Montag, März 22, 2010

最后更新– Neueste Entwicklungen

Wie ja aus meinem letzten Post ersichtlich ist, lässt die Expo die gesamte Stadt durchdrehen. Mittlerweile gibt es an wirklich allen Metrostationen Gepäckscanner und stichprobenartig wird auf Sprengstoff untersucht. Auch ich musste es mir neulich gefallen lassen, dass eine Dame mit einem gelben Teil über meinen Körper wedelte. Hatte natürlich gerade keinen Sprengstoff bei mir.
Klappfahrräder darf man jetzt auch nicht mehr in der Metro mitführen, was bei weiten Teilen der Bevölkerung für großen Unmut gesorgt hat. Denn viele Leute, die weiter von der Metrostation weg wohnen oder arbeiten, fahren mit einem solchen Gefährt dort hin und nehmen es dann mit in den Zug. Die Kreativität, mit der versucht wird, dieses Verbot zu unterlaufen, kennt keine Grenzen.
Seit dem 01. März darf in bestimmten öffentlichen Gebäuden wie Hospitälern oder Kindergärten nicht mehr geraucht werden. Um dies zu untermauern, wurden in den Aufzügen meines Wohnhauses extra große Schilder angebracht. Liegen aber trotzdem manchmal noch Kippen drin. Und auch auf dem Flur vor unserem Büro darf man eigentlich nicht mehr rauchen, woran sich aber natürlich kein Mensch hält.
In einem Anfall von Aktivität suche und finde ich eine Chinesischlehrerin. Ying hat in Hamburg studiert und spricht hervorragend Deutsch. Schnupperstunde, sie ist mir sympathisch, ab morgen geht es dann richtig zur Sache.
Den Shanghaier Kumpel von Herrn Burland maile ich auch noch an, scheint ein witziger Typ zu sein. Leider ist der erstmal zwei Wochen weg, aber danach werden wir uns dann treffen.
Der Tagespresse entnehme ich, dass Weißwein sich mittlerweile in China immer größerer Beliebtheit erfreut. Komisch, bin doch erst knapp zwei Monate hier und so schnell haben die das gemerkt? Oder basiert diese Studie ausschließlich auf den Umsätzen des Carrefour in der Quyang Lu? Da herrscht mittlerweile tatsächlich Notstand an Weißwein, aber außer mir muss es noch mehr Konsumenten geben. Soviel kann ich gar nicht saufen. Und um die Ecke ist ja die SISU, da gibt es bestimmt noch mehr Ausländer, die einen guten Tropfen zu schätzen wissen. Überraschenderweise erweist sich ein einheimisches Produkt als recht genießbar. Dragon Seal Chardonnay. Echt nicht übel. Für China jedenfalls.
Wilson der Efeu wirft seine Blätter ab und sieht nicht gut aus. Spinnmilben. Mist. Habe mich doch immer an seinem frischen Grün erfreut. Naja, wird wohl ein Blumenmarkt ausfindig gemacht werden müssen. Ikea Pflanzen sind halt einfach nichts.
Experimentiere mit der chinesischen Küche und kann mittlerweile tatsächlich drei Gerichte zubereiten. Sieht zwar nicht sonderlich hübsch aus, ist aber einigermaßen genießbar. Und langsam nähere ich mich dem Soll- Geschmack an. (Xiao Lu hat mir außerdem versprochen, mir die Zubereitung von Tudou Si, sauren Kartoffelstreifen beizubringen. Muss ihn demnächst mal dran erinnern).
Zahle stolz meine erste Nebenkostenabrechnung im Family Mart und kriege als Großkundin eine Schachtel mit irgendeinem Plastikfuppes drin. Der Fuppes entpuppt sich als echt hässlicher pinkfarbener Tiger, der eine Glücksmünze in der Pfote hält. Wird aber von mir gleich heiß geliebt. Jetzt kann es ja nur noch aufwärts gehen.

Nachdem ich es die letzten beiden Wochenenden entweder wegen völliger Ermattung meinerseits oder Mistwetters nicht ins Training geschafft habe, schwinge ich mich Samstag gut gelaunt in den Bus. Das Wetter ist prächtig und mir fällt auf, dass viele Sträucher zu blühen begonnen haben. Meine Laune wird sogar noch besser, als ich Xiao Lu im Park sehe. Von dem hatte ich auch schon länger nichts mehr gehört. Machen uns zusammen warm und schwätzen, herrlich. Er meint, der Meister hätte immer noch nichts zu ihm gesagt wegen Nachhilfeunterricht, der hat das wohl vergessen. Und eigenmächtig unterrichten geht natürlich nicht. Hm. Klar. Muss dann halt noch mal fragen, hat der Meister bestimmt vergessen.
Meine Freundin, die Shanghaier Hausfrau schießt auf mich zu und jabbelt auf mich ein. So lange nicht gesehen! Ist das Wetter nicht prachtvoll! Den Rest verstehe ich leider nicht.
Xiao Xu und ein ebenso pummeliger wenn auch größerer Kumpel kommen später auch, warten aber lieber erstmal rauchend auf den Meister, bevor sie sich umziehen und warm machen. Der eilt dann auch 20 Minuten zu spät herbei. Xiao Lu und ich vermuten Mahjang- und Saufexzesse, tatsächlich war aber was an der Gasleitung defekt. Ja, das ist natürlich wichtig! Ich kündige erstmal Stefanie an und frage, ob mir Xiao Lu denn vielleicht etwas Nachhilfe geben könnte? An nächsten Samstag? Und Stefanie dann auch? Ja, geht klar. Berichte das dann gleich ganz stolz Xiao Lu, der auch grinst. Freue mich tierisch, denn Xiao Lu ist ein unbarmherziger Lehrer und seine Bewegungen sind sehr elegant und präzise.
Wird eine klasse Übungsstunde, vor allem Anwendungen, was die beiden Pummel ganz großartig finden. Für Xiao Lu leider nicht so toll, denn der Meister tritt ihm im Überschwang der Gefühle volles Rohr ans Schienenbein. Autsch. Ich kriege nur ein paar blaue Flecke am Unterarm. Jeremy (oder Xiao He, wie er richtig heißt) kommt auch noch, als die Toberei schon wieder vorbei ist. Der hatte das wohl geahnt. Alles Schönwettertrainierer!
Muss dann leider arbeiten, weil wir Montag eine wichtige Abgabe haben. Kriege aber viel geschafft, da es im Büro schön ruhig ist. Abends gehen wir mit einen Haufen Leuten lecker essen. Hunan Küche. Schön scharf! Der Rest zieht noch in eine Kneipe weiter, ich aber gehe brav nach Hause, da ich ja am nächsten Tag wieder arbeiten muss.

Auch am heutigen Sonntag wieder Prachtwetter, auch Xiao Lu ist wieder im Park. Ich lerne, dass die Magnolie Shanghais Stadtblume ist. Wie schön.
Ob sein Bein denn noch wehtäte? Er rollt die Hosen hoch, alles grün und blau. Autsch. Dafür gibt es Streicheleinheiten von mir, um ihm zu vermitteln, dass man bei uns den Schmerz wegpustet, ist jenseits meiner Chinesisch- Kenntnisse.
Einzelbewegungen mit dem Meister und Xiao Lu, Jeremy stößt dann auch noch dazu. Als wir mit dem Üben der Schrittfolgen anfangen, taucht dann auch noch das Mädel auf. Während sie sonst eher im Hintergrund rumgehampelt hat, wagt sie sich jetzt einfach unter uns. Xiao Lu ist pikiert und begibt sich auf den oberen Teil des Trainingsgeländes.
Eine Schnalle in rosa Trainingsanzug versucht völlig unauffällig mit einer Kamera mit Riesen- Teleobjektiv Bilder von mir zu schießen. So was kann ich ja gar nicht leiden. Sollen die Leute doch einfach fragen. Aber nicht so tun, als wollten sie einen Strauch bei Gegenlicht knipsen und dann auf mich schwenken, wenn sie denken, ich merke es nicht. Vor allem, weil diese Tussi diese Nummer letztes Jahr schon versucht hat. Die Schnalle merkt schließlich, dass sie keinen Erfolg haben wird und dackelt ab.
Ich muss Ying Quan vorturnen, peinlich, natürlich seit Wochen nicht geübt. Und dann geschieht etwas denkwürdiges: Der Meister wendet sich dem Mädel zu und fängt tatsächlich an, sie zu unterrichten. Währenddessen nimmt mich Xiao Lu mit Ying Quan in die Mangel, Vorgeschmack auf nächsten Samstag. Wie habe ich das vermisst! Nach intensivem Üben verschnaufen wir beide kurz und beobachten den Meister und das Mädel. Xiao Lus Augen werden schmal und er zischt was von „Bu hao“. Warum denn, frage ich, es sei doch ganz gut, wenn Nachwuchs herangezüchtet werde. Nicht gut, Frauen sollten kein Tongbei lernen. Daraufhin verpasse ich ihm eins und mache ihn darauf aufmerksam, dass ich ja auch eine Frau sei. Leises Fauchen. Das sei ja was anderes. Verstehe einer Kampfkünstler. Zur Strafe darf Xiao Lu dann mit dem Mädel weitermachen, während der Meister mit Jeremy und mir bestimmte Teile verschiedener Formen vertieft. Was macht das Spaß! Anscheinend ist der Meister recht zufrieden mit mir, ich höre sogar ein paar Mal „piaoliang“. Xiao Lu hingegen wirkt gar nicht glücklich, schließlich widmet er sich dem Ausbuddeln und sorgfältigem Einpackens eines kleinen Setzlings. (Frage später nach, den will er bei sich zu Hause einpflanzen).
Um den Meister zu erfreuen, zeige ich ihm auf meinem iPod die Aufnahme von Ying Quan, die ich 2005 von ihm gemacht habe. Er ist begeistert, kannte er noch nicht. Ob er das haben könne? Und alle anderen Videos, die ich so habe, seine Festplatte sei hinübergegangen? Klar, kriegt er nächste Woche auf USB- Stick.
Das Mädel darf noch die Anfänge von Tai Zu Quan lernen, dann ist eine tolle Unterrichtsstunde vorbei. Meister Wu meint, er habe mal eine ganz tolle Hochschulstudentin als Schülerin gehabt. Wie schön ihre Bewegungen gewesen seien, so locker! Aber dann habe sie geheiratet, ein Kind bekommen und nicht mehr geübt. Der Meister seufzt. Wie schade! Vielleicht ein Grund, warum die ungerne Frauen unterrichten. Mit Xiao Lu wird eine Uhrzeit für nächsten Samstag klargemacht, dann ab zum Bus und nach Hause.
Lieferung von Abendbrot hängt an der Tür, lecker Walnussbrot und Kürbiskernbrötchen. Und eine Käse- Laugenstange. Und zur Belohnung noch ein Mandelhörnchen. Mmmmmh!
Entspanntes Arbeiten mit den beiden Katzenkindern auf dem Schoß, um halb sechs beschließe ich, es für heute gut seien zu lassen.
Steige am Fußballstadion aus und schaue im DVD- Laden an der SISU vorbei. Bin diese Strecke seit letztem Jahr nicht mehr gelaufen, merkwürdiges Gefühl. Damals war ich noch Touristin, jetzt bin ich Expat. Finde tatsächlich sechs brauchbare DVDs, unter anderem „The men who stare at goats“. Klasse, kann ich schön im Bett Film schauen, das liebe ich!
Kaufe auf dem Weg nach Hause noch einen 4 Liter Wasserkanister. Schwinge fröhlich die Chifeng Lu entlang und was sehe ich?! Einen Laden, der Pümpel feilbietet! Wow! Keine abgeschnittenen Plastikflaschen mehr! Hätte ich nicht die 4 Liter Bombe und die DVDs unter dem Arm, hätte ich sofort einen gekauft. Ach was, alle und die dann an die darbende Expat- Gemeinde Shanghais für teuer Geld veräußert! Aber gut zu wissen, vielleicht schaffe ich es morgen vor dem Unterricht noch, einen zu kaufen.
Vor dem Aufzug meiner Wohnanlage stehen eine Dame und der nette Herr von den Elektrizitätswerken, der mir neulich die Sicherung repariert hat. Großes Hallo, ich begrüße ihn freundlich. Der Aufzug kommt und der nette Herr drückt schwungvoll mehrere Stockwerke, nämlich das der Dame, meines und das, wo er hin muss. Ich jubele begeistert, dass er sich das gemerkt hat! Der nette Herr winkt bescheiden ab. Nicht doch! Ich preise ihn als „congming“ (Schlau), er lacht und winkt mir fröhlich zum Abschied zu, als ich aussteige.
Der kränkelnde Wilson wird mit Seifenlauge behandelt, Chat mit Ali und Stefanie, die ja bald kommt. Worauf ich mich sehr freue. Gutes deutsches Abendessen, Bratkartoffeln mit Spiegelei und Kürbiskernbrötchen, dazu ein Gläschen Dragon Seal. Bude aufwischen, jetzt ins Bett mit DVD. Das Leben ist schön.

2 Kommentare:

Xiaomo hat gesagt…

Bratkartoffeln mit Spiegelei? Ich sehe, du näherst dich den chinesischen Spezialitäten doch eher mit der gebotenen Vorsicht...brauchst du noch ein Rezept für Spundekäs' - Bretzelchen könnte ich demnächst mitbringen. Zum Wein...

Bat hat gesagt…

Oh, zubereiten kann ich den schon und Laugenbretzel gibt es bei Abendbrot- nur das Beschaffen der Zutaten dürfte schwierig werden... (<-- vermisst Spundekäs!)