Samstag, Februar 13, 2010

放假 – Ferien

Alles ist in Ferienstimmung und so beschließe ich, es heute mal gemütlich angehen zu lassen und erst um 10.00 im Büro zu erscheinen. (Ist hier normal. Die vergangenen Wochen habe ich schon um 8.00 angefangen und erstaunte Blicke geerntet). Scheinbar sind wir der einzige Betrieb auf unserer Etage, der überhaupt arbeitet. Draußen werden schon die ersten Böller gezündet, Vorgeschmack auf die Feierlichkeiten morgen. Saulaut. Sollte mir Ohrstöpsel besorgen.
Das Gebäude, in dem sich unser Büro befindet, hat übrigens eine interessante Geschichte: Ursprünglich mal von den Engländern knapp außerhalb ihrer Konzession erbaut, wurde hier im zweiten Weltkrieg von tapferen chinesischen Truppen erbitterter Widerstand gegen die japanischen Invasoren geleistet. (Die volle Geschichte gibt es hier. Als ich gestern Xiao Lu meine Visitenkarte zeigte, war der schwer beeindruckt. Sein Vater wäre damals fast von Japanern abgeknallt worden).
Verbringe den Tag damit, meine Projektordner und Dateien aufzuräumen. Meine Aufenthaltserlaubnis wird geliefert, jetzt bin ich offiziell Shanghaier Bürgerin und Expat.
Da die Hausverwaltung uns heute um 14.00 den Strom abdreht, tigere ich in die Stadt. Prima Wetter, zwar kalt, aber die Sonne scheint.
Erst mal in den Volkspark, heute ist ja Freitag und der Meister unterrichtet da. Dann kann ich ihm auch gleich ein schönes neues Jahr wünschen. Tatsächlich treffe ich Oskar, Andy und noch einen anderen ausländischen Typen an, der sich mir als J.D. oder so vorstellt. Scheint ganz nett zu sein, er hat schon von mir gehört, der Meister redet wohl öfter von mir. Oha, hoffentlich nur Gutes! Oskar fragt interessiert, wann Stefanie denn käme? (Tatsächlich fragt er nach Bettina, er verwechselt uns immer. Klar, wir sehen uns ja auch so wahnsinnig ähnlich). Im April? Prima, dann brennt er die ver-sprochene CD mit Übungsvideos für sie. Hat letztes Jahr nicht geklappt. Oskar ist ja schon ein netter Kerl, auch wenn er viel schwätzt.
Meister Wu ist sehr gut drauf und bringt den Jungs ein schönes Detail in unserer Form bei, ich beo-bachte aufmerksam. Anschließend schlendern Meister Wu und ich in Richtung Metro, ich möchte noch in die Fuzhou Lu. Scheinheilig frage ich, wie er denn Neujahr verbrächte? Und werde prompt eingeladen. Geil! Und außerdem noch Training morgen Vormittag im Heping Park. Ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt. Ob er denn morgen nicht zu beschäftigt sei, schließlich sei Frühlingsfest? Nee, ist schon OK. Insgeheim rechne ich aber mit einer nächtlichen SMS. Das soll mir aber egal sein. Dass ich das wichtigste chinesische Fest überhaupt mit Familienanschluss und dann auch noch bei meinem Meister verbringen darf, ist eine sehr hohe Ehre. Und wenn Meister Wu kocht, kann man sicher sein, dass da richtig leckeres Zeug auf den Tisch kommt.
Immer noch Vegetarierin? Ja, leider. Findet er nicht gut. Schlecht für den Körper. Aber was soll ich machen.
Nur, was für ein Geschenk soll ich mitbringen?! Bei Carrefour gibt es Geschenkpackungen mit typiaschen Süßigkeiten. Die schienen mir aber nicht sonderlich lecker. Tees gibt es auch, aber da kenne ich mich nicht aus. Also an besten Schnaps und Kippen. Mit Schnaps kenne ich mich zwar auch nicht aus, aber da werde ich meinem Instinkt folgen. Hübsche Geschenkpackungen gibt es bestimmt auch.
In der Stadt ist ordentlich was los, Fuzhou Lu geht aber. Hier gibt es einen Laden mit hübschem Schickschnack, in dem ich 2008 auch schon eine richtig geile Laptop- Tasche gefunden habe. (Ja, Lilo: Auch „Hello Kitty“ Zeugs). Meine Ausbeute: Eine kitschige, kleine, goldene Skulptur (obwohl ich das kaum so nennen möchte) mit drei Tigern. Im Sockel befindet sich eine Solarzelle, die die Tiger mit dem Kopf wackeln lässt. Als Mitarbeiterin eines auf ökologischen Bauens spezialisierten Büros muss ich das natürlich haben. (Oh China, Land des genialen Kitsches! Aber Japan soll noch schlimmer sein).
Bei Book City finde ich die von mir gesuchten DVD´s leider nicht, egal. Habe ja immer noch die ver-zweifelten Hausfrauen abzuarbeiten. Und Ferien. Dann werde ich halt in die French Concession zu meinem Lieblingsladen fahren.
Bummel durch die Einkaufskatakomben am Volkspark, entdecke noch einen coolen T- Shirt Laden. Kaufe ein rotes (eigentlich nicht so meine Farbe) Langarmshirt mit Tiger. Die Verkäuferin ist begeis-tert, dass ich meine Wünsche grob auf Chinesisch äußern kann und schenkt mir eine Tragetasche passend zum Shirt.
Zu Hause mache ich es mir vor der Glotze bequem und schaue „Desperate Housewives“. Kein Stress heute, keine Rennerei- Das Leben ist schön.

9 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Die volle Geschichte würde mich sehr interessieren. Schickst du mir mal den link? Oder ist das auf chinesisch?

Georg hat gesagt…

Wieso heißt dein Blog eigentlich "50 Grad"? So warm ist es doch selten... und auch nicht erstrebenswert.

Bat hat gesagt…

Hatte vergessen, den Link einzufügen, sorry. Habe ich jetzt nachgeholt.
Mein Blog heisst 50°, weil Mainz auf 50° nördlicher Breite liegt.

Georg hat gesagt…

Ja, da war ich dann mehreren Stunden Nachdenkens auch drauf gekommen...

Danke für den Link.

Bat hat gesagt…

Vielleicht sollte ich mich auf 31° umbenennen. Und die Skyline ändern.

Bat hat gesagt…

Ja, interessante Geschichte, nicht war?

Xiaomo hat gesagt…

...um nochmal auf "Hello-Kitty" zurückzukommen: hat's da auch gepolsterte Netbook-Taschen für mein Kleines?

Xiaomo hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Bat hat gesagt…

Werde ich mal erheben müssen. Aber Rucksäcke gab es auf jeden Fall.