Donnerstag, Juni 30, 2011

Aint no Party like the Chinese Communist Party


Am 1. Juli 1921 wurde die CCP in Shanghai gegründet. Also morgen vor 90 Jahren.
Heute befindet sich in dem unscheinbaren, aber hübsch in Schuss gehaltenen Gründungsort ein kleines Museum, direkt daneben der schick renovierte Konsumkomplex Xintiandi („Neue Welt“) mit Paulaner, hippen Kneipen und Luxusläden. Wenn das der Große Vorsitzende noch hätte erleben müssen!
Hätte ja ein wenig mehr Feierlichkeiten erwartet, zu mindestens hätte man uns gefälligst mal einen Tag frei geben können. Aber nein, nur blöde patriotische Gesänge im Fernsehen, muss das in der Metro jeden Tag ertragen. Besonders tut sich dabei Jackie Chan hervor, der mir langsam so richtig unsympathisch wird. Wo bleiben die Feuerwerke, die Paraden, die jubelnden Volksmassen? Da hätten wir Shanghaier doch mal richtig Gas geben müssen. Das toppen, was die blöden Beijinger zum 60. Jahrestag der Republikgründung 2009 abgezogen haben, wäre doch das Mindeste gewesen. Aber nein, alles, was uns einfällt ist ein wenig mehr Gefunkel als sonst. Demütigend! Naja, vielleicht geht ja morgen doch noch so richtig was. Jedenfalls Herzlichen Glückwunsch.

Mittwoch, Juni 29, 2011

出差 – Dienstreise

Werde gemeinsam mit meinem anderen deutschen Kollegen Paul, unserem völlig verpeilten chinesischen Projektleiter Peter und Sophia, der Übersetzerin nach Sanya zur Präsentation zweier Projekte geschickt. Abflug 6:30, aber gut, es gibt schlimmere Dienstreisen. Kommen um 10.00 an und lassen uns erst mal durch sämtliche Luxushotels der Insel karren, Recherche. Erster Stopp Mandarin Oriental, Peter und Sophia sind beeindruckt. Peter kapiert endlich, was schlichte Eleganz heißt und dass Luxus nicht automatisch mit Kitsch und dick auftragen verbunden ist.
Schickes Hotel, Sophia und ich teilen uns eine sogenannte Luxus- Suite. Natürlich kriege ich das Zimmer mit Meerblick, ihres hat eher Katastrophen- Aussicht. Tja, Scheiße, wenn man in der Hackordnung unten steht. Paul und mir fallen in der Besprechung fast die Augen zu, ziemlich schnell ist klar, dass wir mal wieder die Vorzeige- Langnasen geben. Für unsere in Nachtschicht zusammengekloppte Präsentation interessiert sich kein Mensch. Auch gut. Wenigstens ist das Essen echt lecker und das Hotel nicht übel, abends entspannen Paul und ich bei einem Cocktail, bis die Ruhe von dem hektischen Peter gestört wird. Lange Gespräche, Peter scheint das alles jedenfalls ungemein konstruktiv zu finden und ist glücklich.
Überraschend geiles Frühstück im Hotel, blöd, dass Paul und ich nur eine halbe Stunde dafür vorgesehen hatten, konnte ja keiner ahnen. Wir hauen ordentlich rein während die chinesischen Kollegen irgendwo anders frühstücken und werden anschließend von lustigen Typen, deren Verhältnis zu unserem Büro immer noch unklar ist, mit Sophia zu unserem Baugelände gekarrt. Peter hat zum Glück einen anderen Termin. Natürlich alles staubig, während Paul und ich eher pragmatisch angezogen sind, hat Sophia sich voll in Schale geschmissen und erleidet wahrscheinlich einen inneren Heulkrampf, weil ihre rosa Bommelschuhe gerade ziemlich dreckig und außerdem noch von einem auf dem Gelände umherstreunendem Schäferhundrüden mit etwas unschönem Interesse gewürdigt werden.
Unser Nachmittagstermin fällt aus und Peter ist glücklicherweise noch beschäftigt, weswegen Paul und ich an den Strand können. Sophia muss wohl oder übel mitmachen, sie erwirbt hektisch ein flottes Badekleidchen in schwarz und pink. Leute, ich rede hier nicht von einem pragmatischen Badeanzug, wie wir den von zu Hause kennen. Nein, das ist ein Teil mit angearbeitetem Röckchen, in dem sich Sophia aber immer noch sehr entblößt zu fühlen scheint. Unser netter Fahrer, Herr Zhao, stellt uns Handtücher und einen Schwimmring für Sophia bereit, wir beiden dürfen uns in einem seiner untervermieteten Appartements umziehen. Paule hat seine Schwimmsachen praktischerweise schon morgens angelegt. Während ich schon sämtliche Hüllen fallen lasse, muss Sophia die Tür zuschubsen und dreimal verriegeln. Bin schon längst umgezogen, als Sophia sich vorsichtig entblättert, unter der Schwimmbekleidung lässt sie natürlich die Unterhosen an. Wahrscheinlich bin ich in ihren Augen voll die schamlose Sau, weil ich a) einen Bikini trage, b) mich bei geöffneter Tür (wenn auch außerhalb des Blickfeldes) umgezogen habe und c) unter meiner schier obszönen frivolen Badebekleidung keine Unterwäsche trage. Sie realisiert, dass sie ihre schicken Alltags- Hosen nicht über ihr Kleidchen kriegt, ich versichere, das sähe aber aus wie ein ganz schicker Minirock und sie habe eine ganz tolle Figur, was ja noch nicht mal gelogen ist. Mann, sind Chinesinnen verklemmt!
Rede auf sie ein wie auf ein krankes Pferd, schließlich dackeln wir drei in Richtung Strand, Paul und ich vorneweg, Sophia mit ihrem gelben Schwimmring hinterher. Der gute Herr Zhao gibt uns noch Getränke und superleckere Mangos mit, wirklich ein ganz netter Mensch, wie die meisten Chinesen.
Wegen Sophia müssen wir einen Platz im Schatten suchen, die garstigr Sonne könnte ja die zarte Haut verbrennen oder gar bräunen. Wir müssen ganz schön laufen, bis wir einen Ort finden, der nicht von Fischern belegt ist.

Abhängen am Strand, Paul versucht mit mäßigem Erfolg Sophia schwimmen beizubringen. Wir genießen die Sonne, die Natur und die Ruhe, am Strand ist bis auf ein paar Netze flickenden Fischer und gelegentlicher Flaneure kein Mensch. Klar, die Chinesen kommen ja auch erst abends an den Strand, wenn die böse Sonne weg ist. Und schwimmen können die in der Regel sowieso nicht. Obwohl man Sanya nicht gerade als Traum bezeichnen kann, ist es doch nett, mal Shanghai und dem hektischen Leben dort zu entfliehen und im Meer schwimmen zu können.
Interessant auch, dass der chinesische Herr im Gegensatz zu den Damen deutlich freizügigere Badebekleidung bevorzugt. Nämlich Speedos. Als wir Sophia erklären, wir Westler fänden das ziemlich schwul und kein Mann, der etwas auf sich hielte, würde bei uns mit sowas rumlaufen, ist mal wieder schamhaftes Gekicher angesagt. Sie findet Speedos sexy. Ach ja, was sind unsere Kulturen doch verschieden!
Nach drei Stunden bezahlten Abhängens eine schnelle Dusche (Sophia kann sich zu ihrer übergroßen Erleichterung ungestört umziehen) und dann ab an den Flughafen. Jede Menge Reisegruppen in identischen Hawaiihemden, die mit lokalen Spezialitäten beladen sind und sich gegenseitig fröhlich fotografieren. Lustiges Volk.
Um Mitternacht sind wir endlich wieder zu Hause in Shanghai. Wie schon gesagt, es gibt echt schlimmere Dienstreisen.