Samstag, Juli 17, 2010

足球世界杯赛第二 – WM #2

Bin beim Bürotippspiel doch tatsächlich Zweite geworden und jetzt auch noch das: Obwohl mir Smartshanghai mittlerweile versichert hat, ich würde dann doch was besseres kriegen als eine angesoffene Flasche Teqiula und eine Umarmung vom Chefredakteur.
Witzigerweise ist hier nicht nur unsere Nationalmannschaft durch ihr erfrischendes Spiel sehr populär geworden, der in China zur Zeit beliebteste Bewohner Deutschlands ist Tintenfisch Paul. Der heisst hier zhangyu baoluo (章鱼保罗) und bringt die Chinesen voll zum Ausflippen. Meine eine Kollegin war derartig begeistert, dass sie sich bei dem Entwurf einer Rampe von Krakenarmen inspirieren liess und über die Haltung eines Tintenfisches nachdenkt. Auf der Expo verteilte neulich ein Pavillon Stempel mit Tintenfischen, was zu einem Massenansturm führte. Viele hofften, die Weisheit des Celaphopoden werde auf sie abfärben, wie man den Medien entnehmen konnte. Und auch der Präsident von Shanghai Shenhua soll angeblich schon in Oberhausen gesichtet worden sein um zu erkunden, ob Shenhua die chinesische Meisterschaft gewinnt. (Shenhua wird leider nicht Meister).
Sogar Xiao Lu sprach mich heute auf Paul an, er fand es allerdings sehr witzig, dass die Spanier das Tier unbedingt haben wollen und die Deutschen ihn auch für teuer Geld nicht rausrücken. Als ich erklärte, die meisten Deutschen hätten das Mistvieh sowieso nach der Vorhersage des Spanienspieles am liebsten in Knoblauchbutter schwimmend auf einem Teller gesehen, lachte er, machte mit der Hand schnelle Hackbewegungen (zazazazaza), führte pantomimisch Stäbchen an den Mund und rieb sich den Magen.

Freitag, Juli 16, 2010

想家 - Heimweh

Nachdem ich großmäulig angekündigt hatte, für den Fall des Finaleinzuges der deutschen Nationalmannschaft nach Hause zu kommen, bin ich am Boden zerstört, als wir im Halbfinale von Spanien geschlagen werden. Nicht etwa, weil mir Fußball derartig viel bedeutet, vielmehr hatte ich mich insgeheim schon auf Deutschland gefreut. Schließlich bin ich jetzt schon über ein halbes Jahr in China.
Krank und voller Kummer am Finalwochenende, Xiao Lu besucht mich und bringt eine Wassermelone und chinesische Medizin mit. Aber noch nicht mal der kann mich aufheitern und das will schon was heißen.
Ich will endlich meine Freunde und vor allen Dingen meinen Gemahl wieder sehen. Ich will endlich wieder Kreuzungen überqueren, ohne um mein Leben fürchten zu müssen. Und auf unbevölkerten Straßen laufen, die sich bei Regen nicht gleich in rutschige Todesfallen verwandeln. Ich will endlich mal wieder andere Haarfarben sehen als immer nur Schwarz oder schlimme Farbmissglücke. Und keine krötigen Typen, die in Unterhosen und bis unter die Achseln hochgerollten Feinrippunterhemden auf der Gasse rumhängen. Ich will auf meinem schicken Ledersofa vor einer Glotze einpennen, die anständiges Programm in meiner Muttersprache sendet. Ich will nicht mehr meine Freizeit damit zubringen, nach Dingen des alltäglichen Lebens wie Schuhen in Größe 40 oder Kühlschrankglühbirnen zu jagen. Ich vermisse deutsche Disziplin und Sorgfältigkeit, ich vermisse saubere öffentliche Toiletten, auf die man sich hinsetzten kann und die nicht gleich verstopfen, wenn man Klopapier reinschmeißt.
Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: Shanghai ist die geilste Stadt der Welt und China rockt. Aber jetzt ist mal gut.
Einiges Hickhack, schließlich buche ich endlich meinen Heimflug. Ankunft am Samstag, dem 14.08., exakt acht Monate habe ich Deutschland dann nicht mehr gesehen. Zwei Wochen in der Heimat, freue mich. Und vielleicht lerne ich ja dann endlich mal Herrn Burland kennen.