23.10.2006, Montag
Tatsächlich ist die See ziemlich rauh und das Boot sehr klein, es schwankt schon im Hafen wie verrückt, was mich sehr schnell eine Pille gegen Seekrankheit einwerfen lässt. Da das Boot sehr tief im Wasser liegt, gleicht die Überfahrt eher einem Tauchgang und das Boot krängt heftig von Seite zu Seite. Als erstes sehen wir wieder kurz das Video mit der glatzköpfigen Nonne, dann wankt ein Matrose durch den Gang und bietet es zum Kauf an. Als nächstes zeigt man einen Ausschnitt aus einem Video, das die religiösen Stätten Putuo Shans preist, wieder der wankende Matrose. So geht das im Minutentakt, aber angesichts der rauhen See ist die Kauflust der Mitreisenden eher gedämpft.
Auf der nächsten Insel, die wir ohne größere Verluste von Mageninhalten erreichen, will uns der Taxifahrer zu einer Inselrundfahrt überreden, was wir jedoch höflich ablehnen. Unser Bus entpuppt sich als sehr komfortabel mit Ledersitzen ausgestattet, fährt überpünklich ab und uns wird sogar noch ein Hefebrötchen und eine Zeitung in die Hand gedrückt. Eine Servicekraft, überwacht das Anlegen der Sicherheitsgurte, bedient das Bordvideosystem und säuselt mit süßer Stimme über ein halliges Mikrofon Anweisungen, die wir sowieso nicht verstehen. Bis zur Autofähre gibt es erstmal Karaoke und wir stellen fest, dass man durch das Mitlesen der Texte seine Vokabelkenntnisse enorm trainieren kann. Nach der Fähre zeigt man „The Abyss“ auf chinesisch, als wir im Stau um Hangzhou stehen zu meiner Freude „King of Beggars“ mit Stephen Chow. In der Gegend von Hangzhou fallen mir mal wieder die lustigen, quadratischen, dreigeschossigen Flachdachbauten auf, die von einem kleinen, in verschiedenfarbigem Plexiglas verkleideten Türmchen geschmückt werden, auf. Das Türmchen wird meistens noch von einem üppigen Blitzableiter in Form des Eiffelturms oder von großen Silberkugeln gekrönt. Letztes Jahr haben wir uns schon über diese doch eher bizarre Formensprache amüsiert, vielleicht hat ja ein Kollege in Hangzhou sich diesen Gebäudetyp patentieren lassen und verkauft diese Häuser jetzt von der Stange.
Während der Busfahrt machen wir per Handy unsere nächsten Trainingseinheiten aus, als wir um 18:00 Shanghai erreichen, ist Lily so durch den Wind, dass sie darum bittet, mit dem Unterricht am nächsten Tag eine Stunde später zu beginnen.
Stefanie und ich fahren zu Sashas, da wir dort ja schließlich das Projekt Putuo Shan auf Kurs gebracht haben und feiern den erfolgreichen Abschluss mit einer Pizza und einigen Gläsern Weißwein.
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