Sonntag, März 16, 2008

18.12.07, Dienstag

Abschied, die Erste

Michael fliegt morgen früh. Traditionell treffen wir uns alle mit unseren Meistern zum Abschiedsessen beim Ägypter. Da es gestern hier wahnsinnig geregnet hat und ich drei Stunden mit klatschnassen Klamotten im Peoples Park gestanden habe, liege ich heute voll auf der Schnauze. Aber für das Abschiedsessen durchwühle ich natürlich meinen Koffer nach einem halbwegs annehmbar riechenden Fummel, werfe ordentlich Aspirin ein und schleppe mich zur Metro.

Niedlich von Wujie: Jedes Mal, wenn wir in China sind, sieht er Stefanie und mich in unseren schlimmsten Klamotten, während er immer gut angezogen ist. Jedes Mal versichern wir ihm, dass wir zu Hause ja eigentlich ganz anders gekleidet wären und irgendwann mal ganz schick in Shanghai aufschlagen würden. Jedes Mal versichert er uns, er wäre sicher, dass wir zu Hause sicherlich unglaublich hübsch wären. Heute hat Wujie auch den Fummel an, den er schon im Camp trug. Natürlich im Gegensatz zu unserem frisch gewaschen, aber immerhin. (Noch ein Punkt auf der Coole- Sau- Skala)

Auf mein Betreiben hin ist Xiao Lu auch dabei und es ist immer wieder eine Freude, wie chinesischen Männern beim Anblick von leicht bekleideten Bauchtänzerinnen fast der Kopf platzt. Vor allem die anschliessenden professionellen Kommentare der Herren über die lockeren Hüften und die gute Struktur der Künstlerinnen. Ich bringe noch mal die Sprache diskret auf meine Nachhilfe hinsichtlich der Dong Bao Chuan Form und dem Meister kommt die brilliante Idee, ich könne doch mit Xiao Lu nachmittags trainieren. Bingo.

Nach dem Essen quatschen wir noch ein wenig auf der Strasse, dann umarmt mich Wujie überraschenderweise zum Abschied (sehr unchinesisch, dass er so was macht, zeugt dafür, dass ich zur Familie gehöre) und Stefanie (nicht überraschend, die kennt den auch schon länger). Als das Taxi abfährt, wird mir plötzlich bewusst, dass ich diesen Knaben wahrscheinlich länger nicht mehr wieder sehen werde und auf einmal bin ich echt traurig. Mir wird klar, dass da eben trotz aller Sprachbarrieren ein Freund aus meinem Sichtfeld verschwindet.

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