Sonntag, Januar 20, 2008

03.12.07, Montag

Auftakt

Da meine Uhr stehen geblieben ist, komme ich 15 Minuten zu spät zum Morgentraining, wo schon alle 120 Teilnehmer erbärmlich frierend den Meistern lauschen beziehungsweise rumhampeln. Georges brillianter Plan war, das jeder Meister heute 10 Minuten Programm macht, damit wir einen Eindruck von deren Stilen kriegen. Das anschließende Frühstück ist natürlich chinesisch, das heißt wässriger Reisschleim, längliche, schwammartige Fettgebäcke (von Darco sogleich „Tigerpenisse“ getauft) und sonstiges ungenießbares Zeug. Für mich stellt sich die Frage, welche Kurse ich vormittags besuche, denn nachmittags unterrichten Wuji und Wu Mao Gui parallel, womit für mich natürlich klar ist, dass ich Tong Bei machen werde. Also trabe ich erst mal zu dem Cotton Palm Typen, ein netter älterer Herr. Gleich das erste unangenehme Missverständnis: Man hält mich für die Übersetzerin, da ich mit dem Meister chinesisch quatsche. Tatsächlich versuche ich verzweifelt, seinen Namen rauszubekommen, woraufhin er denkt, ich würde seine Berühmtheit in Frage stellen und mir erst mal zahllose Photos seiner Auftritte zeigt. Wir sollen auf dem Dach des Hotels trainieren, während der Meister uns die Anfänge einer Form zeigt und uns in den diversen Posen einfrieren lässt, kommt ein Hotelbediensteter und fängt seelenruhig an, mit einem Mopp um unsere Füße herum zu wischen. Das wird uns zu bunt und wir ziehen auf den Parkplatz um. Und jetzt will der Meister doch tatsächlich mit jedem einzelnen von uns Push- Hands machen. Würg. Meine absolute Lieblingsdisziplin. Als ich an der Reihe bin, erkenne ich ziemlich schnell, das dieser Typ Wu Mao Gui nicht im Entferntesten das Wasser reichen kann. Nebenan trainiert die Xing Yi Klasse von Qian Zhao Hong (Chainsaw) und ich werfe da sehnsuchtsvolle Blicke rüber. Das sieht wenigstens nach ordentlich Action aus. Nach den ersten 1 ½ Stunden kurze Beratung mit Stefanie: Wir wissen, dass unsere Meister und Chainsaw sich nicht grün sind, aber wir sind neugierig. Also Xing Yi. Und mir macht das Spaß.

Nachmittags endlich Tong Bei. Der Meister hat Magenprobleme, ich auch, bin immer noch müde und fertig nach der Toberei mit Chainsaw, nervös, angespannt und will natürlich alles gut machen und Meister Wu nicht enttäuschen: Katastrophe. Nach dem Unterricht redet Michael erst mal auf mich ein wie auf ein krankes Pferd. Wenigstens sitze ich beim Abendessen nicht an einem ganz so schlimmen Tisch.

Und dann gibt es ja auch noch die Evening Lecture. Heute der Baguafuzzie, ein Kettenraucher mit Zickenbart, der ganz schlimmen Pekingdialekt spricht. Und der arme Michael muss auch noch für demnübersetzen. Darco hat heute morgen bei dem trainiert und ihn auf Anhieb gehasst. Und seine Lecture ist auch Scheiße. Von nun an haben wir den Baguatypen auf unserem Radar und bemerken sämtliche Verfehlungen.

Keine Kommentare: