Das Wetter in Shanghai wird jeden Tag besser und ich beschließe, meine Garderobe ein wenig aufzustocken. Vor allem hätte ich dann doch ganz gerne ein paar flotte Sommerschuhe, habe keine Lust, die ganze Zeit in Turnschuhen rumzulaufen. Leichter Regen am Wochenende, kein Training. Nachmittags kein Regen, aber Xiao Lu versetzt mich. Ärger. Also Schuhe suchen. Ich schaue in einem Kaufhaus in der Nähe der Tongji- Universität, wo auch tatsächlich sehr schöne Schuhe zum Verkauf stehen. Auf meine Frage, ob es die denn auch in Größe 40 gäbe, werde ich ausgelacht. Gedemütigt und frustriert verlasse ich daraufhin den Laden. Als ich mit der neu eröffneten Metro Nummer 10 in Richtung Heimat fahren will, teilt man mir mit, dass diese am Wochenende um 16.00 den Betrieb einstellt. Was ist denn das für ein Scheiß- Land. Und es fängt schon wieder an, leicht zu regnen. Jetzt ist meine Laune erst recht auf dem Tiefpunkt.
Mein Rechner zeigt merkwürdige Ausfallerscheinungen, mal lieber eine externe Festplatte zur Datensicherung kaufen. Die Festplatte und mein Rechner vertragen sich dann leider nicht, aber bei meinem Streifzug betrete ich eher zufällig einen Laden der westlichen Kette „Zara“, die doch tatsächlich Schuhe in meiner Größe haben. OK, Daten zwar nicht gesichert, aber dafür immerhin schicke Schuhe. Was will man mehr.
Im Büro hat es sich eingebürgert, dass wir mir unseren chinesischen Kollegen jetzt immer um die Ecke in einer der kleinen Garküchen essen gehen. Das ist echt Klasse, denn wir sind die einzigen Trottel, die dann immer zur Freude aller Chinesen auf der Straße sitzen und schlemmen, während um uns herum das Verkehrschaos tobt. Für beide Parteien gibt es immer viel zu sehen und in der Kassiererin im Supermarkt habe ich einen echten Fan, weil ich auf die Frage, aus welchem Land wir denn kämen mit „Women dou shi Zhongguoren“ geantwortet habe. (Übersetzt heißt das „Wir sind alle Chinesen“ und ist auch der Titel eines sehr populären Liedes von Liu Dehua oder Andy Lau, wie er im Westen heißt. Dass ich das Lied sogar singen konnte, hat sie vom Stuhl gehauen und seitdem werde ich mit „Hey, Chinesin“! begrüßt).
Beim Essen bestellen immer die chinesischen Kollegen, weswegen ich jetzt ein breites Spektrum chinesischer Gerichte kennen gelernt habe. Mann, ist das lecker! Mein Favorit zur Zeit ist ein in höllisch scharfer Soße mit Gemüse schwimmender Doufu, der außen knusprig, innen aber schön geschmeidig ist. Wie schade, dass ich nicht weiss, wie man den zubereitet.
Diese gemeinsamen Mahlzeiten habe ich sehr zu schätzen gelernt, da es mir nicht nur die Gelegenheit gibt, die Köstlichkeiten der Sichuan- Küche zu erforschen, sondern auch viel gelacht und gescherzt wird. Hauptthema ist die bevorstehende Fußball- Weltmeisterschaft. Für uns ist die Zeitverschiebung echt ungünstig, habe schon angedroht nach Hause zu fliegen, sollte Deutschland ins Finale kommen. Macht ein Tippspiel Sinn? Wie sollen wir denn hier eine Grillparty schmeißen? Vielleicht einfach den Stand von irgendeinem Uiguren mieten, die hier abends immer auf der Straße allerlei Spieße feilbieten? Grillen tun in China halt nur die Barbaren. Und wie sollen wir einen Autokorso hinkriegen? Taxis chartern und hupend um den Volkspark brettern? Wird wahrscheinlich niemanden beeindrucken, gehupt wird sowieso ständig. Dieses Konzept, seiner Freude über den Sieg der eigenen Mannschaft Ausdruck zu verleihen, ist hier weitgehend unbekannt, die Chinesen staunen über die verrückten Ausländer. Muss mir unbedingt eine Deutschlandfahne besorgen, aber wo kriege ich die hier in China her? Könnte die dann hübsch an meinem Wäschetrocknungsausleger befestigen, bestimmt voll der Brüller in der Nachbarschaft. Ich ahne schon, dass das alles nicht ganz leicht wird und beneide meine Leute in Deutschland.
In der chronisch verstopften Guangfu Lu kann man von unserem Büro aus auch interessante Dinge beobachten. Manchmal geraten Verkehrsteilnehmer übel aneinander und es kommt zu Schlägereien. Wir pflegen dann die Streithähne lautstark anzufeuern und auf potentielle Gewinner zu wetten. Neulich gab es Nasenbluten, Drohungen, die Bullen zu rufen, was aber durch den Austausch mehrerer hundert Kuai schnell beigelegt wurde. Besser als Kino, unser Chinesisch muss unbedingt besser werden, damit wir diese Szenen auch voll schätzen können.
China kann so unendlich aufregend sein, aber auch so unendlich frustrierend. Glaubt mir, Leute, ein paar Wochen oder Monate hier zu verbringen, sei es Shanghai oder irgendein heiliger Berg ist nicht dasselbe, wie tatsächlich hier zu leben.
Mein Rechner zeigt merkwürdige Ausfallerscheinungen, mal lieber eine externe Festplatte zur Datensicherung kaufen. Die Festplatte und mein Rechner vertragen sich dann leider nicht, aber bei meinem Streifzug betrete ich eher zufällig einen Laden der westlichen Kette „Zara“, die doch tatsächlich Schuhe in meiner Größe haben. OK, Daten zwar nicht gesichert, aber dafür immerhin schicke Schuhe. Was will man mehr.
Im Büro hat es sich eingebürgert, dass wir mir unseren chinesischen Kollegen jetzt immer um die Ecke in einer der kleinen Garküchen essen gehen. Das ist echt Klasse, denn wir sind die einzigen Trottel, die dann immer zur Freude aller Chinesen auf der Straße sitzen und schlemmen, während um uns herum das Verkehrschaos tobt. Für beide Parteien gibt es immer viel zu sehen und in der Kassiererin im Supermarkt habe ich einen echten Fan, weil ich auf die Frage, aus welchem Land wir denn kämen mit „Women dou shi Zhongguoren“ geantwortet habe. (Übersetzt heißt das „Wir sind alle Chinesen“ und ist auch der Titel eines sehr populären Liedes von Liu Dehua oder Andy Lau, wie er im Westen heißt. Dass ich das Lied sogar singen konnte, hat sie vom Stuhl gehauen und seitdem werde ich mit „Hey, Chinesin“! begrüßt).
Beim Essen bestellen immer die chinesischen Kollegen, weswegen ich jetzt ein breites Spektrum chinesischer Gerichte kennen gelernt habe. Mann, ist das lecker! Mein Favorit zur Zeit ist ein in höllisch scharfer Soße mit Gemüse schwimmender Doufu, der außen knusprig, innen aber schön geschmeidig ist. Wie schade, dass ich nicht weiss, wie man den zubereitet.
Diese gemeinsamen Mahlzeiten habe ich sehr zu schätzen gelernt, da es mir nicht nur die Gelegenheit gibt, die Köstlichkeiten der Sichuan- Küche zu erforschen, sondern auch viel gelacht und gescherzt wird. Hauptthema ist die bevorstehende Fußball- Weltmeisterschaft. Für uns ist die Zeitverschiebung echt ungünstig, habe schon angedroht nach Hause zu fliegen, sollte Deutschland ins Finale kommen. Macht ein Tippspiel Sinn? Wie sollen wir denn hier eine Grillparty schmeißen? Vielleicht einfach den Stand von irgendeinem Uiguren mieten, die hier abends immer auf der Straße allerlei Spieße feilbieten? Grillen tun in China halt nur die Barbaren. Und wie sollen wir einen Autokorso hinkriegen? Taxis chartern und hupend um den Volkspark brettern? Wird wahrscheinlich niemanden beeindrucken, gehupt wird sowieso ständig. Dieses Konzept, seiner Freude über den Sieg der eigenen Mannschaft Ausdruck zu verleihen, ist hier weitgehend unbekannt, die Chinesen staunen über die verrückten Ausländer. Muss mir unbedingt eine Deutschlandfahne besorgen, aber wo kriege ich die hier in China her? Könnte die dann hübsch an meinem Wäschetrocknungsausleger befestigen, bestimmt voll der Brüller in der Nachbarschaft. Ich ahne schon, dass das alles nicht ganz leicht wird und beneide meine Leute in Deutschland.
In der chronisch verstopften Guangfu Lu kann man von unserem Büro aus auch interessante Dinge beobachten. Manchmal geraten Verkehrsteilnehmer übel aneinander und es kommt zu Schlägereien. Wir pflegen dann die Streithähne lautstark anzufeuern und auf potentielle Gewinner zu wetten. Neulich gab es Nasenbluten, Drohungen, die Bullen zu rufen, was aber durch den Austausch mehrerer hundert Kuai schnell beigelegt wurde. Besser als Kino, unser Chinesisch muss unbedingt besser werden, damit wir diese Szenen auch voll schätzen können.
China kann so unendlich aufregend sein, aber auch so unendlich frustrierend. Glaubt mir, Leute, ein paar Wochen oder Monate hier zu verbringen, sei es Shanghai oder irgendein heiliger Berg ist nicht dasselbe, wie tatsächlich hier zu leben.
5 Kommentare:
Aber wo kriege ich die hier in China her?
Ullmayer
Meinste?
Knuspriger Tofu:
Tofu in eher großeren Stücken schneiden (Dreiecke sind hübsch), abtrocknen. Eine Menge Sonnenblumenöl in einer eher kleinen Pfanne bei höher Flamme bis fast rauchen erhitzen, Tofu vorsichtig einführen, anbraten lassen,(mit Kräuter Salz), gelegentlich wenden. Man kann es kaum überkochen, es wird außen knusprig, innen geschmeidig. In Soße deiner Wahl eingeben... Guten Appetit
Absolut! "Johnny hat gesagt, dass Du mir ganz bestimmt xxxxxxx besorgen könntest"
@Philip: Danke für den Tip! Dieses Gericht steht und fällt mit der Soße und die ist in der Regel Familiengeheimnis. Nicht umsonst heißt diese Speise auch "Jiachang doufu", Doufu auf Familenart...
@jb: Der Ullmayer schuldet mir sowieso noch eine Führung durch den neuen A- 380 Hangar in Pudong, werde ihn mal dran erinnern...
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