ab vier Stempeln gab). Das neue Jahr fängt ja gut an.
02.02.2011, Mittwoch - Silvester
Nachmittags Chinesisch- Unterricht, abends sind Rose und ich beim Meister eingeladen. Oskar hat eine schlimme Erkältung und kann nicht kommen. Wenn Jud wüsste, dass wir drei beim Meister eingeladen sind, würde er sicher vor Neid platzen, klar, dass wir dem das nicht unbedingt unter die Nase reiben.
Gemütliches Abendessen bei den Wus, nur die Familie, Rose und ich. Es wird aufgetischt, dass sich die Balken biegen, des Meisters Gattin weist mich in das korrekte Knabbern von Kürbiskernen ein. Ich werde gleich für den nächsten Tag zum Mittagessen wieder eingeladen, wie nett! Xiao Lu soll da dann auch kommen, Rose hat schon was anderes vor.
Der Meister hat eine neue Katze, so einen riesigen Brocken habe ich selten gesehen. Da braucht er aber wirklich nicht mehr auf Lilos tigergleichen Kater neidisch sein.
Danke mit Roses Unterstützung als Übersetzerin ungelenk der Familie Wu und versuche, meinen Dank für diese überaus wichtige Einladung zu übermitteln, auch im Namen meines Gatten, der mich in der Ferne in guten Händen wisse. Die Wus winken ab, wir hätten uns ja auch um den Meister gekümmert, als er in Deutschland war. Des Meisters Gattin nimmt mich in den Arm und knuddelt mich.
Leute, auch wenn ich hier manchmal fast verzweifeln möchte: Mein Meister und seine Familie gehören zu den warmherzigsten und herzlichsten Menschen, die ich je kennen gelernt habe. Und das lässt mich alle Schwierigkeiten vergessen.
Entspannter Abend, wir futtern, bis die Schwarte kracht und schauen Fernsehen. Die Neujahrsshow auf CCTV hat den Charme der 80ger Jahre, grauenhaft. Aber auf Star TV läuft die „Mr. Zhou Live Show“. Herr Zhou ist hier enorm populär, hat ein freches Maul und zieht aktuelle Themen durch den Dreck. Vor dreißig Jahren hätte er für solche Äußerungen noch in einem Arbeitslager in der Inneren Mongolei Latrinen ausheben dürfen, heute kann er ganz frei im Fernsehen ablästern. Und das am Neujahrsabend. Ich verstehe zwar den Wortwitz von Herrn Zhou nicht so ganz, da er auch teilweise Shanghainese redet, aber die Wus und Rose wälzen sich vor Lachen auf dem Boden.
Rose und ich empfehlen uns dann so um 22.00, Shanghai liegt mittlerweile unter schwerem Beschuss. Hetze hakenschlagend den Detonationen ausweichend zum Family Mart und erstehe eine Flasche Weisswein. Vor dem Eingang meines Hauses entzündet ein Nachbar gerade eine 1m3 Feuerwerksbatterie. Chinesen geben sich nicht mit so läppischen Raketen zufrieden wie wir, nein, ein einigermaßen würdiger Feuerwerkskörper muss schon mindestens die Dimensionen einer Flakkanone haben. Recht so, kerniges Volk! Und das Feuerwerk haben sie ja sowieso erfunden.
Genieße bei einem Glas Wein gemeinsam mit dem Kater von meinem Wohnzimmerfenster aus das um uns herum explodierende Shanghai. Bin heiter und entspannt, kann jetzt nur noch aufwärts gehen.
03.02.2011, Donnerstag
Klemme mir Xiao Lus Geschenk unter den Arm und schwinge mich ins Taxi. (Finde später heraus, dass es auch einen direkten Bus von mir zu des Meisters Behausung gibt- Nächstes Mal halt).
Fühle mich dann doch etwas blöd, dass ich zwar für Xiao Lu was dabei habe, nicht aber für die Familie Wu, die mich ja schließlich schon wieder bewirtet. Gut, die hatte ich gestern schon ordentlich mit Geschenken bedacht, aber ich komme mir trotzdem doof vor. Kaufe daher schnell noch einen üppigen Obstkorb für 88,- RMB, das einzige Vernünftige, was auf die Schnelle zu kriegen ist. Mama Wu beschimpft mich daraufhin natürlich prompt. Viel zu höflich, das wäre doch jetzt wirklich nicht nötig gewesen! Mir egal, wenigstens ist mein Gewissen beruhigt. Ein anderer Knülch ist schon anwesend, schick in einem für hiesige Verhältnisse sogar recht flotten Anzug gekleidet. Er wird mir zwar nicht namentlich vorgestellt, aber ich gehe davon aus, dass er wohl einer meiner Tongbei- Brüder ist. Ja, wir sind alle eine große Familie. Das ist ja das Schöne, wenn man Kampfkünste übt.
Xiao Lu lässt auf sich warten, schließlich greift der Meister zum Telefon und ruft bei ihm an. Er hofft, dass nicht Xiao Lus Gattin abheben möge, die fürchtet er nämlich. Interessant, der Sache muss ich mal auf den Grund gehen. Früher hatten die beiden wohl mal ein ganz gutes Verhältnis zueinander und der Meister pflegte regelmäßig mit ihr Mahjang zu spielen, da muss irgendwas passiert sein.
Xiao Lu kann dann aus irgendwelchen Gründen doch nicht kommen, wie ärgerlich. Habe ich sein Geschenk für nix und wieder nix mitgeschleppt.
Wie immer superleckeres Essen, Anzug ist sehr nett, bietet mir zackig und formvollendet Kippen an und hat ganz schnell raus, wie ich heiße. Seinen Namen bekomme ich jedoch trotz intensivem Zuhören nicht mit.
Will in meiner Freizeit wenigstens ordentlich trainieren, deswegen schleppe ich mich in den Volkspark. War da schon ewig nicht mehr zum Üben, weil ich ja arbeiten musste. Warte eine Viertelstunde, kommt keiner. Versuche, dem Meister eine SMS zu schicken. Klappt aus irgendwelchen Gründen nicht, beschließe daher, wenigstens etwas für die Gesundheit zu tun und im Vegetarian Lifestyle zu dinieren. Werde wie immer gefragt, ob ich eine Mitgliedskarte hätte. Nee, aber diese Pappkarte mit den Stempeln drauf, habe vier, die Mitgliedskarte gibt es ab zehn. Die Bedienstete geht weg und kommt mit einem Formular auf Chinesisch wieder, das sie mir zu erklären versucht. Kein Problem, kann doch lesen. Fülle das Formular aus, einige Fragen der Bediensteten und zehn Minuten später überreicht mir die Oberkellnerin meine Mitgliedskarte. WOW! Vegetarian Lifestyle ist mit diesen Karten sehr eigen und die sind fast unmöglich zu bekommen. Jetzt habe ich eine. Ritterschlag! (Später kriege ich raus, dass die im Januar 6- jähriges Jubiläum hatten und es im Rahmen einer Sonderaktion die Mitgliedskarten schon ab vier Stempeln gab). Das neue Jahr fängt ja gut an.
02.02.2011, Mittwoch - Silvester
Nachmittags Chinesisch- Unterricht, abends sind Rose und ich beim Meister eingeladen. Oskar hat eine schlimme Erkältung und kann nicht kommen. Wenn Jud wüsste, dass wir drei beim Meister eingeladen sind, würde er sicher vor Neid platzen, klar, dass wir dem das nicht unbedingt unter die Nase reiben.
Gemütliches Abendessen bei den Wus, nur die Familie, Rose und ich. Es wird aufgetischt, dass sich die Balken biegen, des Meisters Gattin weist mich in das korrekte Knabbern von Kürbiskernen ein. Ich werde gleich für den nächsten Tag zum Mittagessen wieder eingeladen, wie nett! Xiao Lu soll da dann auch kommen, Rose hat schon was anderes vor.
Der Meister hat eine neue Katze, so einen riesigen Brocken habe ich selten gesehen. Da braucht er aber wirklich nicht mehr auf Lilos tigergleichen Kater neidisch sein.
Danke mit Roses Unterstützung als Übersetzerin ungelenk der Familie Wu und versuche, meinen Dank für diese überaus wichtige Einladung zu übermitteln, auch im Namen meines Gatten, der mich in der Ferne in guten Händen wisse. Die Wus winken ab, wir hätten uns ja auch um den Meister gekümmert, als er in Deutschland war. Des Meisters Gattin nimmt mich in den Arm und knuddelt mich.
Leute, auch wenn ich hier manchmal fast verzweifeln möchte: Mein Meister und seine Familie gehören zu den warmherzigsten und herzlichsten Menschen, die ich je kennen gelernt habe. Und das lässt mich alle Schwierigkeiten vergessen.
Entspannter Abend, wir futtern, bis die Schwarte kracht und schauen Fernsehen. Die Neujahrsshow auf CCTV hat den Charme der 80ger Jahre, grauenhaft. Aber auf Star TV läuft die „Mr. Zhou Live Show“. Herr Zhou ist hier enorm populär, hat ein freches Maul und zieht aktuelle Themen durch den Dreck. Vor dreißig Jahren hätte er für solche Äußerungen noch in einem Arbeitslager in der Inneren Mongolei Latrinen ausheben dürfen, heute kann er ganz frei im Fernsehen ablästern. Und das am Neujahrsabend. Ich verstehe zwar den Wortwitz von Herrn Zhou nicht so ganz, da er auch teilweise Shanghainese redet, aber die Wus und Rose wälzen sich vor Lachen auf dem Boden.
Rose und ich empfehlen uns dann so um 22.00, Shanghai liegt mittlerweile unter schwerem Beschuss. Hetze hakenschlagend den Detonationen ausweichend zum Family Mart und erstehe eine Flasche Weisswein. Vor dem Eingang meines Hauses entzündet ein Nachbar gerade eine 1m3 Feuerwerksbatterie. Chinesen geben sich nicht mit so läppischen Raketen zufrieden wie wir, nein, ein einigermaßen würdiger Feuerwerkskörper muss schon mindestens die Dimensionen einer Flakkanone haben. Recht so, kerniges Volk! Und das Feuerwerk haben sie ja sowieso erfunden.
Genieße bei einem Glas Wein gemeinsam mit dem Kater von meinem Wohnzimmerfenster aus das um uns herum explodierende Shanghai. Bin heiter und entspannt, kann jetzt nur noch aufwärts gehen.
03.02.2011, Donnerstag
Klemme mir Xiao Lus Geschenk unter den Arm und schwinge mich ins Taxi. (Finde später heraus, dass es auch einen direkten Bus von mir zu des Meisters Behausung gibt- Nächstes Mal halt).
Fühle mich dann doch etwas blöd, dass ich zwar für Xiao Lu was dabei habe, nicht aber für die Familie Wu, die mich ja schließlich schon wieder bewirtet. Gut, die hatte ich gestern schon ordentlich mit Geschenken bedacht, aber ich komme mir trotzdem doof vor. Kaufe daher schnell noch einen üppigen Obstkorb für 88,- RMB, das einzige Vernünftige, was auf die Schnelle zu kriegen ist. Mama Wu beschimpft mich daraufhin natürlich prompt. Viel zu höflich, das wäre doch jetzt wirklich nicht nötig gewesen! Mir egal, wenigstens ist mein Gewissen beruhigt. Ein anderer Knülch ist schon anwesend, schick in einem für hiesige Verhältnisse sogar recht flotten Anzug gekleidet. Er wird mir zwar nicht namentlich vorgestellt, aber ich gehe davon aus, dass er wohl einer meiner Tongbei- Brüder ist. Ja, wir sind alle eine große Familie. Das ist ja das Schöne, wenn man Kampfkünste übt.
Xiao Lu lässt auf sich warten, schließlich greift der Meister zum Telefon und ruft bei ihm an. Er hofft, dass nicht Xiao Lus Gattin abheben möge, die fürchtet er nämlich. Interessant, der Sache muss ich mal auf den Grund gehen. Früher hatten die beiden wohl mal ein ganz gutes Verhältnis zueinander und der Meister pflegte regelmäßig mit ihr Mahjang zu spielen, da muss irgendwas passiert sein.
Xiao Lu kann dann aus irgendwelchen Gründen doch nicht kommen, wie ärgerlich. Habe ich sein Geschenk für nix und wieder nix mitgeschleppt.
Wie immer superleckeres Essen, Anzug ist sehr nett, bietet mir zackig und formvollendet Kippen an und hat ganz schnell raus, wie ich heiße. Seinen Namen bekomme ich jedoch trotz intensivem Zuhören nicht mit.
Bemerke ein über der Eingangstür zur Wohnung prangendes Schild mit Schriftzeichen, die ich nicht kenne, aber darunter steht in lateinischen Buchstaben "Om mani padme hum". Aha. Interessant. Wer ist wohl der Buddhist in des Meisters Familie? Er wohl sicher nicht, da hatte scheinbar Mama Wu ihre Hände im Spiel. Jedenfalls gab es dieses Schild bei meinem letzten Besuch noch nicht.
Entspannte Stimmung, schaue mit Mama Wu Fernsehen. Es läuft ein Beitrag, in dem die Körpergrößen westlicher und chinesischer Filmstars verglichen werden, der Heilige Steven ist auch dabei. Kreische entzückt und erkläre Mama Wu, dass ich den besonders Klasse fände. Ja, der sei wirklich sehr lustig. Punkte, indem ich ganz viele chinesische Stars beim Namen zu nennen weiß.
Nach sehr ausgiebigem Essen und Teetrinken verabschiede ich mich gegen 17.30. Mama Wu rafft etliche Süßigkeiten, Nüsse, Kürbis- und Sonnenblumenkerne in eine Tüte, die superleckeren dicken Bohnen und eingelegten Tofu packt sie auch noch hübsch eingedost dazu. Und als Nachtisch die geilen mit schwarzem Sesam gefüllten Klebreisbällchen, für deren Zubereitung mir noch etliche Anweisungen gegeben werden. Werde über die Neujahrsferien bestimmt nicht verhungern. Bin mir mittlerweile fast sicher, dass Mama Wu und meine Schwiegermutter auf unheimliche Art Zwillinge sind.
Breche völlig ermattet auf dem Sofa zusammen und schaue mit Sieder DVDs. Draußen wird weiter wie verrückt geballert.
04.02.2011, Freitag
Tue heute das, worauf ich mich schon seit langem gefreut habe: Nämlich gar nichts. Gut, mein Fellwecker weckt mich zwar schon ziemlich früh, da er gefüttert werden will und spielen möchte. Als Zeichen seiner Liebe zu mir legt er mir das Rattenmausi aufs Kopfkissen. Bloß gut, dass er hier keine chten Mäuse fangen kann. Seinem Begehren verleiht er mit ein paar sachten Pfotenhieben Nachdruck. Aber den Rest des Tages verbringen wir dösend vor der Glotze. Schön.
05.02.2011, Samstag
Zheng Rui hat ein Treffen mit seinem Baulöwen- Kumpel klargemacht, schmeiße mich also in Schale und fahre in die Stadt. Herr Zhou ist auch ganz nett, aber Bauunternehmer und kein Architekt. Er hat eine Architektin aufgetrieben, die übersetzt. Herr Zhou will natürlich seinem alten Kumpel Zheng Rui einen Gefallen tun und schaut sich dann halt mal diese ausländische Architektin an, die bis jetzt (für seine Verhältnisse) nur Klickerprojekte gemacht hat. Er baut dann eher so Bürotürme oder Einkaufszentren ab 50.000 m2 aufwärts. Aber von meinen Softwarekenntnissen ist er dann doch beeindruckt. Da Herrn Zhous Firmensitz in Ordos in der Inneren Mongolei ist, fühlt sich Zheng Rui verpflichtet, zügig an meiner Stelle zu erklären, dass ich wegen unseres Meisters Shanghai nicht verlassen würde. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar, denn ich wollte die Innere Mongolei zwar schon immer mal besuchen, aber keinesfalls dort leben. Aber vielleicht geht ja was mit freier Mitarbeit? Mir ist von Anfang an klar, dass ich keine Lust habe, diese Art von Arbeit zu machen. Auf Abruf schnell im Tudorstil einen Wolkenkratzer hinrotzen? Habe da denn doch noch Ideale. Versuchen, uns gegenseitig aus der Affäre zu ziehen, ohne dass jemand Gesicht verliert. Klappt jedenfalls von meiner Seite aus ganz gut, denn meine Arbeitserlaubnis und damit auch mein Aufenthaltstitel sind an eine Anstellung gebunden. Als Freiberufliche dürfte ich hier nur arbeiten, wenn ich eine Firma gründen würde. (Was allerdings auch nicht allzu kompliziert ist). Wir verbleiben, dass wir uns beide mal so unsere Gedanken machen. Zheng Rui ist happy und schreibt mir am folgenden Tag eine lange, das Gespräch zusammenfassende mail. Da die aber in ziemlich komplexem Chinesisch ist, beantworte ich sie zunächst nicht. Lieber auf Hilfestellung von Ying warten.
06.02.2011, Sonntag
Da Xiao Lu versprochen hatte, heute im Park zu sein, schäle ich mich früh aus dem Bett und springe voll bewaffnet und mit Geschenk in den Bus. Geiles Wetter, aber wegen des ständigen Geballers hängt eine Dunstwolke über der Stadt.
Warte am Parkeingang, natürlich kommt der feine Herr Lu nicht. Aber der chinesische Xingyi- Stil übende Steve Buscemi erspäht mich und schießt freudestrahlend und wild grüßend auf mich zu. Hahaha, frohes neues Jahr, warte hier gerade auf meinen Shixiong, der mich mal wieder versetzt. Blödmann. Geschenk schon wieder nicht losgeworden. Egal.
Sieder und ich hängen auf dem Sofa rum und arbeiten DVDs ab. Der Schacht des DVD- Gerätes übt auf den Kater eine unheimliche Anziehungskraft aus und auch die sich plötzlich auf dem Fernseher bewegenden Bilder findet er faszinierend. Macht seinem Ingenieur- Namensgeber alle Ehre.
Der Wohlstandsgott kehrt heute auf die Erde zurück, deswegen wieder schweres Bombardement. Kenne ich schon vom letzten Jahr und bin vorbereitet. Habe allerdings den Eindruck, dass dieses Jahr etwas weniger gefeuert wird. Naja, einen sachten Hasen begrüßt man halt verhaltener als einen wilden Tiger.
07.02.2011, Montag
Vielleicht kommt Shen Ayi heute, etwas unklar. Schließlich sind immer noch Ferien. Flüchte jedenfalls vorsorglich und schaue mir einen buddhistischen Tempel in einer Vorstadt an.
In der Metro sitzt neben mir eine Familie mit einem unglaublich dicken Kind. Die Familie führt zwei sehr große Tüten mit langsam auftauendem Fleisch mit sich. Wohl auf dem Weg zu einem Festschmaus. Lecker.
Die Straße von der Metro zum Tempel säumt ein sehr großer Fischmarkt, interessant, das feilgebotene Viehzeug und die Volksgenossen bei der kritischen Auswahl desselben zu beobachten. Muss ständig aufpassen, nicht in irgendwelche Fischabfälle zu latschen.
Der Tempel ist sehr hübsch und idyllisch an einem Wasserlauf gelegen. Außerdem gibt es eine ganz reizende Pagode, die ich natürlich bis ganz nach oben ersteigen muss. Klasse Idee bei Höhenangst. Meine letzte Tat in meinem alten Büro war der Entwurf eines kleinen Parks, in dem unbedingt historisierend eine Pagode und ein buddhistischer Tempel eingebunden werden mussten. Deswegen schien mir dieser heutige Ausflug auch ganz angemessen. Stelle fest, dass mein Entwurf anscheinend ganz OK war, auch wenn ich mit den Planungsansätzen nicht einverstanden war.
Fahre zum Blumenmarkt, auf dem wegen der Ferien allerdings nichts los ist. Schade, hätte gerne eine hübsche Orchidee gehabt.
Da das Cloud 9 Einkaufszentrum sowieso auf dem Heimweg liegt, beschließe ich, ein wenig zu bummeln. Huldige im dortigen Carrefour, der im Gegensatz zu meinem auch viele westliche Produkte feilbietet, dem Wohlstandsgott und kaufe Unmengen von Käse, ein wenig Wein, Kekse und Weißbrot. Auf dem Weg von der Metrostation noch ein schneller Besuch im DVD- Laden, wo ich unter anderem den Film „Four Lions“ schieße.
Shen Ayi hat die Bude auf Hochglanz gebracht, schlage mir den Magen mit Weißbrot und Blauschimmel- und Gruyerekäse voll, während ich mit dem Kater die gerade erworbenen DVDs anschaue. „Four Lions“ ist zum Brüllen komisch, einer der besten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Soll im April in Deutschland anlaufen, unbedingt reingehen!
Von dem übermäßigen Käsegenuss kriege ich prompt Pansenrattern. Egal, hat sich gelohnt.
08.02.2011, Dienstag
Letzter Ferientag, bin ganz froh, es endlich mal wieder zum Training in den Volkspark zu schaffen. Außer Jud und Rose sehe ich meine anderen Brüder und Schwestern ja sonst kaum. Frühlingshafte Temperaturen, da ist man doch gleich viel entspannter.
Im Volkspark wird dann auch ein ganz anderes Tempo vorgelegt als Sonntags im Heping- Park. Klar, die hier Trainierenden haben ja auch ein ziemlich hohes Niveau. Für mich interessant, wie meine Mitschüler so drauf sind und ich bin erleichtert, dass auch die nicht immer alles perfekt hinkriegen.
Wang Ming Bo, ein alter Kumpel von Rose und eigentlich Yang Stil Meister übt seit Neuestem wohl auch Tongbei. Interessant. Muss ich Stefanie unbedingt erzählen, wir beide haben 2006 ziemlich viel mit ihm geübt, Stefanie auch schon vorher. Bin glücklich, jetzt mehr Zeit zum Üben zu haben.
Breche völlig ermattet auf dem Sofa zusammen und schaue mit Sieder DVDs. Draußen wird weiter wie verrückt geballert.
04.02.2011, Freitag
Tue heute das, worauf ich mich schon seit langem gefreut habe: Nämlich gar nichts. Gut, mein Fellwecker weckt mich zwar schon ziemlich früh, da er gefüttert werden will und spielen möchte. Als Zeichen seiner Liebe zu mir legt er mir das Rattenmausi aufs Kopfkissen. Bloß gut, dass er hier keine chten Mäuse fangen kann. Seinem Begehren verleiht er mit ein paar sachten Pfotenhieben Nachdruck. Aber den Rest des Tages verbringen wir dösend vor der Glotze. Schön.
05.02.2011, Samstag
Zheng Rui hat ein Treffen mit seinem Baulöwen- Kumpel klargemacht, schmeiße mich also in Schale und fahre in die Stadt. Herr Zhou ist auch ganz nett, aber Bauunternehmer und kein Architekt. Er hat eine Architektin aufgetrieben, die übersetzt. Herr Zhou will natürlich seinem alten Kumpel Zheng Rui einen Gefallen tun und schaut sich dann halt mal diese ausländische Architektin an, die bis jetzt (für seine Verhältnisse) nur Klickerprojekte gemacht hat. Er baut dann eher so Bürotürme oder Einkaufszentren ab 50.000 m2 aufwärts. Aber von meinen Softwarekenntnissen ist er dann doch beeindruckt. Da Herrn Zhous Firmensitz in Ordos in der Inneren Mongolei ist, fühlt sich Zheng Rui verpflichtet, zügig an meiner Stelle zu erklären, dass ich wegen unseres Meisters Shanghai nicht verlassen würde. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar, denn ich wollte die Innere Mongolei zwar schon immer mal besuchen, aber keinesfalls dort leben. Aber vielleicht geht ja was mit freier Mitarbeit? Mir ist von Anfang an klar, dass ich keine Lust habe, diese Art von Arbeit zu machen. Auf Abruf schnell im Tudorstil einen Wolkenkratzer hinrotzen? Habe da denn doch noch Ideale. Versuchen, uns gegenseitig aus der Affäre zu ziehen, ohne dass jemand Gesicht verliert. Klappt jedenfalls von meiner Seite aus ganz gut, denn meine Arbeitserlaubnis und damit auch mein Aufenthaltstitel sind an eine Anstellung gebunden. Als Freiberufliche dürfte ich hier nur arbeiten, wenn ich eine Firma gründen würde. (Was allerdings auch nicht allzu kompliziert ist). Wir verbleiben, dass wir uns beide mal so unsere Gedanken machen. Zheng Rui ist happy und schreibt mir am folgenden Tag eine lange, das Gespräch zusammenfassende mail. Da die aber in ziemlich komplexem Chinesisch ist, beantworte ich sie zunächst nicht. Lieber auf Hilfestellung von Ying warten.
06.02.2011, Sonntag
Da Xiao Lu versprochen hatte, heute im Park zu sein, schäle ich mich früh aus dem Bett und springe voll bewaffnet und mit Geschenk in den Bus. Geiles Wetter, aber wegen des ständigen Geballers hängt eine Dunstwolke über der Stadt.
Warte am Parkeingang, natürlich kommt der feine Herr Lu nicht. Aber der chinesische Xingyi- Stil übende Steve Buscemi erspäht mich und schießt freudestrahlend und wild grüßend auf mich zu. Hahaha, frohes neues Jahr, warte hier gerade auf meinen Shixiong, der mich mal wieder versetzt. Blödmann. Geschenk schon wieder nicht losgeworden. Egal.
Sieder und ich hängen auf dem Sofa rum und arbeiten DVDs ab. Der Schacht des DVD- Gerätes übt auf den Kater eine unheimliche Anziehungskraft aus und auch die sich plötzlich auf dem Fernseher bewegenden Bilder findet er faszinierend. Macht seinem Ingenieur- Namensgeber alle Ehre.
Der Wohlstandsgott kehrt heute auf die Erde zurück, deswegen wieder schweres Bombardement. Kenne ich schon vom letzten Jahr und bin vorbereitet. Habe allerdings den Eindruck, dass dieses Jahr etwas weniger gefeuert wird. Naja, einen sachten Hasen begrüßt man halt verhaltener als einen wilden Tiger.
07.02.2011, Montag
Vielleicht kommt Shen Ayi heute, etwas unklar. Schließlich sind immer noch Ferien. Flüchte jedenfalls vorsorglich und schaue mir einen buddhistischen Tempel in einer Vorstadt an.
In der Metro sitzt neben mir eine Familie mit einem unglaublich dicken Kind. Die Familie führt zwei sehr große Tüten mit langsam auftauendem Fleisch mit sich. Wohl auf dem Weg zu einem Festschmaus. Lecker.
Die Straße von der Metro zum Tempel säumt ein sehr großer Fischmarkt, interessant, das feilgebotene Viehzeug und die Volksgenossen bei der kritischen Auswahl desselben zu beobachten. Muss ständig aufpassen, nicht in irgendwelche Fischabfälle zu latschen.
Der Tempel ist sehr hübsch und idyllisch an einem Wasserlauf gelegen. Außerdem gibt es eine ganz reizende Pagode, die ich natürlich bis ganz nach oben ersteigen muss. Klasse Idee bei Höhenangst. Meine letzte Tat in meinem alten Büro war der Entwurf eines kleinen Parks, in dem unbedingt historisierend eine Pagode und ein buddhistischer Tempel eingebunden werden mussten. Deswegen schien mir dieser heutige Ausflug auch ganz angemessen. Stelle fest, dass mein Entwurf anscheinend ganz OK war, auch wenn ich mit den Planungsansätzen nicht einverstanden war.
Fahre zum Blumenmarkt, auf dem wegen der Ferien allerdings nichts los ist. Schade, hätte gerne eine hübsche Orchidee gehabt.
Da das Cloud 9 Einkaufszentrum sowieso auf dem Heimweg liegt, beschließe ich, ein wenig zu bummeln. Huldige im dortigen Carrefour, der im Gegensatz zu meinem auch viele westliche Produkte feilbietet, dem Wohlstandsgott und kaufe Unmengen von Käse, ein wenig Wein, Kekse und Weißbrot. Auf dem Weg von der Metrostation noch ein schneller Besuch im DVD- Laden, wo ich unter anderem den Film „Four Lions“ schieße.
Shen Ayi hat die Bude auf Hochglanz gebracht, schlage mir den Magen mit Weißbrot und Blauschimmel- und Gruyerekäse voll, während ich mit dem Kater die gerade erworbenen DVDs anschaue. „Four Lions“ ist zum Brüllen komisch, einer der besten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Soll im April in Deutschland anlaufen, unbedingt reingehen!
Von dem übermäßigen Käsegenuss kriege ich prompt Pansenrattern. Egal, hat sich gelohnt.
08.02.2011, Dienstag
Letzter Ferientag, bin ganz froh, es endlich mal wieder zum Training in den Volkspark zu schaffen. Außer Jud und Rose sehe ich meine anderen Brüder und Schwestern ja sonst kaum. Frühlingshafte Temperaturen, da ist man doch gleich viel entspannter.
Im Volkspark wird dann auch ein ganz anderes Tempo vorgelegt als Sonntags im Heping- Park. Klar, die hier Trainierenden haben ja auch ein ziemlich hohes Niveau. Für mich interessant, wie meine Mitschüler so drauf sind und ich bin erleichtert, dass auch die nicht immer alles perfekt hinkriegen.
Wang Ming Bo, ein alter Kumpel von Rose und eigentlich Yang Stil Meister übt seit Neuestem wohl auch Tongbei. Interessant. Muss ich Stefanie unbedingt erzählen, wir beide haben 2006 ziemlich viel mit ihm geübt, Stefanie auch schon vorher. Bin glücklich, jetzt mehr Zeit zum Üben zu haben.
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