27.09.2009, Sonntag
Vormittags:
Bin wieder früher im Park, leider kein Xiao Lu da. Na gut, dann schaue ich halt den anderen Übenden zu, schon interessant, wie viele Schwertformen es gibt.
Ich bin die einzige, die heute zum Training erschienen ist, also eine Einzelstunde beim Meister. Unbezahlbar. Er will mir pro Tag zwei Einzelbewegungen und die dazugehörigen Schrittfolgen beibringen, das ist eine sehr vernünftige Idee, finde ich. So hatte ich mir das auch vorgestellt. Natürlich wird mir das auch alles systematisch aufgeschrieben. (Werde mir bald ein neues Heft kaufen müssen). Für mich sehr wichtig, dann kann ich mir das wesentlich besser merken. Als wir den ersten Teil der Form üben, schaut uns eine Dame zu und kreischt anschließend irgendwas in Shanghainese: Der Meister übersetzt, die fand mich wohl ziemlich gut. Ich winke ab und sage, er sei halt ein sehr guter Lehrer. Die Dame zeigt ungeniert mit dem Finger auf mich und stellt Meister Wu Fragen beziehungsweise äußert weitere Kommentare, aber das wird mir leider nicht übersetzt. Von Mian Zhang ist er erwartungsgemäß nicht sonderlich angetan, die Anfangsbewegung ist auch sauschwer, da werde ich ordentlich dran arbeiten müssen. Xiao Lu wird er ausrichten, dass ich heute Nachmittag was vorhabe, dann kann der arme Kerl mal entspannen.
Nachmittags/ Abends:
Statt mich aufs Ohr zu legen, mache ich mir es mit einer Nudelsuppe vor dem Rechner bequem und versuche, des Meisters Kritzeleien entziffern und zu systematisieren. Mir wird dabei einiges klar, aber da kommt noch viel Arbeit auf mich zu. Schnell gehen drei Stunden vorbei, wird bald Zeit, in die Stadt zu fahren. Ich sehe, dass der Oster seinen ersten Post veröffentlicht hat, aber mittlerweile wird mir im Google Reader nicht mal mehr die Vorschau angezeigt. Falls vielleicht irgendjemand so nett seien könnte, mir das zu mailen, wäre ich nicht undankbar.
Fahre mit dem Bus in die Stadt, im Fernsehen läuft ein Beitrag über die Wahlen in Deutschland und irgendwas über Terrordrohungen, schwer bewaffnete Bullen vor dem Oktoberfest sind zu sehen. Gott, ist das alles weit weg.
Auf die Nanjing Lu und Buchläden habe ich nicht so Lust, also laufe ich durch den Volkspark in Richtung Lifestyle. Im Park ist ja wie jedes Wochenende Heiratsmarkt, immer sehr interessant. Tatsächlich labert mich ein kleiner krötiger Typ an, behauptet, er sei Englischlehrer und will mich auf einen Drink einladen. Ach nee, vielen Dank. So offensiv kannte ich das bis jetzt noch nicht.
Den Klamottenladen finde ich auf Anhieb und laufe fast Amok. Hätte mich dumm und dusselig kaufen können, bescheide mich dann aber mit drei Shirts (unter anderem das im „China rockt #3" Post abgebildete mit dem Panda, das mit der Schnalle, die abgeknallt wird, war mir dann doch zu hart) und eine im Preis reduzierte coole Tasche. Dieses Panda- Shirt passt farblich exakt zu meinen Übungshosen, kann es gar nicht erwarten, es Xiao Lu vorzuführen. Dem fallen bestimmt die Augen aus dem Kopf. Angesichts solcher Großeinkäufe gibt es gratis noch einen Schlüsselanhänger und eine flotte Sacktasche für die erworbenen Waren. Das wird nicht mein letzter Besuch gewesen sein.
Da ich ungewohnt entschlussfreudig war, bin ich viel zu früh dran und tigere befriedigt über meine Einkäufe noch ein wenig durch die Gegend. Ach ja, Frauen sind ja so leicht zu beglücken.
Tori kommt eine halbe Stunde zu spät, da sie im Stau steckt, setze ich mich schon mal ins Lokal. Erfreut sehe ich, dass meine Lieblingsnudelsuppen wieder zu haben sind, also kann ich meine Lebensmittelvorräte aufstocken.
Als Tori dann kommt, verstehen wir uns auf Anhieb gut und sie hat interessante Dinge zu erzählen. (Hatte nach Lilos Schilderungen auch nichts anderes erwartet). Wird bestimmt lustig, wenn die mit Kind und Kegel in Wudang aufschlägt und Lilo und Yürgen besucht.
Das Bestellen überlässt sie dann mir. Die Speisen munden ihr auch, was mich sehr erleichtert. Freundlicherweise lädt sie mich auch noch ein, wäre doch nicht nötig gewesen! Anschließend hamstere ich acht der Nudelsuppen, die restlichen vier sackt Tori als Proviant für die Reise nach Wudang ein und kauft noch weitere Lebensmittel, da sie auf ökologisch korrekte Speisen Wert legt. Finde ich Klasse. Die Wushu- Schule, in der sie trainiert, ist fast um die Ecke, jetzt weiß sie, wo sie sich vor oder nach dem Training eindecken kann. Wenn sie aus Wudang zurück ist, schleife ich sie mal mit zu Meister Wu, das wird bestimmt lustig. Leider wohnt sie ziemlich weit weg, dafür aber schön im Grünen, ein langer Weg.
Fahre mit der Metro nach Hause, unterwegs besorge ich mir den leckeren Sherryartigen Fusel, da ich nach meinem ersten gehaltvollem Essen seit meiner Ankunft das Bedürfnis nach einem Verdauungsgetränk habe.
Wie die Wahlen in Deutschland laufen, interessiert mich ja doch, aber Spiegel online lädt saulangsam, muss dann halt morgen früh mal schauen.
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