Da komme ich Dienstag von der Arbeit nach Hause und auf meinem Tisch prangt ein Päckchen, beschriftet mit den Krickeln meines ältesten Freundes. Steve. Ami. Perfektes Deutsch. Profundes Musikwissen (er und jb sollten sich blendend verstehen) und eine
bewundernswerte Hingabe, dies und seine Muttersprache zu vermitteln. Ohne das Päckchen überhaupt aufgemacht zu haben, bin ich gerührt. Und er hat auch noch 12,- $ Porto dafür bezahlt.
Mit vor Erregung zitternden Fingern zerre ich oben abgebildete Karte aus dem Umschlag und lache erstmal minutenlang. Ich stelle fest, dass ich immer noch Latein grob verstehen kann.
Das eigentliche Geschenk ist ein Abreißkalender mit Trivia zu dem King, natürlich erhält der gleich einen Ehrenplatz. (Obwohl... Eigentlich würde ich den gerne mit ins Büro nehmen. Ob mein neuer Chef das schätzen wird? Scheißegal. Probezeit ist jetzt rum).
Vor ein paar Jahren hat Steve mir schonmal einen ähnlichen Kalender geschenkt, da wurden dann allerdings Sachen wie des Kings Lieblingssandwich (5 Lagen Toast mit Erdnussbutter und gegrilltem Schinken, die er extra aus Tupelo einfliegen liess) angesagt, die ich meinem ungläubig staunendem Gatten jeden Tag vorlas.
Als ich mich ihm gegenüber ohne Hintergedanken begeistert darüber geäußert habe, dass die amerikanische Post Briefmarken mit Superhelden herausgebracht hat, hatte ich kurze Zeit später einen Bogen im Briefkasten. Natürlich hängt der ordentlich gerahmt bei uns im Wohnzimmer.
Als mich persönliche Katastrophen ereilt haben, war Steve einer der ganz wenigen Leute, die ich angerufen habe und er hat mir tausende von Kilometern entfernt zugehört und mich getröstet.
Steve kann sich stundenlang darüber aufregen, dass sich am Tiefkühlregal eines deutschen Supermarktes der Hinweis befindet, man möge vor dem Öffnen der Tür überlegen, was man wolle, und dann das gewünschte zügig entnehmen, um so Energie einzusparen. Er findet es aber völlig in Ordnung, dass auf amerikanischen Produkten Hinweise wie " Vorsicht, Kaffee ist heiß, wenn sie sich den zufällig über die Hose kippen, könnnte das ihrem Kinderwunsch möglicherweise nicht zuträglich sein, aber bitte machen Sie uns für Ihre Trotterligkeit nicht verantwortlich" stehen.
Aber ohne Steve gäbe es diesen blog nicht, denn ich habe auf seinen Wunsch hin angefangen zu schreiben, um ihm über die Fußball- WM und die Stimmung hier in Deutschland zu berichten.
Ich könnte jetzt noch weiter und weiter schwafeln.
Der Punkt ist: Wir kennen uns jetzt seit fast zwanzig Jahren.