Dienstag, Januar 22, 2008

04.12.07, Dienstag

Erste Ausfälle

Das Morgentraining machen von jetzt an wechselweise George und der Tong Bi Typ. Der ist derartig stumpf, dass er noch nicht mal rafft, dass er was völlig anderes macht als Tong Bei, also der Stil, den ich trainiere. Der Knabe bringt sich in Position, labert Blödsinn und lässt uns üben. Im Hintergrund lauern mit kritischen schmalen Augen Wuji und natürlich die Tong Bei Fraktion. Auf dem Weg zum Frühstück (Tigerpenisse und kalte Spiegeleier) fragt mich Xiao Lu, Meister Wus Assistent, ob ich das Training interessant gefunden hätte, was ich als Schülerin Wu Mao Guis natürlich arrogant verneine. Und schon gibt es die ersten Opfer: Stefanie und ein Schweizer Mädel leiden unter Durchfall und Erbrechen.

Also bin ich beim Xing Yi alleine, muß Anwendungen mit dem grotesk gewandeten Jim Lauderdale üben und werde von Chainsaw derartig hart geschlagen, dass sich ein enorm großer blauer Fleck auf meinem Unterarm bildet. Naja, wer mit den großen Jungs spielen will, muß auch was wegstecken können. Und ich bin sowohl von Wuji als auch von Wu Mao Gui schon mehrere Male echt böse erwischt oder ans Schienenbein getreten worden, nur gab das nie blaue Flecken. Diese beiden Typen wissen halt genau, wie sie zuhauen müssen, ohne Leuten Schaden zuzufügen. Obwohl sie das im Ernstfall natürlich durchaus könnten. Und das finde ich ein bisschen Scheiße von Chainsaw, Spaß daran zu haben, seinen Schülern bewusst wehzutun.

Nach dem gestrigen Schnuppertag hat sich unsere Tong Bei Klasse eigentlich ziemlich konsolidiert, wir sind so ca. 10 Leute, ich bin die einzige Schnalle und wir werden von einem Meister und zwei Assistenten bespielt. Was will man mehr! Stefanie hat nicht soviel Glück: Bei der Lan Shou Klasse schlagen so ca. 30 Leute auf und es übersetzt eine fette Hongkong- Chinesin, die die Leute mit schnarrender Stimme drillt.

Statt mir die langweilige Abendlektion anzuhören, führe ich ein intimes Gespräch mit Michael hinsichtlich des Trainings mit Chainsaw. Wuji hatte meinen blauen Fleck gesehen und mittels Handauflegen (hört sich jetzt albern an, wirkte aber) die Schmerzen gelindert, natürlich habe ich gepetzt, wer das war. Stefanie und ich sind irgendwie in einer echt dummen Situation: Da wir hier nur einmal im Jahr für ein paar Wochen aufschlagen, sind wir nicht so richtig Schülerinnen, aber weil wir die ganzen Interna kennen und unsere Meister uns anscheinend doch für nicht ganz unwürdig halten und mögen, irgendwie auch moralisch verpflichtet, dann eben nicht bei Chainsaw zu trainieren. Und mittlerweile würde es sogar auch ziemlich scheiße ankommen, wenn wir diesen Spitznamen gebrauchen würden, von uns wird erwartet, dass wir den korrekten chinesischen Namen benutzen. Stefanie ist noch relativ fein raus, weil sie heute sowieso auf der Schnauze gelegen und nicht am Training teilgenommen hat, aber ich muß mir mit Michael zusammen irgendeine Verteidigungsstrategie überlegen. Schließlich einigen wir uns darauf, dass Michael unseren Meistern erzählen wird, dass wir beide einfach neugierig waren, unseren Fehltritt bereuen und er sie fragen wird, ob sie uns was für Vormittags empfehlen könnten. Unabhängig davon beschließe ich, dann eben vormittags Qi Gong bei einem netten Opa zu machen, den ich schon mal irgendwo gesehen habe. Drei Stunden Qi Gong ist mir eigentlich zu lahm, aber vielleicht geht ja bei dem Opa was und die Meister sehen unseren guten Willen, vielleicht kann man sich ja auch irgendwie verpissen.

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