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Mittwoch, Oktober 26, 2011

德国 – Deutschland


- Sieder versteckt sich erst mal unter dem Bett, um von dort aus vorsichtig sein neues Revier zu erkunden. Er lernt Teppiche zu schätzen und wählt ziemlich schnell seinen Lieblingsplatz, korrekterweise auf einem Deutschland- Kissen. Erweiterung seines Reviers um das Doppelte und der neue männliche Dosenöffner sind auch ganz nett. Dass bei uns zu Hause ständig was los ist, findet er auch klasse und verwickelt die uns besuchenden Zweibeiner gerne in ausgiebige Gespräche. Dass er nicht auf den Balkon darf, findet er allerdings mäßig geil. Anfängliche Schwierigkeiten mit der Fütterung , aber dafür jede Menge interessantes neues Spielzeug. Und zum Glück ist ja noch das Weibchen da, an das man sich bei Bedarf kuscheln kann.

- Hochzeit meines Lieblingscousins in Berlin, freue mich, dass ich meine Familie wiedersehe und auf einer Hochzeit tanzen kann. Die letzten paar Jahre waren ja für Familientreffen eher unerfreuliche Anlässe. Wetter ist bombig. Deutschland rockt.

- Wir besuchen das Bauhaus in Dessau. Bin aufgeregt, schließlich ist das hier die Wiege der zeitgenössischen Architektur und des modernen Designs. Wir bummeln andächtig durch die Gebäude und ich versuche mir vorzustellen, wie das hier in den 30er Jahren brummte und ambitionierte junge Leute die Flure bevölkerten, die das Glück hatten, von Lehrern wie Mies van der Rohe oder Walter Gropius unterrichtet zu werden. Beeindruckend.

- Abhängen mit Freunden, Samstags laufe ich auf dem Markt zufällig Herrn Burland, der mit der in Mainz gestrandeten, ebenfalls bloggenden Australierin Helen einen Kaffee genießt an der Blechdose auf Rädern in die Arme. Mainz ist ein Dorf.

- Interessantes Erlebnis: Ich nehme zum ersten Mal in meinem Leben an der Sitzung einer Bürgerinitiative teil. Interessiert mich als Professionelle. Auf der Ludwigsstrasse will ein messfremder Investor durch Um- und Ausbau ein Mega- Einkaufszentrum etablieren. Mache mich kundig und studiere die Pläne. Zu diesem Thema gab es schon mehrere Wettbewerbe, an denen ich für verschiedene Büros beteiligt war. Denke, dass der Investor keine Ahnung hat und der Entwurf eine städtebauliche Katastrophe ist. Diese Meinung scheinen viele Mainzer zu teilen, allerdings entweder aus handfesten wirtschaftlichen (isch bin en ordentlischer Einzelhandelkaufmann der vierten Generation und sehe misch gefährdet) oder eher diffusen (unser Meenz werd verschandelt) Gründen. Auf jeden Fall aufschlussreich. Nach allem, was ich so höre und sehe denke ich, dass Mainz und Shanghai gar nicht so unterschiedlich sind.

- Verfolge im Netz die Eingänge auf mein chinesisches Konto. Als ich sehe, dass ich meinen Lohn für August anstandsgemäß erhalten habe, kündige ich formvollendet per mail. Natürlich habe ich schon einen neuen Job. Keine Reaktion von meinem Boss, aber die chinesischen Kollegen sind anscheinend echt traurig. Mein deutscher Kollege war natürlich eingeweiht. Ist eigentlich nicht mein Stil, so linke Nummern zu schieben, aber da bis jetzt fast alle Leute von denen unfair behandelt wurden mache ich das jetzt halt auch so. Den Septemer habe ich sowieso komplett abgeschrieben.

- Sieder und Ali kommen gut miteinander aus, bin beruhigt. Und obwohl ich Mainz über alles liebe und meine Leute schrecklich vermissen werde, habe ich Heimweh nach dem dreckverpesteten Shanghai mit seinem chaotischem Verkehr, seinen verpeilten aber liebenswerten Einwohnern und seinen Wolkenkratzern. Und bald kommt ja auch Lilo und Weihnachten hoffentlich Ali. Bis denne, Deutschland.

Freitag, Oktober 14, 2011

麦克四大第二 – Mike Sieder #2

Zwei Tage vor Abflug hole ich in der Tierklinik die Transportpapiere ab. Alles in Ordnung, das Vieh darf das Land verlassen. Zum Glück muss ich nicht noch einmal mit der Katze vorstellig werden, das hätten meine Nerven nicht mitgemacht. Von der Tierklinik mit Papieren zu China Eastern, wo ich denn endlich auch die letzten Formulare bekomme und jetzt auch wirklich ganz sicher ist, dass Sieder befördert wird.

Überraschungsbesuch von Xiao Lu, der sich von mir verabschieden will. Erklärung für seine lange Abwesenheit: Vor ein paar Wochen hat er sich mit seinem Elektroroller auf die Fresse gelegt und sich dabei den rechten Unterarm und einige Knochen seiner Hand gebrochen. Außerdem noch Stress in der weitläufigen Familie. Unterarm gedrahtet und dick geschwollen, der arme Kerl bietet ein Bild des Jammers. Sieht fast so aus, als ob er geschrumpft wäre, abgenommen hat er auf jeden Fall. Und Training ist jetzt auch erst mal längere Zeit nicht, von Parktraining mal ganz abgesehen. Er ist sehr frustriert, versuche, ihn mit meinen begrenzten Sprachkenntnissen aufzuheitern, so gut ich kann. Sieder und ich jedenfalls werden mit einem Küsschen verabschiedet und mit den besten Wünschen auf die lange Reise geschickt, Xiao Lu würde uns wohl gerne begleiten. Eine Spritze in den Hintern und einen Mikrochip zwischen die Schultern würde er dafür wohl auch gerne in Kauf nehmen, aber für menschliche Chinesen ist das mit dem Visum leider nicht so einfach.

Am Tag meines Abflugs verfolgt der Kater aufmerksam, wie ich den Koffer packe, wie spannend! Und warum verpacke ich auch seinen Mainz 05 Fressnapf und seine Lieblingsspielzeuge? Aufregend. Ganz zum Schluss mache ich mich an seiner Box zu schaffen und lege sie mit dem Handtuch und saugfähigem Papier aus, was ihn natürlich neugierig werden lässt. Muss sofort untersucht werden, ich schließe schnell die Tür der Box. Als Sieder dämmert, dass diese Tür sich so schnell nicht mehr öffnen wird, wird er ungehalten. Packe beherzt Koffer und Box, schultere den Rucksack, verlasse meine Wohnung und schließe die Wohnungstür ab. Habe meinen Freund noch nie derartig wütend und markerschütternd kreischen hören, aber da muss er jetzt durch, auch wenn mir fast das Herz bricht.

Erwische auch sofort ein Taxi, dessen Fahrscherge allerdings nicht ganz so der große Tierfreund ist. Er macht sich Sorgen, mein Kater könne sein vergammeltes Taxi verunreinigen. Nein, ganz sicher nicht, die Box ist doch wasserdicht und das Tier kann auch bestimmt nicht entkommen. Nach einigem Hin und Her fährt er uns endlich zum Flughafen, meinen Koffer muss ich aber hübsch selber in den Kofferraum wuchten. Blödmann.

Der Check- In verläuft dann auch ziemlich reibungslos. Die Papiere werden studiert, die Box mit Nylonbändern gesichert (10,- RMB), der Kater samt Box gewogen und ich zur Zahlung von 2.600,- RMB aufgefordert. Sieder wimmert leise vor sich hin, nur ab und an erhebt er seine Stimme. Ein ausländischer Vater mit seinem quengelingen Mischlingskind ist für diese unerwartete Ablenkung sehr dankbar, denn der Bengel ist von meinem Tier total hingerissen. Schließlich schlendert ein junger Mann in Arbeitsbekleidung mit einem Rollwägelchen herbei, auf das er sachte aber emotionslos die Box mit meinem Liebling stellt. Verabschiede mich hastig, dann karrt der junge Mann gemütlich und fröhlich pfeifend Herrn Sieder in die dunklen Eingeweide des Pudong International Airport. Hoffentlich zur richtigen Maschine.

Nachdem ich die Sicherheitskontrollen passiert habe, bleibt gerade noch Zeit für eine Dose Bier und eine hastig genossene Zigarette, dann boarden wir auch schon. Stürme als erstes gleich mal auf den für meinen Abschnitt zuständigen Steward zu und verlange zu wissen, ob meine Katze an Bord sei. Der Knabe versteht leider nur mäßig Englisch, deswegen wiederhole ich mein Ansinnen auf Chinesisch. Katze im Cargo? Keine Ahnung. Ja, ob er bitte nachfragen könne? Der Steward verschwindet trotz seiner sich wie immer völlig undiszipliniert verhaltenden Landsleute. Als endlich alle Reiskocher, Plastiktaschen und -tüten und dergleichen sicher verstaut sind, kommt er wieder und strahlt über das ganze Gesicht. Daumen nach oben, Cat in Cargo. Da er mir ein netter Mensch zu sein scheint, glaube ich ihm, dass er sich tatsächlich erkundigt hat und sich nicht nur durch meine Anfrage der Bändigung der Volksgenossen in willkommener Weise entzogen hat. Könnte jedenfalls den Flug entspannt genießen, wenn die Klimaanlage nicht auf Kühlhaustemperaturen heruntergeschraubt wäre.

Landung frühmorgens in Frankfurt, nachdem ich meinen Koffer vom Band gezerrt habe, erkundige ich mich, wo ich denn jetzt mein Tier abholen könne? Oh, da hinten beim Sperrgepäck. Wie? Nicht in der „Animal Lounge“ irgendwo in „Cargo City“ wie auf der offiziellen Website des Frankfurter Flughafens angegeben? Und muss nicht ein Veterinär meinen Freund begutachten und freigeben? Das mit dem Veterinär weiss der freundliche Herr jetzt auch nicht so genau, aber er ist ganz sicher, dass Sieder beim Sperrgepäck abzuholen ist und gibt mir eine genaue Beschreibung dieses Bereiches. Warte unruhig eine Ewigkeit, ein netter Polizist beruhigt mich. Sperrgepäck wird als Letztes ausgeladen. Freue mich, statt Shanghainese mal wieder Hessisch zu hören. Endlich sehe ich, wie das Frankfurter Gegenstück zu dem Shanghaier Flughafenmitarbeiter eine Rosa- Weiße Box sachte vor dem Lastenaufzug niedersetzt und renne überglücklich auf ihn zu. Trinkbehälter fehlt und zusätzlich zu den Nylonstrippen sind noch ein paar Schnüre um die Box geschlungen und ungeschickt verknotet. Mein Tier muss wohl randaliert haben. Tigerherz, ganz wie sein Menschenweibchen. Bin stolz auf ihn. Sieder kauert jedenfalls maulend in seiner Box, der nette Cargotyp weiß von nichts, meint aber, der Zoll werde sich schon um alles kümmern. Keine Sau mehr am Zoll, renne einfach durch und Ali in die Arme. Sieder ist deutscher Staatsbürger, ich bin bei meinem Gatten und alles ist gut.

Montag, August 08, 2011

想家第二- Heimweh #2

War jetzt fast ein Jahr nicht mehr zu Hause und so langsam überkommt mich wieder der China- Blues. Arbeit ist Scheiße und ich habe seit fast zwei Monaten nicht mehr anständig trainiert. Xiao Lu ist spurlos verschwunden, noch nicht mal Meister Wu weiss, was mit dem los ist.
Und obwohl ich gelernt habe, die kleinen Widrigkeiten des Alltags zu meistern und krötige Typen in Unterhosen, die im Sommer die Straßen bevölkern oder modische Entgleisungen für mich einfach zum normalen Stadtbild gehören, freue ich mich einfach nur auf Deutschland. Denke, das wird jedem so gehen, der in einem fremden Land lebt.
Und obwohl ich von einem Mopedfahrer über den Haufen gefahren wurde, ich unter rätselhaften Hautausschlägen oder anderen gesundheitlichen Phänomenen leide, Taifune um
meine Fenster peitschen und ich beim Frisör neulich derbe abgerippt wurde, weiss ich, dass Shanghai für mich immer meine zweite Heimat seien wird. Mache mir allerdings langsam Sorgen, ob ich mich an das geordnete Leben in Deutschland überhaupt wieder werde anpassen können. Immerhin habe ich keine Probleme mehr damit, beim morgendlichen Metro- Kungfu meinen Mitreisenden brutal meine Handtasche in die Kniekehlen zu schwingen, um einen guten Platz zu ergattern oder die Kassiererin beim Einkauf lautstark auf das Angebot „Kaufe eines, kriege eines geschenkt“ hinzuweisen. Musste feststellen, dass ich mir das zustimmende Shanghainesische „Eeeeeeeeeh“ auch schon angewöhnt habe. Und über Rechnungen wird grundsätzlich diskutiert, ebenso wird im Restaurant für die Auswahl von Speisen mindestens eine halbe Stunde benötigt, um anschließend die Hälfte wieder zurückgehen zu lassen („Das hatten wir so nicht bestellt! Hatten Sie nicht gesagt, das sei Vegetarisch?! Da ist aber Fleisch/ Wurst/ Fisch/ Krabbe dran, das wollen und zahlen wir nicht!“).Verkehrssünder tituliere ich aber noch auf deutsch und auf die Straße rotze ich auch noch nicht. Auch nutze ich die langweiligen Metrofahrten/ Bürostunden noch nicht dazu, meine Nägel ausgiebig mit einem Klipser zu bearbeiten und bin noch nicht mit meinem Mobilfon verwachsen. Und ich kann immer noch nicht während der Arbeitszeit oder in der Metro in komatösen Schlaf verfallen. Oder habe mindestens einen superlangen Fingernagel, mit dem sich allerlei Interessantes aus diversen Körperöffnungen zu Tage fördern lässt, nur um es nach ausgiebiger Begutachtung achtlos in Richtung der Mitmenschen zu schnipsen. Mit so einem Fingernagel lassen sich im Übrigen auch Mobilfone oder andere Elektrogeräte mit Touchscreen hervorragend bedienen, diesen albernen Stift braucht man gar nicht mehr.
Ich weiß. Leute, die dieses wundersame Land nur für jeweils ein paar Wochen im Jahr aufsuchen, mögen diese Angewohnheiten als liebenswert schrullig empfinden. Wenn man aber hier lebt, ist das etwas ganz anderes.
Nur noch knapp ein Monat, dann fliegen der Kater und ich nach Hause. Freue mich schon auf Bundesligaübertragungen in meiner Muttersprache, bei denen ich nicht den Namen der Spieler oder gar der Vereine grob erraten muss. Freue mich vor allem auf meinen verständnisvollen Gatten, auf meine Freunde, auf anständige Brötchen. Auf Essen. Auf Wein. Auf Meenz.
Alla fott, bis zum 9. September.

Montag, Oktober 04, 2010

异客在异乡 – Fremde in einem fremden Land #2

Zwei Wochen in Deutschland und es ist, als sei ich nie fortgewesen. Wache zwar jeden Morgen völlig desorientiert auf und habe Angst, zu spät zur Arbeit zu kommen und bin ansonsten ziemlich unentspannt, aber endlich kann ich meine Leute wiedersehen. Training und anschließendes Apres- Qi mit Lilo und Elli im Heiligen Aal. Noch viele Sachen zu regeln, aber schließlich komme ich endlich dazu, stressfrei Klamotten und Schuhe kaufen und auch zum Friseur. War nach acht Monaten Shanghai auch mal nötig.
Herrn Burland und seine charmante Gemahlin lerne ich dann auch endlich kennen, er schafft es sogar, ein einigermaßen anständiges Foto von mir zu schießen. (Habe mich langsam schon gefragt, ob ich wirklich so schlimm aussehe oder einfach nur unfotogen bin).
Am Ende meines Urlaubs dann doch noch Mega- Stress: Der Lüfter meines Rechners macht die Hufen hoch und das, nachdem wir das Teil gerade neu aufgesetzt hatten. An meinem letzten Abend in Mainz also hektisches grob-auf-die-Reihe-bringen des Rechners, nichts mit entspanntem Abschieds- Training mit den Mädels und lecker Essen mit dem Herrn Gemahl.
Reise mit einem halbwegs eingerichteten Rechner zurück nach Shanghai, hoffentlich schaffe ich es, ins Netz zu kommen. Alles andere wäre eine Katastrophe.
Netz funktioniert, aber auf einmal fühle ich mich hier sehr einsam. Alle anderen Leute haben schwarze Haare und ich knalle mit meiner Größe und meiner Haarfarbe mal wieder voll raus. Und Sachen, die in Deutschland reibungslos liefen, sind auf einmal wieder kompliziert. Oder Sachen, die in Deutschland kompliziert sind, sind hier auf einmal kein Problem. Man hört ja immer wieder, Shanghai sei eine so stressige und laute Stadt. Stimmt nicht, meine Wohnung in der Mainzer Altstadt ist lauter als die hier in Shanghai und die Shanghaier sind ganz schön entspannt. Jedenfalls, wenn sie flanieren. Das tun sie nämlich sehr gemächlich und unter voller Ausnutzung der Bürgersteigbreite, gerne auch mit den besten Freundinnen/ Freunden untergehakt. Und telefoniert oder mit dem Mobilfon sonstiges getrieben wird dabei auch. Kann mich als zielorientierte Deutsche manchmal zur Weißglut treiben, vor allem, wenn ich mit schweren Einkaufstaschen beladen bin. Das einzig wirklich stressige in Shanghai sind für mich die Menschenmassen und die weiten Entfernungen, obwohl ich es sowohl zum Park als auch zur Arbeit echt nicht weit habe.
Bin dann in meiner ersten Arbeitswoche gleich auch mal zwei Tage krank. Frage mich, ob es das alles hier wirklich wert ist.
Bauschäden in meiner Bude, Tauwasserbildung an einer Erkerwand. Chinesen haben halt keine Ahnung von Bauphysik, leider weiß ich nicht, was „diffusionsoffener Anstrich“ auf Chinesisch heißt, sonst würde ich meiner Vermieterin mal was erzählen. Aber wahrscheinlich ist das Zeug hier sowieso sauteuer. Klimaanlage im Schlafzimmer tropft auch, zum Glück sind die Temperaturen wieder so erträglich, dass man sie nicht unbedingt einsetzen muss.
Komme von der Arbeit nach Hause und entdecke, während ich mir die Schuhe ausziehe, im Bade-zimmer eine träge krabbelnde Kakerlake. Bin wie gelähmt. Dass es das Viehzeug hier gibt, wusste ich natürlich, aber da ich neun Monate keine zu Gesicht bekommen hatte, wähnte ich mich sicher. Also Schuhe wieder an und ab zum E- Mart, wo Giftköder und Spray erworben werden. Das Biest soll verrecken, bevor es seinen Kumpels Bescheid sagen kann.
Die Giftköder werden in Bad und Küche verteilt, der Spray griffbereit unter der Spüle deponiert. Jetzt wird auch Shen Ayi wissen, was Sache ist und auf der Hut sein.
Kaufe mir die neue Staffel von Dr. House und ein paar Filme als Trostpflaster. Bin angenehm über-rascht, es gibt sogar Untertitel und die brauche ich bei Dr. House trotz guter Englischkenntnisse allein wegen der ganzen Fachausdrücke. Kann mich auch bei Vegetarian Lifestile mit meinen geliebten Nudelsuppen eindecken, es geht aufwärts.
Training mit Xiao Lu, wir arbeiten sehr systematisch an den Einzelbewegungen und den dazugehörigen Schrittfolgen. Bin glücklich, denn als Deutsche und als Ingenieurin finde ich Systematik natürlich klasse. Es gibt eine bestimmt Reihenfolge für diese Übungen und die klappern wir jetzt ab. Nehme mein Projekt „Dokumentiere Heyi Tongbei“ wieder auf.
Fortsetzung des Chinesisch- Unterrichts, danach geht Ying pinkeln und schließt natürlich die Schie-betür meines Badezimmers. (Ich mache das nie, bin ja schließlich alleine). Nach dem Öffnen der Tür starren wir beide auf eine auf der Schwelle liegende Kakerlake, die offensichtlich ihrem Schöpfer gegenüber getreten ist. Wir beide kreischen, dann fege ich das leblose Insekt auf, Ying nimmt die Tüte mit runter. Anscheinend hat das Vieh den Köder gefressen und ist unter der Tür verendet. Gut, soll den anderen eine Warnung sein. Fühle mich mal wieder gestresst.

Freitag, Juli 16, 2010

想家 - Heimweh

Nachdem ich großmäulig angekündigt hatte, für den Fall des Finaleinzuges der deutschen Nationalmannschaft nach Hause zu kommen, bin ich am Boden zerstört, als wir im Halbfinale von Spanien geschlagen werden. Nicht etwa, weil mir Fußball derartig viel bedeutet, vielmehr hatte ich mich insgeheim schon auf Deutschland gefreut. Schließlich bin ich jetzt schon über ein halbes Jahr in China.
Krank und voller Kummer am Finalwochenende, Xiao Lu besucht mich und bringt eine Wassermelone und chinesische Medizin mit. Aber noch nicht mal der kann mich aufheitern und das will schon was heißen.
Ich will endlich meine Freunde und vor allen Dingen meinen Gemahl wieder sehen. Ich will endlich wieder Kreuzungen überqueren, ohne um mein Leben fürchten zu müssen. Und auf unbevölkerten Straßen laufen, die sich bei Regen nicht gleich in rutschige Todesfallen verwandeln. Ich will endlich mal wieder andere Haarfarben sehen als immer nur Schwarz oder schlimme Farbmissglücke. Und keine krötigen Typen, die in Unterhosen und bis unter die Achseln hochgerollten Feinrippunterhemden auf der Gasse rumhängen. Ich will auf meinem schicken Ledersofa vor einer Glotze einpennen, die anständiges Programm in meiner Muttersprache sendet. Ich will nicht mehr meine Freizeit damit zubringen, nach Dingen des alltäglichen Lebens wie Schuhen in Größe 40 oder Kühlschrankglühbirnen zu jagen. Ich vermisse deutsche Disziplin und Sorgfältigkeit, ich vermisse saubere öffentliche Toiletten, auf die man sich hinsetzten kann und die nicht gleich verstopfen, wenn man Klopapier reinschmeißt.
Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: Shanghai ist die geilste Stadt der Welt und China rockt. Aber jetzt ist mal gut.
Einiges Hickhack, schließlich buche ich endlich meinen Heimflug. Ankunft am Samstag, dem 14.08., exakt acht Monate habe ich Deutschland dann nicht mehr gesehen. Zwei Wochen in der Heimat, freue mich. Und vielleicht lerne ich ja dann endlich mal Herrn Burland kennen.

Dienstag, Januar 12, 2010

Abschied ist ein scharfes Schwert

Bin Freitag zu erledigt, um ein Abschiedstraining zu absolvieren. Deshalb schaut Elli Montags in ihrer Mittagspause vorbei und schenkt mir einen bronzefarbenen Anstecker mit dem Dom, dem Stadtwappen und dem Schriftzug "Mainz". Das Ganze hat sie liebevoll verpackt. Wie lieb von ihr, den werde ich in der Ferne bestimmt oft tragen. Abends kommt Lilo, letzte Gespräche und Klärung von Vereinsangelegenheiten. Sie freut sich schon auf ihren Wudang- Aufenthalt im Mai, dann werden wir uns wiedersehen. Den Flug hat sie jedenfalls schon gebucht. Zum Glück sind wir so ein internationaler Haufen.
Dienstag Morgen wird der mir von Stefanie zu Weihnachten geschenkte Gutschein für eine Schulter-/ Rückenmassage beim Thai eingelöst (war bitter nötig) und ich lasse mein güldenes Haar vom Friseur bearbeiten. Wer weiß schon, was Chinesen damit anstellen! Die Bestätigung der Auslands- Krankenversicherung trifft auch auf den letzten Drücker ein, da hatte ich schon ein wenig Sorge. Prima, jetzt kann ich mich bedenkenlos in Shanghai vor ein Auto werfen. Mein neuer bester Freund, Herr Ma fragt an, wann ich denn am liebsten die Medical Examination machen würde? Er würde dann nämlich schon mal einen Termin für mich klarmachen. Was für ein umsichtiger Mann.
Dann kommt das Schlimmste: Koffer packen! Bin in totalem Streß, die bewegendste Frage ist natürlich, welche und wieviele Schuhe ich mitnehme. Bei meiner Größe dürfte es in China schwierig werden, welche zu kaufen und als Dame von Welt will man ja anständig gewandet sein. Schließlich platzt der Koffer aus allen Nähten und wiegt 32 Kilo, das wird morgen unschön. Tonnenweise Bücher nehme ich im Handgepäck mit, die leckeren Haferkekse müssen zugunsten eines Reiseführers zurückbleiben. Den restlichen Kram kann Stefanie mir ja dann vielleicht im April mitbringen.
Als Henkersmahlzeit gibt es Käsefondue, mir kracht die Schwarte. Grüner Silvaner des Weinguts Wittmann wird entkorkt, den hatten uns die Nachbarn zu Weihnachten geschenkt. Witzigerweise habe ich in meinem alten Büro mann + schneberger (Gute Jungs, nicht der, der mich gefeuert hat) den Umbau und die Erweiterung zweier Kelterhallen für dieses Weingut betreut, da mundet der Wein natürlich doppelt so gut. Nochmal ab in die Badewanne, wer weiß, was ich in Shanghai für eine Klitsche bewohnen werde. Mit Sicherheit eine ohne Badewanne.
Zum letzten Mal für lange Zeit genieße ich bei einem hervorragenden Glas Weisswein ein schnelles und vor allem unzensiertes Internet. Als ich mein geliebtes Mainz Daily Photo aufrufe, bin ich vom Donner gerührt: Herr Burland widmet mir seinen heutigen Post! Selten zuvor in meinem Leben habe ich mich derartig geehrt gefühlt und bin unendlich bewegt. Vielen Dank, jb. MDP allein ist schon Motivation genug, in China einen Weg über die Grosse Brandmauer zu finden. Und vielleicht schaffen wir es bei einem Heimurlaub auch endlich mal, uns am TSOW zu einem Kaffee einzuladen.

Freitag, September 11, 2009

Mainz rockt

Herr Burland hat sich endlich entschieden, seinen Mainz Daily Photo blog fortzusetzen.
Grandios, bin außerordentlich erfreut. Weiter so!

Freitag, Februar 27, 2009

Fastnacht

21.02.2009, Samstag

Bin ja sonst eigentlich als nüchterne Norddeutsche nicht so die begeisterte Fastnachterin, aber schließlich müssen die letztes Jahr in Shanghai erworbenen Perücken endlich mal ausgeführt werden. Als ich mein Modell zurechtfummele, bemerke ich zu meinem Erstaunen einen "Made in Japan" Einnäher. Und sowas wird in China verkauft! Wenn ich allerdings an die abgefahrenen Modelle in dem Laden und an die Mangafraktion im SISU zurückdenke, wundert mich das Herkunftsland nicht. Schräg.
Wir eilen auch zügig ins Irish Pub und ergattern sogar die gleichen Plätze wie letztes Jahr. Zwanghaft. Wir werden alt.
Während wir letztes Jahr zwei schwule Trekkies gerissen haben, kommen wir dieses Jahr mit einer ganzen Gruppe von süßen Jungs aus Trebur ins Gespräch. Dass wir Studentinnen kurz vor dem Vordiplom sind, nehmen die uns dann doch nicht ab, aber trotzdem erstaunlich, was man mit ein paar Pfund Schminke und einer Perücke so alles aus sich machen kann.
Ach ja, falls Zweifel bestehen: Stefanie war als Piratin, ich als Russennutte kostümiert.

Freitag, Februar 20, 2009

Fußball ist ein Spiel mit 22 Spielen und Mainz 05 gewinnt an Fastnacht nie

Leibhaftige Zeugin dieser traurigen Wahrheit wurde ich am Samstag, dem 25.02.2006, als ich karnevalistisch gewandet von der VIP- Tribüne aus fassungslos das grandiose 2:0 Scheitern unserer Mannschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern ansehen musste. Naja, die Karten waren geschenkt und wenigstens konnten wir uns ordentlich im VIP- Bereich sattfressen und -saufen. Ich erinnere mich immer noch voller Rührung an den vor mir sitzenden älteren Herren im vornehmen Mantel mit Pelzkragen und Narrenkappe, der so hemmungslos seinen Gefühlen nach jedem Tor freien Lauf ließ.
Am heutigen Fastnachtsfreitag deklassiert mein Verein Hansa Rostock zu Hause 3:1. In der Stadt brennt die Luft.
Helau!

Sonntag, November 23, 2008

Erster Schnee

Liege schön eingekuschelt auf dem Sofa und schaue mir meine Lieblingsfolgen von "Avatar- Herr der Elemente" an (ein Füllhorn der Weisheit, unfassbar) , als mich ein träger Blick aus dem Fenster aufschrecken läßt- es schneit! Das darf doch nicht war sein!
Hektisch werden die empfindlicheren der Pflanzen reingeschleppt, die Chillies (Nomen est Omen) hatte ich gestern schon gerettet. Nach dem Sturmchaos am Freitag (Baum auf Oberleitung der Straßenbahn, brauchte Stunden bis nach Hause) freue ich mich schon auf meinen Weg zur Arbeit morgen früh. Und Mainz hat auch noch zu Hause gegen St. Pauli 2:2 den Sieg verschenkt. Wenigstens haben die Lauterer verloren, so dass wir weiterhin Tabellenführer sind.
Um das beste aus dieser Situation zu machen, hülle ich mich in meine dicksten Klamotten, begebe mich in die weiße Hölle und schieße ein paar hübsche Schneebilder für meinen großen Bruder in China. Der wird das bestimmt wieder ganz toll finden.

Sonntag, August 31, 2008

Rizzi


Da wir heute früh auf den Beinen waren, beschlossen wir spontan, die James Rizzi Ausstellung in der Rheingoldhalle zu besuchen.

Bemerkenswert ist das vor allem deshalb, weil wir seit Beginn der Ausstellung davon reden, diese endlich mal zu besuchen und auch schon mehrere halbherzige Versuche unternommen haben. Heute endlich, am letzten Tag der Retrospektive also stehen wir schon pünktlich um 10.00 auf der Matte, um Worten endlich Taten folgen zu lassen.

Ich selber bin irgendwann in den Achtzigern auf diesen Künstler aufmerksam geworden, als er die Plattencover vom Tom Tom Club gestaltet hat.
In den Neunzigern flogen wir dann auch mal mit dem von ihm bemalten Condor- Flieger, dem Rizzibird, nach Thailand. An den Flug erinnere ich mich heute noch gerne, denn der Flieger war sehr klein, weswegen wir in Dubai zwischenlanden mussten. Die Passagiere waren echt originell, in Dubai wurde hektisch von einer Düsseldorfer Familie tonnenweise Goldschmuck für die Oma gekauft. (Wir haben uns mit Kippen beschieden.) Die Crew war ebenfalls gut drauf und als wir dann endlich in Bangkok landeten, stand das Reinigungspersonal auf der Piste und schüttete sich vor Lachen aus über diesen lustigen Flieger. Damals habe ich mir ein T- Shirt zur Erinnerung gekauft, dass ich seither sorgsam gehütet habe.

Heute also schauen wir uns endlich die Ausstellung an, lohnenswert. Auch wenn ich einige seiner neuen, knallbunten Werke nicht ganz so klasse finde. Sehr geil allerdings ein 3- D Bild mit allen möglichen berühmten Gebäuden auf allen möglichen Kontinenten. Zu meiner Freude ist auch der Pearl of the Orient Tower und die Bank of China abgebildet. Vor mir stehen zwei ältere Damen, die die europäischen und amerikanischen Bauwerke noch ganz flott zuordnen können, aber an den asiatischen grandios scheitern. Ich kann mich gerade noch beherrschen, sie zu belehren. Außerdem merke ich mal wieder, zu was für einer Generation ich gehöre, als ich Joey Ramone auf einigen Skizzen erkenne, ohne den dazugehörigen Begleittext lesen zu müssen. Am Ende der Ausstellung kann man auch einige Kunstwerke kaufen, da wir aber leider momentan keine 18.000,- € zur Verfügung haben, kauft Ali mir eine kleine 3-D Grafik namens „Love Birds“, die ich dann zum Geburtstag kriegen werde. Wow, mein erstes Kunstwerk!

Mittwoch, Oktober 17, 2007

Blauer Dunst


Was andere EU- Länder schon seit längerem praktizieren, ereilt nun auch Deutschland: Das Rauchverbot, ein hitzig diskutiertes Thema. In Hessen darf seit diesem Monat nicht mehr in Kneipen geraucht werden und die Kneipenwirte jammern schon über angebliche Umsatzeinbußen. In Rheinland- Pfalz tritt das Verbot erst im Februar in Kraft, denn was wäre eine Fastnacht ohne Kneipen, aus denen einem beim Öffnen der Tür keine Wolke aus Schweiß, Alkohol und Tabakqualm entgegenwaberte. Ich als alte Kettenraucherin sehe das Thema relativ gelassen. Geschätzte 70% der von mir in Kneipen angezündeten Zigaretten werden sowieso nur aus Langeweile, Hunger oder Zwanghaftigkeit konsumiert, wenn ich es nicht mehr aushalte, gehe ich halt vor die Tür, basta. Schließlich habe ich auch schon etliche Langstreckenflüge ohne Kippen überlebt und da hatte ich diese Option nicht. Was mich an diesem Thema als Kneipenanwohnerin und Raucherin wirklich interessiert: In fast allen Kneipen oder Biergärten werden einem im Sommer spätestens um 23.00 die Stühle unter dem Arsch weggerissen, da die Anwohner sich sonst beschweren. Nun steht ja zu erwarten, dass sich alle Raucher sowohl im Sommer als auch im Winter vor die Kneipe begeben, rumlärmen und ihre Kippen überall rumschmeißen. Und das mutmaßlich auch nach 23.00. Wird am Ende gar ein doppeltes Verbot auf uns zukommen? Rauchen in der Kneipe generell verboten und nach 23.00 auch nicht mehr draußen? Dann, denke ich, werden die Kneipenwirte wirklich Grund zum Jammern haben.

Freitag, August 24, 2007

Heimspiel

Nach der beschämenden 2:1 Niederlage gegen Angstgegner Greuther Fürth am letzten Wochenende spielen die Mainzer heute wieder im heimischen Bruchwegstadion, das jetzt "Coface- Arena" (!) heißt, gegen den Mitabsteiger Borussia Mönchengladbach. Als ich nach der Arbeit an der Straßenbahnhaltestelle warte, stehen neben mir vier 05er Fans mit einem Fass Bier unter dem Arm, die mir lauthals Fangesänge ins Ohr grölen. Im Stadion finde ich das ja auch noch ganz nett und singe dann auch gerne mal aus voller Kehle mit, aber wenn ich gestresst von der Arbeit komme oder zu schlafen versuche, kann das mitunter etwas lästig sein.

Da die anderen Mädels keine Zeit zum Training haben (Dauerkarte 05/ Betriebsausflug/ Museumsuferfest) hocke ich zu Hause vor der Glotze/ dem Rechner und verlasse mich auf meinen Spielstandsindikator Domsgickel und den SMS- Service von Elli, die das ganze vor Ort geniessen darf. Schon nach wenigen Minuten erschallt wiederholt Jubelgeheul. Zur Halbzeit führen wir 2:0, in der zweiten Halbzeit fallen nochmals zwei Tore für uns, Mönchengladbach erzielt in der 73. Minute noch einen Ehrentreffer. Also, wenn wir jedes Heimspiel 4:1 gewinnen, dürfte dem direkten Wiederaufstieg eigentlich nichts im Wege stehen. Was für ein schöner Start ins Wochenende!

Montag, August 13, 2007

Auftaktsieg

Erbost muß ich feststellen, dass die Spiele der zweiten Bundesliga doch nicht im freien Fernsehen übertragen werden. Mann, das war vor drei Jahren aber noch anders! Also bin ich wie bisher auf die Geräuschkulisse aus der Kneipe gegenüber und den Teletext angewiesen. Dem Gekreische nach sieht es ganz gut aus, schon nach fünf Minuten steht es 1:0 für den FSV und so geht das trotz dreier verletzter Stammspieler fröhlich weiter. Schließlich deklassieren die 05er den TuS Koblenz verdient mit 4:1, das Gegentor wird den Koblenzern in der 72. Spielminute geschenkt. Ein größeres Torfeuerwerk bietet die Begegnung FC Augsburg gegen den TSV 1860 München, die 2:6 endet. So stehen wir jetzt hinter München an Platz 2 der Tabelle, kein schlechter Auftakt. Weiter so!

Freitag, August 10, 2007

Bundesligastart 2007/ 2008

Die fußballose Zeit hat endlich ein Ende, denn heute startet die Bundesliga wieder. Der Stachel der Zweitklassigkeit sitzt immer noch tief und für uns Mainzer bedeutet das jetzt auch eine radikale Änderung unserer Fernsehgewohnheiten. Vorbei die Zeit, als man sich Samstag nachmittag bei irgendwelchen Freunden mit Premiere- Decoder einzeckte oder in muffige Kneipen rannte. Jetzt kommen die Spiele wieder im freien Fernsehen, und das Sonntags. Wir empfangen am Sonntag um 14.00 den TuS Koblenz und ich bin mal gespannt auf den neuen Kader. Persönlich glaube ich ja nicht, dass wir den direkten Wiederaufstieg schaffen. Aber das will nichts heißen, bin ich doch der personifizierte Zweckpessimismus. Außerdem sehe ich dem Auftritt des Bundesliganeulings SV Wehen- Wiesbaden mit einer gewissen Neugier entgegen, bietet sich doch hier eine hervorragende Gelegenheit, bei schlechten Leistungen des Teams die Wiesbadener an sich zu verhöhnen und zu demütigen. Die Steilvorlage liefert die Wehener Führungsebene: Zum Bundesligaauftakt feuern die erstmal ihren Trainer. Das geht ja schon gut los.

Donnerstag, Juli 19, 2007

Glaubensbekenntnis

In der Fußballkolumne "Glaubensbekenntnis" der heutigen Online- Ausgabe des Spiegel huldigt die Journalistin Mara Braun unserem geliebten Fußballverein in dem Artikel "Oh Mainz, mein Mainz". Bei der Lektüre war ich gerührt, erfolgte doch meine Apotheose auf ganz ähnliche Art und Weise im Q- Block. Damals siegten wir 2:1 gegen Nürnberg und wir spielten noch in der zweiten Liga. Auch den Schmerz der Autorin über Niederlagen und Abstieg vermag ich durchaus nachzuvollziehen. Der Artikel schließt mit einem Zitat des Innenverteidigers Nikolce Noveski: "Vielleicht muss man manchmal einen Schritt zurück tun, um drei Schritte nach vorne zu kommen." Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

Mittwoch, Juli 18, 2007

Sommerzeit 2

Endlich wird es warm und außerdem kommt Stefanie von ihrem Zelturlaub in der Mongolei zurück. Ein Grund, sich mit frisch rasierten Extremitäten und schillernd lackierten Krallen in den schicken Sommerfummel zu werfen und sich auf ein Glas Wein nach Gonsenheim ins Cafe Reiss zu begeben. Dort lauschen wir ergriffen Stefanies Reiseerlebnissen und bewundern eine Flut von Fotos. Prophet Kloppo zeigt sich zwar nicht seinen Jüngern, aber trotzdem ein schöner Abend.

Mittwoch, Juli 11, 2007

Punk´s not dead

Wenn man wie wir in der Mainzer Innenstadt lebt, kommt man natürlich auch ungewollt zu diversen akustischen Genüssen. So auch heute Abend, denn auf dem Liebfrauenplatz spielt sich gerade die Band "Pink´s not red" warm, die dort im Rahmen des Programms "Mainz lebt auf seinen Plätzen" auftritt. (Letzte Woche waren da irgendwelche dämlichen Chöre, heute also klar die bessere Mucke.)
Da werden doch liebe alte Erinnerungen an die mittlerweile schon lange zurückliegende Jugendzeit wach, als man selber mit stacheligen, pinkgefärbten Haaren nietenbehängt den Spießern trotzte. Manchmal überkommt mich angesichts der vor dem Theater herumlungernden Punks das dringende Bedürfnis, einen von denen spontan in die Arme zu schließen und "Mensch, vor 25 Jahren bin ich auch so rumgelaufen. Und du wirst in 25 Jahren genauso aussehen wie ich!" zu brüllen. Das wäre für den dann bestimmt der ultimative Schocker.
In diesem Zusammenhang fällt mir aber auch eines der sicherlich demütigensten Erlebnisse meines Lebens ein: Vor ein paar Jahren spielte die nicht ganz unerfolgreiche Punkband meines Cousins Alex (nicht der Augenstern), die Donots , in der Centralstation Darmstadt. Also fuhren wir schon vorher hin, um mit Alex noch ein wenig im Tourbus zu sitzen und zu plaudern. Irgendwann tauchten dann auch seine wüst tätowierten Bandkollegen auf, denen ich dann mit den Worten: "Das ist meine Cousine Bettina. Die war früher auch mal Punk" vorgestellt wurde. Ungläubiges Grinsen, höfliches Nicken. Mann, kam ich mir blöd vor.

Dienstag, Juli 10, 2007

Sommerzeit

Seit dieser Woche herrschen in Rheinland- Pfalz und Hessen Schulferien, was ich sehr begrüße. Keine kreischenden Kinder mehr im Bus, die Stadt hat sich spürbar geleert, überall herrscht himmlische Ruhe. Ich mag diese 6 Wochen, denn das Leben scheint irgendwie beschaulicher und lockerer abzulaufen. Weniger nerviges Telefonklingeln im Büro, Kollegen und Chefs im Urlaub- das Leben ist schön.
Jetzt muß nur noch der Sommer kommen, denn langsam frage ich mich, warum ich mir eigentlich die Beine rasiere/ die Klauen lackiere/ schicken Sommerfummel gekauft habe. Nach einem fulminanten Start im April/ Mai waren Juni und Juli bis jetzt eher bescheiden, aber nach Aussage der Meteorologen soll es dieses Wochenende endlich richtig losgehen. Nun ja, wollen wir das mal glauben.

Freitag, Juni 08, 2007

Die doppelte Gerdi/ EM Qualfikationsspiel gegen die Slowakei

06.06.2007, Mittwoch

Deutschland spielt heute abend gegen die Slowakei, aber da wir Chinesisch- Unterricht haben, kann ich das Spiel nicht verfolgen. Anscheinend verpasse ich auch nicht viel: Wir siegen 2:1, sowohl das erste deutsche als auch das slowakische waren Eigentore. Die deutsche Mannschft kickt wohl ziemlich lustlos, vielleicht wollen die nach der Bundesligasaison einfach nur in den Urlaub. Wenn die so weitermachen, werden wir nächstes Jahr bei der EM ganz schön scheiße aussehen. Mal abwarten.
Auf der Fahrt nach Gonsenheim knallt meine Straßenbahn erstmal in einen PKW, weswegen mich Stefanie auf halber Strecke aufsammeln muß. (Nix schlimmes passiert, beide Fahrzeuge verlieren ihren Blinker.) Geiles Wetter in Deutschland, deswegen haben wir natürlich lieber in Biergärten abgehangen als Vokabeln zu lernen. Trotzdem retten wir uns eigentlich ganz gut, indem wir unseren Lehrer mit Fragen zu allgemeinen Themen ablenken. Bei der Gelegenheit erfahre ich, was der Taxifahrer, der Ali und mich letztes Jahr zum Flughafen gebracht hat, wirklich gesagt hat. (Andere Geschichte)
Ich fahre mit der letzten Bahn nach Hause, an der Zwerchallee ( sozialer Brennpunkt) lassen sich zwei Damen in den Sitz neben und mir gegenüber plumpsen. Wie in Mainz so üblich, kommen wir zügig ins Gespräch. Die beiden Damen heißen beide Gertrud, komen gerade von einem kleinen Saufgelage mit Freunden und fahren nun heim in die Gaustraße. Ich versuche, meenzerisch mit denen zu babbeln, werde aber ganz schnell als "Messfremde" entlarvt. (Gell, sie sinn net von hier) Trotzdem sind die beiden Gerdis sehr mitteilsam, so weiss ich schnell, dass zumindestens die oben abgebildete Gerdi Witwe ist und ihren Mann sehr vermisst. Tiefsinnige Gespräche über Verluste, am Hauptbahnhof steigen dann etliche feierlustige, Bierflaschen in den Händen haltende Studenten zu. (Morgen ist Feiertag)
Die neben mir sitzende Gerdi bezeichnet die Studenten als "Gesocks". Auf meinen zaghaften Einwand, ich habe auch mal studiert und es sei doch auch OK, ein wenig zu feiern, werde ich gefragt, was für einen Beruf ich denn ausübe. Als ich sage, ich sei Architektin, schlagen beide Gerdis die Hände über dem Kopf zusammen. Anscheinend stehen die nicht so auf Akademiker, am wenigsten auf Architekten. Wohl mal miese Erfahrungen gemacht. Die dicke Gerdi teilt mir mit, ihr Bub sei auch ohne Studium was geworden. Die dünne Gerdi fängt an, mit den Studenten zu diskutieren. Ich muß am Schillerplatz aussteigen und frage mich, wie die Diskussion wohl ausgegangen ist.