Dienstag, Mai 06, 2008

Punk´s not dead #3

Aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung vom 03.05.2008:

Irrsinnsfahrt mit blauen und andersfarbigen Passagieren
Alkoholisierte und schlagende Fahrgäste sorgen für tumultartige Szenen in Stadtbus am Abend des 1.Mai/ Polizei kann Opfer-Frage nicht klären
Vom 03.05.2008

"Ich hätte den Eintrag auch umschreiben können, fand ihn aber so schöner", erklärt Polizei-Pressesprecher René Nauheimer. Wir schließen uns an und veröffentlichen die Beschreibung eines Tatvorgangs in einem Bus am 1. Mai, 20.10 Uhr, durch den diensthabenden Polizisten im Wortlaut.

Weil sich ein volltrunkener Fahrgast (Fahrgast 1) von dem Gitarrenspiel des seiner Meinung nach musikalisch wenig begabten Fahrgasts 2 in seinem Vollrausch gestört fühlt, ,bittet´ er diesen laut brüllend um Ruhe. Fahrgast 2, seines Zeichens Punk, fragt daraufhin höflich brüllend und mit ebenso höflicher Unterstützung seiner acht Freunde (alle mit mehr Farbe im Haar als die Berliner Mauer zu ihren besten Zeiten), was denn sein Problem sei.

Fahrgast 1 kommt daraufhin erst richtig in Schwung und verleiht seiner Forderung nach mehr Ruhe in öffentlichen Verkehrsmitteln bei Vollrausch mit einer Backpfeife Nachdruck. Das wiederum nehmen die acht farbenfrohen Freunde des Fahrgasts 2 und dieser selbst zum Anlass, ihren Drang nach Frieden hinten anzustellen und dem Begriff `Völkerverständigung` eine neue Dimension zu verleihen. So entsteht eine wilde Rangelei über die Sitzplätze 30 bis 40 hinweg. Jetzt fühlt sich die Lebensabschnittsgefährtin des Fahrgasts 1 in der Bringschuld. Ihr Versuch der Konversation mit der Freundin des Fahrgasts 2 scheitert sowohl am eigenen Alkohol- und dem im Bus steigenden Aggressionspegel, als auch an der eigenen Wortwahl (Fäkalsprache). Die Freundin des Fahrgast 2, von Beruf Tochter aus gutem Hause, nur mit dem falschen Umgang, ist mit der ganzen Situation absolut überfordert. Zum Glück hat sie heute das ihr von Papa zugesteckte CS-Gas im praktischen Handtaschenformat für 4,99 Euro dabei (eigentlich der bösen Sexualtäter wegen), was sie jetzt zum Einsatz bringt. Und zwar genau in das schmerzverzerrte Gesicht der Freundin von Fahrgast 1. Angesichts eines so massiven Einsatzes von chemischen Kampfstoffen (so schilderte das später Fahrgast 1), treten er und seine Freundin den taktischen Rückzug in Richtung Sitzreihe 12 bis 15 an. Da der Rückzug aber nicht nur taktisch, sondern auch ziemlich schnell und dabei halb blind geschieht, werden der Fahrgast 3 und dessen Freundin zuerst übersehen und dann umgerannt. Fahrgast 3, der den Ernst der Lage in fataler Weise total falsch einschätzt, stellt in selbst verschuldeter Unwissenheit, aber in vernünftigem Ton die absolut berechtigte Frage, was denn sein Problem sei. Fahrgast 1 sieht sich an Hand dieser Fragestellung an die Situation von vor 2 Minuten zurückerinnert (siehe oben) und versucht sich erneut mit klar definierten Antworten, die er konkludent mit Schlägen an Fahrgast 3 richtet.

Fahrgast 3 sieht sich auf Grund seiner gesunden Lebensführung (keine Zigaretten, kein Alkohol, keine Drogen) absolut in der Lage, den `Antworten` des Fahrgasts 1 gekonnt auszuweichen. Sehr zum Leidwesen seiner Partnerin, die vermutlich nicht ganz so gesund gelebt hat und deshalb nun einen Schmerz in der linken Gesichtshälfte verspürt. Auch die halbblinde Freundin von Fahrgast 1 ventiliert ihre angestaute Wut in verbaler Weise (schon wieder Fäkalsprache), wessen sich der Fahrgast 3 auch durch Wegdrehen nicht entziehen kann. Letztendlich hat der Busfahrer ein Einsehen, stoppt den Bus im Landwehrweg und beendet die Irrsinnsfahrt. Bei Eintreffen der hin zugerufenen Polizei wollen alle Geschädigten selbstständig einen Arzt aufsuchen. Fahrgast 1 und Fahrgast 2 fühlen sich als Opfer. Ob aber die musikalische Begleitung zur Busfahrt von Fahrgast 2 als Angriff zu werten war und Fahrgast 1 in Notwehr gehandelt hat, konnten die Beamten vor Ort nicht mehr klären.

2 Kommentare:

jb hat gesagt…

I haven't laughed as much in years.....

Anonym hat gesagt…

da haben wir ja während unserer Turnerei auf dem heiligen Berg echt was verpasst.