Job:
Reihe mich am 14. März wieder in das Heer der arbeitenden Massen ein und knechte zu brutalen chinesischen Bedingungen (Krankheitstage zählen als unbezahlter Urlaub, Überstunden werden nicht anerkannt oder vergütet) für ein pseudo- deutsches Büro. Wenigstens sind die Kollegen sehr nett und ich habe ein Projekt auf Hainan. Da darf ich dann zur Begutachtung des Baugeländes auch schnell mal hinfliegen. Gibt Schlimmeres, aber alt werde ich in diesem Schuppen bestimmt nicht.
Training:
Xiao Lu taucht wieder auf und hat gleich mal beschissene Neuigkeiten für mich: Nachmittagstraining ist nicht mehr! Nach sehr langem Hin und Her finde ich heraus, dass jemand (wer auch immer) das Gerücht verbreitet hat, ich hätte Meister Wu im vergangenen Jahr keine Unterrichtsgebühr bezahlt. Ist natürlich Quatsch, aber Xiao Lu hat das geglaubt und war natürlich sauer auf mich. Anscheinend hat auch jemand anders Anstoß daran genommen, dass er mich unterrichtet. Und der muss ziemlich wichtig gewesen sein. Nach weiterem endlosen Gezacker erklärt er sich bereit, das auch weiterhin zu tun, nur im Heping Park geht das nicht mehr. Also vielleicht in meiner Compound oder auf dem Gelände der Tongji- Universität, mal sehen. (Am Institut für Materialprüfung und Statik wäre mir natürlich am Liebsten. Geiler Ort). Mein Gott, was sind Kampfkünstler kompliziert! Dafür lädt er mich aber eines Sonntags in seine Gegend ein, wo ich ihm bei seinem Abendtraining gegenüber der Spielhölle seiner Gattin zuschauen darf. Spannend! Lerne gleich mal ein paar seiner zahllosen Geschwister kennen, die in den Häusern nebenan Geschäfte betreiben und mache Bekanntschaft mit interessanten Trainingsgeräten und –methoden, die in der Öffentlichkeit des Parks nicht zum Einsatz kommen. Fühle mich geehrt.
Meister Wu lädt Wang Ming Bo, einen dicken Freund von Rose ein, sich Tongbei mal anzuschauen. Wang, der sonst Yang- Stil übt, findet das so interessant, dass er ab sofort bei jeder sich bietenden Gelegenheit mitübt, sich gleich mal Fummel schneidern lässt und auch eifrig Notizen macht. Das wiederum findet Meister Wu ziemlich unangemessen und an uns geht die Ansage, bestimmte Dinge nicht zu zeigen, wenn Wang dabei ist. Für den Meister ist das so, als ob man einen Freund nach Hause einlüde und der auf einmal alle Dinge, die ihm gefallen, an sich nähme. Kann Meister Wu verstehen. Und irgendwie scheint er der Annahme zu sein, Wang wolle auch Tongbei unterrichten, was er jedem erzählt und was natürlich bei uns Schülern für helle Empörung sorgt. Rose merkt auch irgendwann, dass die Stimmung etwas angespannt ist und wendet sich hilfesuchend ausgerechnet an mich. Druckse erst ein wenig herum, kläre sie dann aber auf, soweit ich das kann. Dass der Meister selber die Gerüchte in die Welt gesetzt hat, verschweige ich hübsch. Und ich kann mich ja immer noch mit meinem schlechten Chinesisch rausreden. Rose ist natürlich schwer betroffen und eilt nach dem Training Meister Wu hinterher, um diese unschöne Sache zu klären. Bin mal gespannt, ob sie es geschafft hat.
Film:
Meine Tongbei- Brüder Andy und Jud haben einen Film über die Independent Musikszene hier in China gemacht und ich bin zur Vorpremiere eingeladen. Absolut empfehlenswert, bin beeindruckt. Mir war nie so klar, dass die Entscheidung, Punkmusiker zu werden, hier derartig weitreichende Konsequenzen hat. Sogar den totalen Bruch mit wirklich allem und totale gesellschaftliche Ächtung bedeutet. Respekt.
Der Film heisst „Down: Indie rock in the PRC“. Hoffe sehr stark, dass die beiden einen Vertrieb dafür finden oder den bei irgendwelchen Festivals platzieren können. Falls jemand die Chance hat, den Film zu sehen: Anschauen!!!
Freunde:
Eines unserer Vereinsmitglieder, Felix, tritt einen Job bei einem großen internationalen Softwareunternehmen in SH an. Was ich in einem Jahr nicht geschafft habe, leistet er bei einem einzigen Starbucks- Besuch bei sich um die Ecke: Er gabelt nette Leute auf. Wohne anscheinend in der falschen Gegend und/ oder bin zu unkommunikativ. Jedenfalls profitiere ich von seiner grandiosen Steilvorlage und habe ab sofort Leute zum Weggehen, die auch gute Happen zu schätzen wissen. Wir testen Restaurants, Kneipen und Spas und unternehmen interessante Ausflüge. Shanghai rockt!
Besuch:
Morgen, am 21.04.2011 kommt Stefanie. Bin schon total aufgeregt. Sieder beobachtet sein Weibchen bei den Vorbereitungen auf diesen lieben Besuch und ahnt große Zusammenhänge. Hoffentlich verstehen die beiden sich. Blicke zurück auf das eine Jahr, das seit ihrem letzten Besuch vergangen ist und muss schmunzeln. Da sie natürlich viel trainieren wird, bin ich gespannt, was sie so zu berichten hat. Und ich freue mich schon darauf, mit ihr um die Häuser zu ziehen und sie meinen neuen Bekanntschaften vorzustellen.
Reihe mich am 14. März wieder in das Heer der arbeitenden Massen ein und knechte zu brutalen chinesischen Bedingungen (Krankheitstage zählen als unbezahlter Urlaub, Überstunden werden nicht anerkannt oder vergütet) für ein pseudo- deutsches Büro. Wenigstens sind die Kollegen sehr nett und ich habe ein Projekt auf Hainan. Da darf ich dann zur Begutachtung des Baugeländes auch schnell mal hinfliegen. Gibt Schlimmeres, aber alt werde ich in diesem Schuppen bestimmt nicht.
Training:
Xiao Lu taucht wieder auf und hat gleich mal beschissene Neuigkeiten für mich: Nachmittagstraining ist nicht mehr! Nach sehr langem Hin und Her finde ich heraus, dass jemand (wer auch immer) das Gerücht verbreitet hat, ich hätte Meister Wu im vergangenen Jahr keine Unterrichtsgebühr bezahlt. Ist natürlich Quatsch, aber Xiao Lu hat das geglaubt und war natürlich sauer auf mich. Anscheinend hat auch jemand anders Anstoß daran genommen, dass er mich unterrichtet. Und der muss ziemlich wichtig gewesen sein. Nach weiterem endlosen Gezacker erklärt er sich bereit, das auch weiterhin zu tun, nur im Heping Park geht das nicht mehr. Also vielleicht in meiner Compound oder auf dem Gelände der Tongji- Universität, mal sehen. (Am Institut für Materialprüfung und Statik wäre mir natürlich am Liebsten. Geiler Ort). Mein Gott, was sind Kampfkünstler kompliziert! Dafür lädt er mich aber eines Sonntags in seine Gegend ein, wo ich ihm bei seinem Abendtraining gegenüber der Spielhölle seiner Gattin zuschauen darf. Spannend! Lerne gleich mal ein paar seiner zahllosen Geschwister kennen, die in den Häusern nebenan Geschäfte betreiben und mache Bekanntschaft mit interessanten Trainingsgeräten und –methoden, die in der Öffentlichkeit des Parks nicht zum Einsatz kommen. Fühle mich geehrt.
Meister Wu lädt Wang Ming Bo, einen dicken Freund von Rose ein, sich Tongbei mal anzuschauen. Wang, der sonst Yang- Stil übt, findet das so interessant, dass er ab sofort bei jeder sich bietenden Gelegenheit mitübt, sich gleich mal Fummel schneidern lässt und auch eifrig Notizen macht. Das wiederum findet Meister Wu ziemlich unangemessen und an uns geht die Ansage, bestimmte Dinge nicht zu zeigen, wenn Wang dabei ist. Für den Meister ist das so, als ob man einen Freund nach Hause einlüde und der auf einmal alle Dinge, die ihm gefallen, an sich nähme. Kann Meister Wu verstehen. Und irgendwie scheint er der Annahme zu sein, Wang wolle auch Tongbei unterrichten, was er jedem erzählt und was natürlich bei uns Schülern für helle Empörung sorgt. Rose merkt auch irgendwann, dass die Stimmung etwas angespannt ist und wendet sich hilfesuchend ausgerechnet an mich. Druckse erst ein wenig herum, kläre sie dann aber auf, soweit ich das kann. Dass der Meister selber die Gerüchte in die Welt gesetzt hat, verschweige ich hübsch. Und ich kann mich ja immer noch mit meinem schlechten Chinesisch rausreden. Rose ist natürlich schwer betroffen und eilt nach dem Training Meister Wu hinterher, um diese unschöne Sache zu klären. Bin mal gespannt, ob sie es geschafft hat.
Film:
Meine Tongbei- Brüder Andy und Jud haben einen Film über die Independent Musikszene hier in China gemacht und ich bin zur Vorpremiere eingeladen. Absolut empfehlenswert, bin beeindruckt. Mir war nie so klar, dass die Entscheidung, Punkmusiker zu werden, hier derartig weitreichende Konsequenzen hat. Sogar den totalen Bruch mit wirklich allem und totale gesellschaftliche Ächtung bedeutet. Respekt.
Der Film heisst „Down: Indie rock in the PRC“. Hoffe sehr stark, dass die beiden einen Vertrieb dafür finden oder den bei irgendwelchen Festivals platzieren können. Falls jemand die Chance hat, den Film zu sehen: Anschauen!!!
Freunde:
Eines unserer Vereinsmitglieder, Felix, tritt einen Job bei einem großen internationalen Softwareunternehmen in SH an. Was ich in einem Jahr nicht geschafft habe, leistet er bei einem einzigen Starbucks- Besuch bei sich um die Ecke: Er gabelt nette Leute auf. Wohne anscheinend in der falschen Gegend und/ oder bin zu unkommunikativ. Jedenfalls profitiere ich von seiner grandiosen Steilvorlage und habe ab sofort Leute zum Weggehen, die auch gute Happen zu schätzen wissen. Wir testen Restaurants, Kneipen und Spas und unternehmen interessante Ausflüge. Shanghai rockt!
Besuch:
Morgen, am 21.04.2011 kommt Stefanie. Bin schon total aufgeregt. Sieder beobachtet sein Weibchen bei den Vorbereitungen auf diesen lieben Besuch und ahnt große Zusammenhänge. Hoffentlich verstehen die beiden sich. Blicke zurück auf das eine Jahr, das seit ihrem letzten Besuch vergangen ist und muss schmunzeln. Da sie natürlich viel trainieren wird, bin ich gespannt, was sie so zu berichten hat. Und ich freue mich schon darauf, mit ihr um die Häuser zu ziehen und sie meinen neuen Bekanntschaften vorzustellen.
4 Kommentare:
"Krankheitstage zählen als unbezahlter Urlaub, Überstunden werden nicht anerkannt oder vergütet"
Welcome to the club - im letzten Job gab's (ausser 70 bis 80 Stunden in der Woche und kein Ausgleich) Urlaubfreiheit... man durfte Urlaub selbst genehmigen wenn die Zielvereinbarungen nicht dadurch gefährdet werden...
Skandalös! Und das bei einem deutschen Unternehmen! Bei uns brennt die Luft, ich wittere Revolution... ;-)
Hy Bad - schön mal wieder was von Dir zu lesen und nun zu wissen, dass es Dir gut geht. Und danke Dir und Stefanie fuer die guten Wuensche zu meinem Geburtstag.
vertippt noch mal: BAT natürlich. Sorry
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