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Mittwoch, November 17, 2010

家常第四 – Alltag #4

  • Einer unserer Bauherren wünscht eine Feng- Shui Beratung, dass finden wir natürlich irre spannend. Bei der Besprechung mit dem Meister auf dem Bauplatz in einem Vorort Shanghais ist dann auch unser gesamtes Projektteam dabei, ob der wohl unseren ganzen Entwurf über den Haufen schmeißt? Der Meister kommt in Begleitung seines Aktentasche tragenden Assistenten, der Ähnlichkeit nach sein Sohn. Marc und ich sind fast enttäuscht, wir hatten da so einen Opiumpfeife schmauchenden alten Zausel mit langem Fadenbart in traditionellen Gewändern erwartet, statt dessen kommt ein eher farbloser, kleiner, dicklicher älterer Herr. Der sieht sich zunächst den Entwurf an, spannend wird es erst auf dem Baugelände, als der Assistent die lederne Aktenmappe öffnet und den Feng- Shui Kompass zückt. Der Meister hantiert eine Weile damit rum und macht sich Notizen, während wir ihm gespannt über die Schulter schauen. Dann will er noch den Geburtstag des CEO wissen und das war es dann. Später erfahren wir, dass der Meister einen Stundensatz von 10.000,- RMB hat. Mein Kollege Xianqi fragt den Meister mal so nebenher, vor seinem Appartement sei so ein Garagenblock, der in einem so blöden Winkel darauf zeige, ob das schlecht sei? Er macht schnell eine Skizze, der Meister ist der Meinung, das könne schlecht für die Gesundheit sein, aber genaues könne man natürlich erst nach eingehender Begutachtung sagen. Nach drei Tagen ist das Gutachten da, zwei Seiten. Ist schon alles OK, aber den Eingang sollten wir nach Osten verlegen. Für diese Erhellung hat der Bauherr 30.000,- RMB geblecht. Und Xianqi ist zwei Tage lang krank. Geil. Will auch Feng- Shui Meisterin werden.
  • Die Expo nähert sich endlich ihrem Ende und wir werden zur Abschiedsparty des deutsch- chinesischen Hauses eingeladen. Lustiger Abend, die Protokollchefin des deutschen Pavillons ermöglicht mir und meinen chinesischen Kollegen noch VIP- Zugang zu unserem Expo- Beitrag. Die Chinesen sind begeistert über dieses Privileg, ich wäre da auch so mit meinem deutschen Pass reingekommen. Bin überrascht, wie cool sich Deutschland präsentiert und verstehe, warum das einer der beliebtesten Pavillons war. Aber die Kugel in der „Energiezentrale“ finde ich etwas peinlich. Am Ende betrinken wir uns in Chile, werden nach Angola nicht rein gelassen und rocken in Dänemark bis in die Morgenstunden. So, Expo und ihre legendären Partys auch abgefrühstückt, zum Glück ist das hier bald vorbei und in Shanghai ist wieder Ruhe.
  • Herbst in Shanghai, die Temperaturen sind frühlingshaft, manchmal kriegen wir aber auch Kaltfronten und Sandstürme aus dem Norden. In der Helongjiang Provinz wüten schon die ersten Eisstürme, der Flughafen in Harbin ist tagelang gesperrt. Für mich merkwürdig: Das Laub der Bäume verfärbt sich hier nicht so schön wie bei uns, sondern wird einfach nur gelb und fällt glanzlos auf den Boden. Als ich das Xiao Lu gegenüber erwähne, kriegt sein Gesicht einen träumerischen Ausdruck. Ja, in einigen Provinzen hier sei das auch so, aber mit eigenen Augen gesehen habe er das noch nicht. Bestimmt feichang piaoliang… Ich schwöre mir innerlich, meinem großen Bruder eines Tages die Schönheit des deutschen Herbstes zu zeigen, vielleicht klappt das ja mit einem Seminar nächsten Oktober.
  • Meine Chinesisch- Lehrerin heiratet und lädt mich zu ihrer Feier im November ein. Habe ja den leisen Verdacht, dass die ausländischen Schüler nur deswegen eingeladen werden, weil sie voraussichtlich mehr Kohle spenden, fühle mich aber trotzdem geschmeichelt. Die Feier wird im Shanghaier Zoo steigen, was mich sehr freut. Habe meine Diplomarbeit über den Frankfurter Zoo geschrieben und liebe Tiergärten, im hiesigen war ich noch nicht. Mache mich schon mal schlau, wo dort die Tiger wohnen. Allerdings stürzt mich diese Einladung auch in tiefe Konflikte: Wie viel Geld ist angemessen? Meine chinesischen Kollegen sind sich da auch nicht so ganz einig, aber alles unter 500,- RMB wäre unverschämt. Und das ist eine blöde Zahl, 600 ist schon besser. Richtig gut ist irgendwas mit 8. Also so 800 oder 888. Ganz schön viel Flocken für hiesige Verhältnisse, aber da ich von Anfang an in alle Probleme der Hochzeitsplanung eingeweiht war (Thema des Unterrichts, natürlich alles auf Chinesisch) weiss ich, dass alleine das Essen pro Gast fast 500,- RMB kostet. Da will man natürlich nicht abstinken. Kaufe jedenfalls schon mal den kitschigsten Hongbao (roten Umschlag), den ich finden kann und fange an, kleinere Geldnoten zu sammeln, damit ich auf die Glückszahl komme.
  • Schon seit Wochen droht man uns mit der Volkszählung. Die Chinesen sind überhaupt nicht begeistert darüber, weil sie quasi die Hosen runterlassen müssen und so kleine Ungesetzmäßigkeiten wie zusätzliche Kinder, nicht versteuerte Wohnungen und dergleichen dadurch ans Licht kommen. Wir Ausländer werden zum ersten Mal mit erfasst und werden durch die Medien beruhigt: Nein, nur ein paar Fragen und die Volkszähler haben auch einen Ausweis dabei, alles ganz locker. Die Volkszählung beginnt am Montag, dem 1. November und soll in zehn Tagen über die Bühne gehen. Anhand der geschätzten Zahl von 1,3 Milliarden Chinesen erscheint mir das ganz schön optimistisch. Meine Kollegen wurden schon sanft vorbereitet, bei mir zeigt sich keiner. Sonntags abends um halb neun ist es denn endlich so weit. Unterbreche mein Telefonat mit Ali, zeige meinen Pass und meine Arbeitserlaubnis (wegen meines chinesischen Namens), gebe Hochschulabschluss und Zweck und Dauer meines Aufenthaltes an. Das war es. Bin Teil einer Statistik. Cool. Dass es eigentlich zur Motivation an der widerstandslosen Teilnahme Geschenke geben sollte, erfahre ich erst hinterher. Habe keines bekommen, Mist!

Montag, Mai 03, 2010

放假第三次 – Ferien #3

30.04.2010, Freitag

Anlässlich des Tages der Arbeit haben wir Montag frei. Eigentlich hatte ja der Shanghaier Bürgermeister verkündet, dass wir Shanghaier wegen der ganzen Umstände, die die Expo uns bereitet, zusätzlich auch noch heute sowie Dienstag und Mittwoch frei haben sollten. Tatsächlich wurde da aber schnell zurückgerudert, das soll nur für staatliche Angestellte gelten. Die meisten Büros geben ihren Angestellten aber trotzdem frei, nur wir müssen natürlich arbeiten. Freitag morgen ist Hongkou wie ausgestorben, auch die Metro ziemlich leer. Natürlich arbeitet außer uns und dem schwulen Fotostudio nebenan keiner in unserem Gebäude.
Abends feierliche Eröffnung der Expo, wir gehen mit ein paar Kollegen essen und versuchen, uns die Feuerwerke am Fluß anzuschauen. Blöderweise ist der aber an der Stelle, an der wir uns befinden, total zugebaut, so dass wir nur wenig mitbekommen. Hätte man sich besser im Fernsehen angeschaut. Trotzdem sehr beeindruckend. Nach den Feuerwerken versuchen mein Kollege Marc, seine Freundin und ich eine Ewigkeit lang, ein Taxi zu ergattern. Hoffnungslos. Neben uns steht wankend ein Westler, der von einer Chinesin gestützt wird. Der Typ rülpst leise, diese Anzeichen kenne ich doch, schnell weg. Wir sind kurz davor, in Richtung Innenstadt zu laufen, eine ganz schöne Strecke. Ich schlage vor, an der nahe gelegenen Bushaltestelle doch mal nach den Buslinien zu schauen. Tatsächlich fährt einer in Marcs Richtung, ein anderer grob in die Nähe meiner Wohnung. Was für ein glücklicher Zufall. Vom Bus aus kann ich dann auch den besoffenen Ausländer beobachten, der mittlerweile in einer ordentlichen Kotzlache sitzt. Von der Chinesin keine Spur, das hat er davon. Am Bund brennt die Luft, alles voller Ausländer und chinesischer Touristen. Die Innenstadt ist für mich ab sofort bis zum Ende der Expo absolute No- Go Zone. Um Mitternacht bin ich dann endlich zu Hause.

01.05.2010, Samstag

Prachtwetter, ich bin zwar müde, schwinge aber gut gelaunt schon früh in den Park in der Hoffnung, mit Xiao Lu schon ein wenig zu üben. Der ist aber blöderweise nicht da. Mist, ob er dann nachmittags wohl kommt? Eigentlich hatten wir ausgemacht, an diesem verlängerten Wochenende jeden Nachmittag zusammen zu üben. Ein ziemlich großer und ziemlich hässlicher junger Mann sowie die Zappelmaid stellen sich ein, der Meister lässt auf sich warten. Schließlich eilt er herbei, er hatte mich angerufen, um mir zu sagen, dass er später käme. Dummerweise liegt mein Handy zu Hause. Er hat gerade einen seiner Tongbei Brüder zu Gast, mit dem gestern ordentlich lange gesoffen und ist deswegen zu spät. Locke hängt mit hochgekrempelten Hosenbeinen auf einem Stein ab und verteilt Frühstückszigaretten. Natürlich ist die Eröffnungsfeier der Expo Thema Nummer eins.
Da der junge Mann auch nicht gerade die Tongbei- Fackel ist, gibt es Anfängerprogramm, auch OK. Nach einer Arbeitswoche vor dem Rechner bin ich leider ziemlich unentspannt. Glubschauge schaut vorbei, sieht ziemlich schnell, dass heute wohl kein potentieller Kampfgegner am Start ist und verzieht sich nach kurzer Begrüßung wieder. Ich erzähle dem Meister freudestrahlend, dass Lilo nächste Woche Samstag käme und wir dann Sonntag gemeinsam trainieren kämen. Ja, ist recht, findet er gut. Xiao Dou kommt und die Gangart wird etwas schärfer, schön viele Anwendungen, wobei Xiao Dou und ich als Fortgeschrittene als Prügelknaben herhalten müssen. Meister Wu tritt mir volles Rohr ans Schienenbein und haut mich auf die Nase. Dafür boxe ich ihn in den Pansen, was er aber eher lustig findet.
Bei der Form versucht die Zappelmaid, tapfer mitzuhalten, der junge Typ versucht es gar nicht erst. Der Meister legt ein ganz schönes Tempo vor, die Maid schnallt ziemlich schnell ab. Habe meine Winterhosen an und unter dem Fummel ein langärmliges T- Shirt und mir ist ganz schön warm. Nebenan wird eine hübsch gedresste Maid von Fotographen für ihr Hochzeitsalbum in anmutige Posen geschraubt und abgelichtet, die hat noch viel mehr Klamotten an als ich und trägt außerdem noch eine Perücke. Was muss die erst schwitzen! Zahlreiche Zuschauer finden sich ein und der Meister ergötzt uns alle mit Geschichten. Beim Verlassen des Parks scharwenzelt der junge Typ um den Meister herum und quatscht auf Shanghainese auf ihn ein, Meister Wu ist mäßig interessiert.
Ich erkunde nach dem Training den Elektro- und Möbelmarkt im E- Mart, interessant. Versuche, einen Ersatz- Bürstenkopf für meine Zahnbürste zu besorgen und bekomme von der Verkäuferin was auf einen Zettel gekrakelt. Muss ich mir von Ying dann mal übersetzen lassen. Meine Nachbarn haben Besuch und kochen bei offener Tür, munteres Treiben und fröhlicher Lärm.
Warte nachmittags im Park eine halbe Stunde auf Xiao Lu, der natürlich nicht erscheint. Fahre stinksauer nach Hause und schicke ihm über MSN eine zickige Offline- Nachricht. Ist ja nicht schlimm, wenn er keine Zeit oder keinen Bock hat, nur soll er dann bitte kurz Bescheid sagen.
Will mich gerade hinlegen, als eine Freundin meiner Mutter oder vielmehr ihr Reiseleiter anruft. Sie ist gerade mit einer Reisegruppe zwecks Expo- Besuch in der Stadt, ob wir uns abends treffen könnten? Klar doch, sie hat mir auch Kippen mitgebracht, wie nett. Sammele Gabi dann abends in ihrem Hotel auf und gehe mit ihr in einem kleinen Imbiss essen. Bestelle geschmeidig auf chinesisch, Gabi findet die speisen lecker und ist beeindruckt.
Morgen wieder Training, wie herrlich!

02.05.2010, Sonntag

Der Meister hatte uns für heute vorsorglich erst um halb zehn einbestellt, bin aber in der Hoffnung auf Xiao Lu trotzdem schon um 9.00 da. Abendbrot hat geliefert und ich schaffe es, die Lieferung in Sicherheit zu bringen, bevor sie jemand klaut.
Natürlich kein Xiao Lu da, setzte mich auf eine Bank in die Sonne und erfreue mich an dem Treiben im Park.
Um zwanzig nach neun schlurft der hässliche Typ herbei, begebe mich auch zum Trainingsgelände und mache mich warm. Meister Wu kommt dann auch ziemlich bald und wir beginnen mit Einzelbewegungen. Ich erzähle ihm, dass ich gestern auf Xiao Lu gewartet hätte, der aber nicht gekommen sei. Also wisse ich nicht, was heute Nachmittag sei. Meister Wu verspricht, ihn anzurufen. Der hässliche Typ wirft ein, Xiao Lu habe Zahnschmerzen. Woher der das wohl weiss?
Nach ca. 20 Minuten zappelt dann auch die Maid herbei, keucht atemlos eine Entschuldigung und reiht sich ein. Kurze Zeit später erscheint dann auch Jud, dessen Augen aufleuchten, als er die Maid erblickt. Freiwild. Da ihre Bewegungen katastrophal sind, zeigt er ihr hilfreich, wie man Pu Zhang (ein Schlag mit der flachen Hand von oben) korrekt ausführt, als der Meister durch den Jadering- Perückenmann abgelenkt ist. Die Zappelmaid kichert und gibt ihr bestes, kriegt es aber nicht hin. Werde von Jud auf den neuesten Stand seiner Herzensleiden gebracht und höre mir sein Gejammer an.
Weil mit Jud noch ein anderer Fortgeschrittener da ist, dürfen wir beide den Meister ordentlich hauen. Auf dem Hügel neben unserem Gelände übt der andere Typ auch Tongbei, was den Meister mal wieder zu Geläster veranlasst. Neben dem Typen steht ein Knabe, der Meister Wu und mich in einer Pause mit Zigaretten bewirft. Später gesellt er sich zu uns und verwickelt den Meister in eine Konversation auf Shanghainese. Meister Wu übersetzt, der Typ hat mich beobachtet, fragt den Meister über mich und Stefanie aus und meint, ich wäre ziemlich gut. Ich wehre ab, aber Meister Wu bekräftigt dieses Lob noch mal. Der Typ meint, ich wäre die beste in unserer Gruppe, ist bei der Konkurrenz aber auch nicht schwer. Aber Jud ist ja auch ziemlich gut, besser als ich. Werde nicht so gerne übertrieben gelobt, denn ich meine, ich habe noch einen sehr weiten Weg vor mir, bevor ich richtig gut bin. Außerdem möchte ich vermeiden, übermütig und arrogant zu werden. Der Typ erkundigt sich nach Stefanie und der Meister erklärt ihm kurz die Geschichte unserer gemeinsamen Lerntätigkeit. Schon fünf Jahre Schülerin von Meister Wu? Naja, nicht wirklich. Eigentlich ernsthaft erst seit dem China Camp 2007. Stefanie sei aber nicht so gut gewesen, meint der Typ. Ja, die übe nicht genug, sagt Meister Wu, aber das werde schon noch. Ich verteidige meine Freundin und sage, Stefanie sei mittlerweile von Tongbei sehr angetan und übe zu Hause jetzt sehr fleißig. Meister Wu brummt zufrieden.
Tai Zu Quan, da Jud da ist, wird auch Ying Quan geübt. Die Zappelmaid darf mitlernen und ist ganz aufgeregt. Anschließend werden Jud und ich noch in Tui Shou unterwiesen, nicht gerade meine Lieblingsdisziplin. Aber ich scheine es einigermaßen hinzukriegen, die Zappelmaid und der hässliche Typ werden zum Zuschauen verdonnert. Große Zuschauermenge, ist halt spannend, wenn Ausländer durch den Park geschubst werden, vor allem, wenn der Meister noch dazu doziert.
Jud widmet sich der Zappelmaid und der Meister ruft Xiao Lu an. Der geht heute Mittag zum Zahnarzt, der Zahn wird wohl gezogen. Mein Gott, dem armen Kerl bleibt aber auch nichts erspart. Erst Nierensteine, jetzt Zahnentzündung. Und Xiao Lu geht bestimmt nicht in so eine schicke Dentalklinik wie ich, sondern ins Hospital zu einem chinesischen Metzger. Und dabei hat er doch für einen Chinesen seiner Generation so ein schönes Gebiss! Da wir gerade beim Thema Zähne sind, wird auch gleich die Erklärung für den fürchterlichen Zustand von des Meisters Kauleiste geliefert. Sein älterer Bruder pflegte mit den Backenzähnen Bierflaschen zu öffnen, was der Meister saucool fand und es ihm nachmachte. Dabei hat er sich sämtliche Zähne abgebrochen. Merke: Wenn kein Öffner vorhanden, Feuerzeug benutzen und so einen Quatsch bleiben lassen. Nicht alles, was ältere Brüder so machen, ist cool.
Da Jud und die Maid abgelenkt sind und der hässliche Typ in der anderen Ecke ausgiebig telefoniert, raunt mir der Meister zu, er könne diesen Typen nicht leiden. Der würde nicht gut üben und er habe keinen Bock, ihn zu unterrichten. Naja, ein Sympathieträger ist der Typ tatsächlich nicht gerade.
Nachmittags jage ich erstmal zerknirscht eine weitere Offline- Nachricht an meinen großen Bruder raus, entschuldige mich unterwürfig für meine Zickigkeit, hätte ja nicht wissen können, dass er leidet und wünsche ihm gute Besserung.
Ich beschließe, trotz des schönen Wetters etwas zu tun, was ich schon sehr lange nicht mehr gemacht habe: Ein Nachmittagsschläfchen! Danach kann ich ja hier auf der Compound noch etwas für mich üben. Lecker Mohnbrötchen mit Käse, stelle den Rechner neben mein Bett und schaue Serien. Ganz wie zu Hause in Deutschland. Penne ein und wache erst spätabends wieder auf. Verleibe mir noch die Käsestange und das Kürbiskernbrötchen ein, schaue weiter fern und schlafe bestens.

03.05.2010, Montag

Nach der Pennerei gestern fühle ich mich, als könne ich Bäume ausreißen. Fahre entspannt in den Park, Xiao Lu liegt immer noch auf der Schnauze. Der arme Kerl, bei so einem schönen Wetter Zahnweh, er tut mir echt leid.
Der hässliche Knabe macht sich schon warm, die Zappelmaid kommt auch bald. Heute trägt sie ein Shirt mit extra langen Ärmeln, wohl eine Huldigung an unsere Trainingsgewänder, deren Ärmel ja auch extra lang sind. Nutzt nix, sie bewegt sich trotzdem schlecht. Ein älteres Paar schwooft zu den Klängen eines Brüllwürfels, den der Herr am Gürtel trägt. Die beiden tanzen echt gut und haben sichtlich Spaß an der Sache. Die Hochzeitsmaid wird wieder in lieblichen Posen geknipst. China rockt.
Natürlich kommt Jud auch, hat ja gestern Beute gewidmet. Kriege in Kurzform Valerie- Geschichten, danach erzählt er uns, dass er gestern eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Vermieter hatte. Der kam wohl öfters mal unangemeldet in Juds Wohnung, was der natürlich nicht sehr klasse fand. Gestern dann Konfrontation, der Vermieter schmiss Sachen durch die Gegend und riss ein Regal um, Fäuste flogen, die Bullen wurden gerufen. Dem Vermieter wurde der Schlüssel abgenommen, die Maid findet anscheinend, dass Jud ein mächtig cooler Typ ist. Jud spricht wegen der Säbelform mit dem Meister, mal sehen, wann wir die lernen.
Übliches Programm, in den Pausen widmet sich Jud sehr intensiv der Zappelmaid. Der Meister bekundet mir gegenüber noch mal seinen Unmut wegen des hässlichen Typen. Was ihn ärgert ist, dass der Typ wohl überall rumerzählt, er sei Meister Wus Schüler. Das verneint der Meister entschieden, der Typ darf nur zuschauen. Wir beobachten beide Jud und die Maid und denken vermutlich das gleiche. Wie oft habe ich von Meister Wu zu hören bekommen, dass zum Erlernen der Kampfkünste nicht nur das pure Üben der Bewegungen gehört, sondern auch ein moralisch einwandfreier Lebenswandel. Deswegen schätzt er auch seinen Schüler Andy so sehr, denn der ist verheiratet, kümmert sich um Frau und Kinder und ist augenscheinlich zufrieden mit seinem geregelten Leben. Jud hatte Stefanie und mir mal vorgejammert, Meister Wu könne ihn anscheinend nicht so leiden. Stefanie und ich haben ihm gesteckt, dass er den Ruf eines Playboys habe, was er heftig verneinte. Das könnten Meister Wu und Xiao Lu doch gar nicht beurteilen! Uns tat Jud bei seinem Liebeskummer ja noch leid, aber Xiao Lu meinte völlig emotionslos, Jud habe ja wohl noch mehr Freundinnen am Start, sei nicht so schlimm. Bei diesem Verhalten braucht er sich allerdings über diesen schlechten Ruf auch nicht zu wundern. Will doch ganz stark hoffen, dass mein Lebenswandel hier als moralisch einwandfrei angesehen wird. Jedenfalls gebe ich mein Bestes und bin mir keiner Schuld bewusst.
Die Maid darf wieder Ying Quan mitlernen, Mian Zhang wird auch geübt. Meine mit Abstand schlechteste Form, das muss ich für mich ganz dringend nacharbeiten. Meister Wu nimmt erfreut zur Kenntnis, dass Jud und ich ordentlich schwitzen. Recht so, dann haben wir das auch richtig gemacht. Er reicht mir sein Handtuch zum Abtrocknen, große Ehre. Die Zappelmaid schwitzt trotz des dicken Shirts nicht, weswegen sie sich wohl ein wenig schämt.
Morgen kein Training sagt Meister Wu, er müsse mal ausruhen, sein Bein ist nicht so ganz geschmeidig. Pech für die im Volkspark Übenden, mir kann es egal sein, da ich ja sowieso arbeiten muss.
Bein Verlassen des Parks baggert Jud die Maid richtig heftig an, die Konversation erfolgt in Englisch, das die Maid ziemlich gut beherrscht. Meister Wu soll wohl nichts mitbekommen, aber blöd ist der natürlich nicht. Jud versucht, die Maid zum gemeinsamen Essen zu überreden, aber das ist der wohl doch etwas unheimlich. Aber Handynummern werden getauscht. So ein schlimmer Finger! Soll der mir noch mal mit seinem Liebeskummer kommen!
Meister Wu fragt nach, wann genau denn Lilo käme? Samstag Mittag? Cool, dann würde er uns abends zum Teetrinken zu sich nach Hause einladen. Oder dann halt Sonntag. Wie schön!
Eile nach Hause und kaufe hektoliterweise Getränke ein, vor allem den köstlichen Orangensaft. Bei der Hitze hier muss man einfach viel trinken.
Mittags Chinesischunterricht, Ying übersetzt mir den Zettel. Aha, in der Zhejiang Lu gibt es einen Philips- Laden, da dürfte ich die Bürstenköpfe kriegen, bestens. Auch was meine Sprachkenntnisse angeht, muss ich dringend nacharbeiten. Von nichts kommt halt nichts.
Mache mir eine Nudelsuppe und übe anschließend auf dem Spielplatz der Wohnanlage noch meine Formen. Dem OK- Man, der Pförtnerin und einigen meiner Mitbewohner fallen fast die Augen aus dem Kopf, als sie mich im Taiji- Fummel sehen.
Zwar schön viel Platz, aber bin bei manchen Bewegungen doch noch auf Videounterstützung angewiesen. Also doch wieder drinnen üben. Der verschwitzte und verdreckte Fummel wird eingeweicht und gewaschen, werde mir mal Bleiche besorgen müssen. Gestern wurde Jud wegen seines völlig eingedreckten und verknitterten Fummels getadelt und musste ihn nach dem Unterricht Meister Wu zum Waschen aushändigen. Heute gab es das Kleidungsstück blitzsauber zurück. So eine Schmach möchte ich nicht erdulden müssen.
Bewundere bei Einbruch der Dämmerung das hübsch erleuchtete Shanghai, wegen der Expo erstrahlen auch die Vororte im festlichen Glanz. Letzter Spieltag der Bundesliga, St. Pauli ist aufgestiegen und Mainz 05 gutes Mittelfeld. Cool.
Xiao Lu geht online, er hatte eine echt üble Zahnentzündung mit Fieber und allem drum und dran. Gestern wurde der Zahn gezogen, heute geht es ihm einigermaßen. Der erste Zahn, den er verliert, darüber ist er sehr unglücklich und wird von mir sehr ausgiebig getröstet.
Skype mit Ali, Stefanie hat wohl vergessen, ihm die Karte an meine Schwiegermutter auszuhändigen. Ali hat seine Vorliebe für grünen Tee entdeckt, werde ihm echt guten besorgen und Lilo mitgeben, falls sie noch Platz im Gepäck hat. Meine Schwiegermutter ist nach den Fernsehberichten über die Expo mittlerweile doch ziemlich angeschärft, herzukommen. Würde mich freuen. Ali und ich bringen uns gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge und lachen viel, schöner Ausklang des verlängerten Wochenendes. Und das nächste verspricht auch schön zu werden, Freitag Büroparty und Samstag kommt Lilo. Das Leben ist schön.

Dienstag, März 30, 2010

世博会 – Expo

Vormittags haben mein Kollege Xianqi und ich Baubesprechung in Taicang, eine willkommene Gelegenheit für einen Ausflug. Was ich an Baubesprechungen hier liebe: Anschließend wird immer üppig getafelt und im Auto hat man dann auf der Rückfahrt die Gelegenheit zu einem kleinen Schläfchen. So auch heute.
Wir allerdings sind schon sehr aufgeregt, denn heute hat unser kleiner „Deutschland und China- Gemeinsam in Bewegung“ Bambuspavillon Richtfest. Netterweise darf das gesamte Büro daran teilnehmen und wir alle haben unsere Kameras mitgebracht. Leider regnet es in Strömen. Egal, Xianqi und ich machen eine Punktlandung am Shuttlebus, Jiajia sitzt schon drin und quietscht in freudiger Erwartung. Bevor es auf das eigentliche Expo- Gelände geht, müssen alle aus dem Bus aussteigen und einen völlig albernen Sicherheitscheck über sich ergehen lassen. (Kann Xianqi gegenüber punkten, indem ich das gestern gelernte Wort „fuza“, kompliziert anwende. Typisch China.) Unsere Taschen mit der Handgranatensammlung und den Knarren lassen wir natürlich im Bus, der nicht kontrolliert wird.
Auf dem Weg zu unserem Projekt kommen wir an diversen Pavillons vorbei, die wir schon im Netz bewundert haben. Vor allem der englische Pavillon hat es uns echt angetan.
Das Richtfest ist auch sehr nett, Paulaner kredenzt deutsche Spezialitäten, ich stopfe mich mit Laugenbrezeln voll, während Xianqi das gute deutsche Bier geniesst. Jiajia konsumiert fröhlich Bratwurst und ich fühle mich so richtig heimisch, als ein chinesischer Bauarbeiter mit einem Leberkäse- Brötchen an mir vorbeilatscht. Coole Regenschirme greifen wir auch noch ab.
Statt mit dem Rest der Meute mit dem Shuttlebus zu fahren, beschließen Xianqi und ich, zu Fuß zu gehen und das Expo- Gelände ein wenig zu erforschen. Wann hat man schon so eine Chance! Was ich an Xianqi liebe, ist seine Art, Sachen mit Attributen zu versehen. Und ich finde sein Englisch cool. So ist zum Beispiel der englische Pavillon „cute“. Der spanische „rubbish“. (Da gebe ich ihm recht. Sieht aus, wie mit Fußabtretern umhüllt). Eine seiner Lieblingsphrasen ist: „It looks stupid“. Auch da muss ich ihm sehr oft recht geben. Wir schwingen also los in Richtung UK Pavillion ( cute) und schütteln abfällig den Kopf über den rumänischen Pavillion, der die Form eines Apfels hat. Sogar mit Stiel und Blatt oben dran. (Stupid, silly). Holland fällt auch durch. (Stupid, looks like childrens playground). Ich frage mich, ob die Holländer auch Nutten in eines ihrer kleinen Häuschen setzen werden. Würde passen.
Wir umgarnen einen Bauarbeiter, uns auf die Baustelle des britischen Pavillions zu lassen, werden aber von den blöden englischen Architekten schnell wieder zum Gehen aufgefordert. Arschlöcher. Vor dem deutschen Pavillion (strange) Kisten von Schott- Glas mit Fassadenbauteilen. Heimat! Italien und Frankreich sind „boring“. Aber Norwegen (Reisschüssel) und Finnland rocken.
Australien finden wir beide cool, Singapur und Neuseeland werden nie rechtzeitig fertig und Thailand ist auch stupid. Über allem thront China, wirklich ein mächtig großer Pavillion. Und jetzt bei Nacht sieht der echt beeindruckend aus. Wie fast alles in China. Denke, man sollte die Expo nur nach Einbruch der Dunkelheit besuchen.
Nach viel Gerenne sinken wir erschöpft in die Metro 8, kann bequem bis nach Hause fahren. Besorge noch schnell auf dem Heimweg eine Pulle Rotwein und Erdnüsse zum Knabbern für morgen Abend. Noch drei Stunden, bis Stefanie in Richtung Shanghai abhebt, bin total aufgeregt. Hoffentlich kann ich heute Nacht schlafen.

Montag, März 22, 2010

最后更新– Neueste Entwicklungen

Wie ja aus meinem letzten Post ersichtlich ist, lässt die Expo die gesamte Stadt durchdrehen. Mittlerweile gibt es an wirklich allen Metrostationen Gepäckscanner und stichprobenartig wird auf Sprengstoff untersucht. Auch ich musste es mir neulich gefallen lassen, dass eine Dame mit einem gelben Teil über meinen Körper wedelte. Hatte natürlich gerade keinen Sprengstoff bei mir.
Klappfahrräder darf man jetzt auch nicht mehr in der Metro mitführen, was bei weiten Teilen der Bevölkerung für großen Unmut gesorgt hat. Denn viele Leute, die weiter von der Metrostation weg wohnen oder arbeiten, fahren mit einem solchen Gefährt dort hin und nehmen es dann mit in den Zug. Die Kreativität, mit der versucht wird, dieses Verbot zu unterlaufen, kennt keine Grenzen.
Seit dem 01. März darf in bestimmten öffentlichen Gebäuden wie Hospitälern oder Kindergärten nicht mehr geraucht werden. Um dies zu untermauern, wurden in den Aufzügen meines Wohnhauses extra große Schilder angebracht. Liegen aber trotzdem manchmal noch Kippen drin. Und auch auf dem Flur vor unserem Büro darf man eigentlich nicht mehr rauchen, woran sich aber natürlich kein Mensch hält.
In einem Anfall von Aktivität suche und finde ich eine Chinesischlehrerin. Ying hat in Hamburg studiert und spricht hervorragend Deutsch. Schnupperstunde, sie ist mir sympathisch, ab morgen geht es dann richtig zur Sache.
Den Shanghaier Kumpel von Herrn Burland maile ich auch noch an, scheint ein witziger Typ zu sein. Leider ist der erstmal zwei Wochen weg, aber danach werden wir uns dann treffen.
Der Tagespresse entnehme ich, dass Weißwein sich mittlerweile in China immer größerer Beliebtheit erfreut. Komisch, bin doch erst knapp zwei Monate hier und so schnell haben die das gemerkt? Oder basiert diese Studie ausschließlich auf den Umsätzen des Carrefour in der Quyang Lu? Da herrscht mittlerweile tatsächlich Notstand an Weißwein, aber außer mir muss es noch mehr Konsumenten geben. Soviel kann ich gar nicht saufen. Und um die Ecke ist ja die SISU, da gibt es bestimmt noch mehr Ausländer, die einen guten Tropfen zu schätzen wissen. Überraschenderweise erweist sich ein einheimisches Produkt als recht genießbar. Dragon Seal Chardonnay. Echt nicht übel. Für China jedenfalls.
Wilson der Efeu wirft seine Blätter ab und sieht nicht gut aus. Spinnmilben. Mist. Habe mich doch immer an seinem frischen Grün erfreut. Naja, wird wohl ein Blumenmarkt ausfindig gemacht werden müssen. Ikea Pflanzen sind halt einfach nichts.
Experimentiere mit der chinesischen Küche und kann mittlerweile tatsächlich drei Gerichte zubereiten. Sieht zwar nicht sonderlich hübsch aus, ist aber einigermaßen genießbar. Und langsam nähere ich mich dem Soll- Geschmack an. (Xiao Lu hat mir außerdem versprochen, mir die Zubereitung von Tudou Si, sauren Kartoffelstreifen beizubringen. Muss ihn demnächst mal dran erinnern).
Zahle stolz meine erste Nebenkostenabrechnung im Family Mart und kriege als Großkundin eine Schachtel mit irgendeinem Plastikfuppes drin. Der Fuppes entpuppt sich als echt hässlicher pinkfarbener Tiger, der eine Glücksmünze in der Pfote hält. Wird aber von mir gleich heiß geliebt. Jetzt kann es ja nur noch aufwärts gehen.

Nachdem ich es die letzten beiden Wochenenden entweder wegen völliger Ermattung meinerseits oder Mistwetters nicht ins Training geschafft habe, schwinge ich mich Samstag gut gelaunt in den Bus. Das Wetter ist prächtig und mir fällt auf, dass viele Sträucher zu blühen begonnen haben. Meine Laune wird sogar noch besser, als ich Xiao Lu im Park sehe. Von dem hatte ich auch schon länger nichts mehr gehört. Machen uns zusammen warm und schwätzen, herrlich. Er meint, der Meister hätte immer noch nichts zu ihm gesagt wegen Nachhilfeunterricht, der hat das wohl vergessen. Und eigenmächtig unterrichten geht natürlich nicht. Hm. Klar. Muss dann halt noch mal fragen, hat der Meister bestimmt vergessen.
Meine Freundin, die Shanghaier Hausfrau schießt auf mich zu und jabbelt auf mich ein. So lange nicht gesehen! Ist das Wetter nicht prachtvoll! Den Rest verstehe ich leider nicht.
Xiao Xu und ein ebenso pummeliger wenn auch größerer Kumpel kommen später auch, warten aber lieber erstmal rauchend auf den Meister, bevor sie sich umziehen und warm machen. Der eilt dann auch 20 Minuten zu spät herbei. Xiao Lu und ich vermuten Mahjang- und Saufexzesse, tatsächlich war aber was an der Gasleitung defekt. Ja, das ist natürlich wichtig! Ich kündige erstmal Stefanie an und frage, ob mir Xiao Lu denn vielleicht etwas Nachhilfe geben könnte? An nächsten Samstag? Und Stefanie dann auch? Ja, geht klar. Berichte das dann gleich ganz stolz Xiao Lu, der auch grinst. Freue mich tierisch, denn Xiao Lu ist ein unbarmherziger Lehrer und seine Bewegungen sind sehr elegant und präzise.
Wird eine klasse Übungsstunde, vor allem Anwendungen, was die beiden Pummel ganz großartig finden. Für Xiao Lu leider nicht so toll, denn der Meister tritt ihm im Überschwang der Gefühle volles Rohr ans Schienenbein. Autsch. Ich kriege nur ein paar blaue Flecke am Unterarm. Jeremy (oder Xiao He, wie er richtig heißt) kommt auch noch, als die Toberei schon wieder vorbei ist. Der hatte das wohl geahnt. Alles Schönwettertrainierer!
Muss dann leider arbeiten, weil wir Montag eine wichtige Abgabe haben. Kriege aber viel geschafft, da es im Büro schön ruhig ist. Abends gehen wir mit einen Haufen Leuten lecker essen. Hunan Küche. Schön scharf! Der Rest zieht noch in eine Kneipe weiter, ich aber gehe brav nach Hause, da ich ja am nächsten Tag wieder arbeiten muss.

Auch am heutigen Sonntag wieder Prachtwetter, auch Xiao Lu ist wieder im Park. Ich lerne, dass die Magnolie Shanghais Stadtblume ist. Wie schön.
Ob sein Bein denn noch wehtäte? Er rollt die Hosen hoch, alles grün und blau. Autsch. Dafür gibt es Streicheleinheiten von mir, um ihm zu vermitteln, dass man bei uns den Schmerz wegpustet, ist jenseits meiner Chinesisch- Kenntnisse.
Einzelbewegungen mit dem Meister und Xiao Lu, Jeremy stößt dann auch noch dazu. Als wir mit dem Üben der Schrittfolgen anfangen, taucht dann auch noch das Mädel auf. Während sie sonst eher im Hintergrund rumgehampelt hat, wagt sie sich jetzt einfach unter uns. Xiao Lu ist pikiert und begibt sich auf den oberen Teil des Trainingsgeländes.
Eine Schnalle in rosa Trainingsanzug versucht völlig unauffällig mit einer Kamera mit Riesen- Teleobjektiv Bilder von mir zu schießen. So was kann ich ja gar nicht leiden. Sollen die Leute doch einfach fragen. Aber nicht so tun, als wollten sie einen Strauch bei Gegenlicht knipsen und dann auf mich schwenken, wenn sie denken, ich merke es nicht. Vor allem, weil diese Tussi diese Nummer letztes Jahr schon versucht hat. Die Schnalle merkt schließlich, dass sie keinen Erfolg haben wird und dackelt ab.
Ich muss Ying Quan vorturnen, peinlich, natürlich seit Wochen nicht geübt. Und dann geschieht etwas denkwürdiges: Der Meister wendet sich dem Mädel zu und fängt tatsächlich an, sie zu unterrichten. Währenddessen nimmt mich Xiao Lu mit Ying Quan in die Mangel, Vorgeschmack auf nächsten Samstag. Wie habe ich das vermisst! Nach intensivem Üben verschnaufen wir beide kurz und beobachten den Meister und das Mädel. Xiao Lus Augen werden schmal und er zischt was von „Bu hao“. Warum denn, frage ich, es sei doch ganz gut, wenn Nachwuchs herangezüchtet werde. Nicht gut, Frauen sollten kein Tongbei lernen. Daraufhin verpasse ich ihm eins und mache ihn darauf aufmerksam, dass ich ja auch eine Frau sei. Leises Fauchen. Das sei ja was anderes. Verstehe einer Kampfkünstler. Zur Strafe darf Xiao Lu dann mit dem Mädel weitermachen, während der Meister mit Jeremy und mir bestimmte Teile verschiedener Formen vertieft. Was macht das Spaß! Anscheinend ist der Meister recht zufrieden mit mir, ich höre sogar ein paar Mal „piaoliang“. Xiao Lu hingegen wirkt gar nicht glücklich, schließlich widmet er sich dem Ausbuddeln und sorgfältigem Einpackens eines kleinen Setzlings. (Frage später nach, den will er bei sich zu Hause einpflanzen).
Um den Meister zu erfreuen, zeige ich ihm auf meinem iPod die Aufnahme von Ying Quan, die ich 2005 von ihm gemacht habe. Er ist begeistert, kannte er noch nicht. Ob er das haben könne? Und alle anderen Videos, die ich so habe, seine Festplatte sei hinübergegangen? Klar, kriegt er nächste Woche auf USB- Stick.
Das Mädel darf noch die Anfänge von Tai Zu Quan lernen, dann ist eine tolle Unterrichtsstunde vorbei. Meister Wu meint, er habe mal eine ganz tolle Hochschulstudentin als Schülerin gehabt. Wie schön ihre Bewegungen gewesen seien, so locker! Aber dann habe sie geheiratet, ein Kind bekommen und nicht mehr geübt. Der Meister seufzt. Wie schade! Vielleicht ein Grund, warum die ungerne Frauen unterrichten. Mit Xiao Lu wird eine Uhrzeit für nächsten Samstag klargemacht, dann ab zum Bus und nach Hause.
Lieferung von Abendbrot hängt an der Tür, lecker Walnussbrot und Kürbiskernbrötchen. Und eine Käse- Laugenstange. Und zur Belohnung noch ein Mandelhörnchen. Mmmmmh!
Entspanntes Arbeiten mit den beiden Katzenkindern auf dem Schoß, um halb sechs beschließe ich, es für heute gut seien zu lassen.
Steige am Fußballstadion aus und schaue im DVD- Laden an der SISU vorbei. Bin diese Strecke seit letztem Jahr nicht mehr gelaufen, merkwürdiges Gefühl. Damals war ich noch Touristin, jetzt bin ich Expat. Finde tatsächlich sechs brauchbare DVDs, unter anderem „The men who stare at goats“. Klasse, kann ich schön im Bett Film schauen, das liebe ich!
Kaufe auf dem Weg nach Hause noch einen 4 Liter Wasserkanister. Schwinge fröhlich die Chifeng Lu entlang und was sehe ich?! Einen Laden, der Pümpel feilbietet! Wow! Keine abgeschnittenen Plastikflaschen mehr! Hätte ich nicht die 4 Liter Bombe und die DVDs unter dem Arm, hätte ich sofort einen gekauft. Ach was, alle und die dann an die darbende Expat- Gemeinde Shanghais für teuer Geld veräußert! Aber gut zu wissen, vielleicht schaffe ich es morgen vor dem Unterricht noch, einen zu kaufen.
Vor dem Aufzug meiner Wohnanlage stehen eine Dame und der nette Herr von den Elektrizitätswerken, der mir neulich die Sicherung repariert hat. Großes Hallo, ich begrüße ihn freundlich. Der Aufzug kommt und der nette Herr drückt schwungvoll mehrere Stockwerke, nämlich das der Dame, meines und das, wo er hin muss. Ich jubele begeistert, dass er sich das gemerkt hat! Der nette Herr winkt bescheiden ab. Nicht doch! Ich preise ihn als „congming“ (Schlau), er lacht und winkt mir fröhlich zum Abschied zu, als ich aussteige.
Der kränkelnde Wilson wird mit Seifenlauge behandelt, Chat mit Ali und Stefanie, die ja bald kommt. Worauf ich mich sehr freue. Gutes deutsches Abendessen, Bratkartoffeln mit Spiegelei und Kürbiskernbrötchen, dazu ein Gläschen Dragon Seal. Bude aufwischen, jetzt ins Bett mit DVD. Das Leben ist schön.

Samstag, März 20, 2010

无可奉告 – Kein Kommentar

Dear MUDIS
2010 Shanghai EXPO is coming soon. Here is some safety notice from the Property Management.
Best regards!
Jiajia


Basic Anti-terrorism knowledge from the Property Management of our office building:

Emergency phones
1. Fire emergency: 119
2. Police: 110
3. Ambulance: 120

Monitor Duty Office phone number
1.Guangfu Road 51066621
2.North Market 61810919

How to handle with Unidentified object(s)
1. Do not take care of objects from a stranger
2 Do not open or move Unidentified object. Promptly notify the security personnel when you find such objects
3. If you need to evacuate please follow the arrangements of the local management on-site

Identification of a nuclear/bio-chem incident
1. Eyes being blurred, eye paining, breath difficulty, sweating, nausea, vomiting, convulsions, shock, skin redness blistering

Self-protection
1 Be calm
2 Use wet towel or a mask, cover the mouth, nose and skin.
3 Call the police, fire emergency, medical and other emergency personnel.
4 Help other people.
5 no use of elevator when evacuate from a building.