20.01.2010, Mittwoch
Vermieterin:
In Shanghai sind es frühlingshafte 18° (soll aber ab morgen wieder massiv kälter werden) und nach zähen Verhandlungen mit meiner Vermieterin hinsichtlich Preis, Ausstattung und Zahlungsmodalitäten für die Wohnung kann ich heute endlich den Vertrag unterschreiben. Besonders bei letzteren hat Matthew brilliant gezockt, denn ich muss nur eine Miete Kaution vorlegen und kann monatlich bezahlen. (Normal sind hier drei Monatsmieten im Voraus). Sonntag Mittag kann ich einziehen, da wird dann erstmal eine große Tour zu Ikea fällig, da ich mir ja den ganzen Hausstand neu zulegen muss. Stelle aus deren Online- Katalog schon mal die Dinge zusammen, die ich brauchen werde und kriege eine erste Vorstellung über die zu erwartenden Ausgaben.
Der Vertrag ist auch der anderen Partei zur Kenntnis zugegangen, da ruft Frau Chen an: Naja, also, mit der Erwähnung des Flachbildschirms im Vertrag sei ihr Gatte irgendwie nicht so einverstanden. Der meine, ein ordinärer Fernseher täte es auch. Sie selber aber habe nichts gegen Flachbildschirme, aber ob wir diese Klausel vielleicht einfach nur auf „Fernseher“ ändern könnten? Dann gäbe es da noch ein klitzekleines Problem, die Möbel würden erst Sonntag Vormittag geliefert, das Bett erst Mittwoch, ich könne also erst am nächsten Donnerstag einziehen. Und den Internetanschluss würde sie dann Sonntag beantragen.
Daraufhin wird Matthew ziemlich ungehalten. Ob er nach einer anderen Wohnung für mich suchen sollte? Nee, auf die paar Tage soll es dann auch nicht mehr ankommen, wenn ich schon vorher Zeug da reinschaffen kann. Wieder Anruf bei der Vermieterin und 20 Minuten lang erbittertes Gekreische. Matthew ereifert sich, das Hotel wäre sauteuer, ich müsse schnell da raus. Und das Internet müsse SOFORT beantragt werden, schließlich würde ich auch wegen der Zeitverschiebung zwischen Deutschland und China spät zu Hause noch arbeiten, Sonntag muss die Leitung stehen. Also gut, Einzug Sonntag Nachmittag. Für die Übergangszeit gibt es halt ein anderes Bett.
Matthew fragt mich augenzwinkernd, ob ich denn die chinesische Art des Schmeichelns beherrschte? So könne ich Frau Chen vielleicht dazu bringen, doch noch mit dem Flachbildschirm rüberzukommen. Ich mache es ihm vor, er lacht und meint, die Glotze habe ich sicher.
Fahre zur Wohnung, um mich mit Frau Chen zu treffen, mittlerweile wird die Bude gerade gesäubert. Die Fronten der Küche erstrahlen in mutig ausgewähltem quietschgrünem Lack, an der Decke des Wohn- und des Schlafzimmers hingegen sind Aufbauleuchten in eher traditionell chinesischem Design angebracht. Oha, bin mal auf die Möbel gespannt. Hoffentlich ist Frau Chen da einigermaßen geschmackssicher. Sie hat ihren Sohn als Übersetzungshilfe mitgebracht, ich leite sofort auf chinesisch das volle Schmeichelprogramm ein, strahle sie an und bedanke mich umfänglich für ihre Mühen. Ich sei ja soooo froh, schnell einziehen zu können!
Vermieterin:
In Shanghai sind es frühlingshafte 18° (soll aber ab morgen wieder massiv kälter werden) und nach zähen Verhandlungen mit meiner Vermieterin hinsichtlich Preis, Ausstattung und Zahlungsmodalitäten für die Wohnung kann ich heute endlich den Vertrag unterschreiben. Besonders bei letzteren hat Matthew brilliant gezockt, denn ich muss nur eine Miete Kaution vorlegen und kann monatlich bezahlen. (Normal sind hier drei Monatsmieten im Voraus). Sonntag Mittag kann ich einziehen, da wird dann erstmal eine große Tour zu Ikea fällig, da ich mir ja den ganzen Hausstand neu zulegen muss. Stelle aus deren Online- Katalog schon mal die Dinge zusammen, die ich brauchen werde und kriege eine erste Vorstellung über die zu erwartenden Ausgaben.
Der Vertrag ist auch der anderen Partei zur Kenntnis zugegangen, da ruft Frau Chen an: Naja, also, mit der Erwähnung des Flachbildschirms im Vertrag sei ihr Gatte irgendwie nicht so einverstanden. Der meine, ein ordinärer Fernseher täte es auch. Sie selber aber habe nichts gegen Flachbildschirme, aber ob wir diese Klausel vielleicht einfach nur auf „Fernseher“ ändern könnten? Dann gäbe es da noch ein klitzekleines Problem, die Möbel würden erst Sonntag Vormittag geliefert, das Bett erst Mittwoch, ich könne also erst am nächsten Donnerstag einziehen. Und den Internetanschluss würde sie dann Sonntag beantragen.
Daraufhin wird Matthew ziemlich ungehalten. Ob er nach einer anderen Wohnung für mich suchen sollte? Nee, auf die paar Tage soll es dann auch nicht mehr ankommen, wenn ich schon vorher Zeug da reinschaffen kann. Wieder Anruf bei der Vermieterin und 20 Minuten lang erbittertes Gekreische. Matthew ereifert sich, das Hotel wäre sauteuer, ich müsse schnell da raus. Und das Internet müsse SOFORT beantragt werden, schließlich würde ich auch wegen der Zeitverschiebung zwischen Deutschland und China spät zu Hause noch arbeiten, Sonntag muss die Leitung stehen. Also gut, Einzug Sonntag Nachmittag. Für die Übergangszeit gibt es halt ein anderes Bett.
Matthew fragt mich augenzwinkernd, ob ich denn die chinesische Art des Schmeichelns beherrschte? So könne ich Frau Chen vielleicht dazu bringen, doch noch mit dem Flachbildschirm rüberzukommen. Ich mache es ihm vor, er lacht und meint, die Glotze habe ich sicher.
Fahre zur Wohnung, um mich mit Frau Chen zu treffen, mittlerweile wird die Bude gerade gesäubert. Die Fronten der Küche erstrahlen in mutig ausgewähltem quietschgrünem Lack, an der Decke des Wohn- und des Schlafzimmers hingegen sind Aufbauleuchten in eher traditionell chinesischem Design angebracht. Oha, bin mal auf die Möbel gespannt. Hoffentlich ist Frau Chen da einigermaßen geschmackssicher. Sie hat ihren Sohn als Übersetzungshilfe mitgebracht, ich leite sofort auf chinesisch das volle Schmeichelprogramm ein, strahle sie an und bedanke mich umfänglich für ihre Mühen. Ich sei ja soooo froh, schnell einziehen zu können!
Während sie und ihr Sohn aufmerksam den Mietvertrag studieren, erkunde ich mein neues Reich. Sieht so geputzt nicht schlecht aus. Erspähe einen Spielplatz, vielleicht kann man da üben. Oder im Hausflur, der ist auch groß genug. Meine neue Nachbarschaft wird noch Spaß an mir haben. Auch für die das Wäschetrocknungsproblem gibt es eine Lösung: Wird auf chinesische Art gemacht. Das heißt, an der Außenwand ist vor dem Wohnzimmerfenster ein Rohrrahmen mit ca. 2,00 m Auslegung abgespannt. An den beiden Enden des Rahmens sind fünf Ösen in regelmäßigen Abständen nebeneinander geschweisst. Die nasse Wäsche fädelt man dann auf Bambusstangen, die man durch diese Ösen auf den Rahmen auflegt. Oha, ich soll im 17. Stock meinen klatschnassen Fummel 2,50 m weit aus dem Fenster balancieren? Und an der miesen Luft hier trocknen und ungeschützt den Elementen aussetzen? Da wird mir was einfallen müssen.
Frau Chen unterschreibt den Vertrag, ohne zu murren. Das Bettproblem wird angesprochen. Ich will wissen, wie groß das sei? Nur für den Fall, dass mein Mann mich ab und an mal besuche. Frau Chen fragt, wie groß der denn sei und erbleicht, als ich ihr Alis Körpergröße nenne. Nein, nein, versichere ich schnell, 1,50 m Breite wäre völlig ausreichend. Der Herr Gemahl käme ja nur ein- bis zweimal im Jahr für ein paar Wochen, das passt schon so. Also dann, Sonntag 12:00 Schlüsselübergabe.
(Abends im Hotel angekommen muss ich feststellen, dass der tüchtige Matthew bei all dem Hickhack aus Versehen als Vertragslaufzeit doch den Donnerstag, 28.01.10 eingesetzt hat. Scheißegal, merkt hoffentlich niemand. Ich jedenfalls werde Sonntag mit meinem Geraffel auf der Matte stehen).
Bankkonto:
Nach dieser Transaktion begleitet mich Jiajia, die quirlige kleine Büroassistentin zur Bank, um die nächste Sache über die Bühne zu bringen. Sie hilft mir, ein Konto bei der Bank of China zu eröffnen. Für eine Architektin muss es natürlich diese Bank sein, wer sich im damals noch britisch besetztem Hongkong eine derartig abgefahrene Zentrale bauen lässt, muss ja was drauf haben.
Die Filiale ist sehr klein, Jiajia füllt die Formulare schön aus, ob ich auch Internet- Banking wolle? Klar will ich. Läuft auch alles ganz glatt, bis der Scherge meinen Pass etwas genauer studiert und hinsichtlich der Namen dann doch Zweifel aufkommen. Warum hinter „Bettina“ noch ein zweiter Name stünde? Und beim Familiennamen auch noch einer? Und was geb. zu bedeuten habe? Jiajia erklärt ihm, dass in Deutschland Frauen bei der Verehelichung oft den Namen ihres Gatten annähmen, der alte Name stünde dann hat noch im Pass. Der Scherge gibt sich zunächst mal damit zufrieden, dann tauchen seine Vorgesetzten auf und die ganze Debatte beginnt von neuem. Wieder minutenlanges Gekreische. Anscheinend geht das in China nicht anders. Ich wedele meine diversen deutschen Bankkarten mit meinem Vor- und Zunamen drauf vor den Nasen des Schergen und seiner Obermotze auf und ab, aber auch das beeindruckt die wenig.
Frau Chen unterschreibt den Vertrag, ohne zu murren. Das Bettproblem wird angesprochen. Ich will wissen, wie groß das sei? Nur für den Fall, dass mein Mann mich ab und an mal besuche. Frau Chen fragt, wie groß der denn sei und erbleicht, als ich ihr Alis Körpergröße nenne. Nein, nein, versichere ich schnell, 1,50 m Breite wäre völlig ausreichend. Der Herr Gemahl käme ja nur ein- bis zweimal im Jahr für ein paar Wochen, das passt schon so. Also dann, Sonntag 12:00 Schlüsselübergabe.
(Abends im Hotel angekommen muss ich feststellen, dass der tüchtige Matthew bei all dem Hickhack aus Versehen als Vertragslaufzeit doch den Donnerstag, 28.01.10 eingesetzt hat. Scheißegal, merkt hoffentlich niemand. Ich jedenfalls werde Sonntag mit meinem Geraffel auf der Matte stehen).
Bankkonto:
Nach dieser Transaktion begleitet mich Jiajia, die quirlige kleine Büroassistentin zur Bank, um die nächste Sache über die Bühne zu bringen. Sie hilft mir, ein Konto bei der Bank of China zu eröffnen. Für eine Architektin muss es natürlich diese Bank sein, wer sich im damals noch britisch besetztem Hongkong eine derartig abgefahrene Zentrale bauen lässt, muss ja was drauf haben.
Die Filiale ist sehr klein, Jiajia füllt die Formulare schön aus, ob ich auch Internet- Banking wolle? Klar will ich. Läuft auch alles ganz glatt, bis der Scherge meinen Pass etwas genauer studiert und hinsichtlich der Namen dann doch Zweifel aufkommen. Warum hinter „Bettina“ noch ein zweiter Name stünde? Und beim Familiennamen auch noch einer? Und was geb. zu bedeuten habe? Jiajia erklärt ihm, dass in Deutschland Frauen bei der Verehelichung oft den Namen ihres Gatten annähmen, der alte Name stünde dann hat noch im Pass. Der Scherge gibt sich zunächst mal damit zufrieden, dann tauchen seine Vorgesetzten auf und die ganze Debatte beginnt von neuem. Wieder minutenlanges Gekreische. Anscheinend geht das in China nicht anders. Ich wedele meine diversen deutschen Bankkarten mit meinem Vor- und Zunamen drauf vor den Nasen des Schergen und seiner Obermotze auf und ab, aber auch das beeindruckt die wenig.
Schließlich einigt man sich, dass als Kontoinhaberin zuerst mein Nach-, dann mein Vorname genannt werden. Wie man das hier in China halt so macht. Jede Menge Dokumente werden abgestempelt, unterzeichnet, gegengezeichnet und über den Tresen geschoben, die selbst gewählte Geheimnummer Dutzend Mal eingegeben. Schließlich bekomme ich ein Sparbuch mit sagenhaften 5 RMB Guthaben, darf ein Los ziehen (leider Niete) und kriege noch einen Taschenkalender sowie meine Bankkarte. Auf Kalender und Karte prangt ein niedlicher Tiger, klasse! Da soll sich die Mainzer Volksbank mal eine Scheibe von abschneiden. Außerdem erhalte ich einen merkwürdigen, etwa USB- Stick großen Gegenstand mit Befestigungsöse, auf dessen Digitalanzeige eine Zahlenfolge blinkt, die sich im Minutentakt ändert. Keine Ahnung, wozu das Ding gut ist, ein schicker Schlüsselanhänger der BoC für Neukunden vielleicht? Aber mit dem Teil zusammen wird mir auch ein Zettel mit ordentlich Stempeln gereicht, auf dem der Schalterscherge eine Ziffernfolge einkringelt und meint, das wäre fürs Internet- Banking.
Zu Hause will ich doch gleich mal sehen, wie so was hier so läuft und rufe die Webseite der BoC auf. Muss zunächst mal irgendwas runterladen, wahrscheinlich wissen die BoC und der Geheimdienst jetzt bestens über mich Bescheid.
Es wird nach dem Benutzernamen, dem PIN (beides achtstellig) und dem e- Token (sechsstellig) gefragt. Probiere zunächst mal alles mögliche aus und bin etwas ratlos. Zum Glück habe ich in meiner Jugend genug Abenteuerspiele am Rechner gezockt und daher eine hohe Frustrationstoleranz in diesen Dingen. Schließlich ahne ich große Zusammenhänge: Sollte das Blinkeding etwa der e- Token sein? Tippe also bei Benutzernamen die Nummer vom Zettel ein, Geheimnummer ist klar und schließlich dann die Nummer, die der heilige Token aktuell zeigt. Schwupps bin ich eingeloggt und muss erstmal Benutzernamen und PIN ändern, bevor ich auf meine Reichtümer zugreifen kann. Voller Erregung melde ich mich ab und mit den neuen Daten und der Nummer des magischen Token wieder an. Klappt. Wie abgefahren ist das denn! Bin ich denn so ein Landei, dass ich noch nie von so etwas gehört habe? Warum gibt es das nicht bei uns, aber in China? Ob das am chinesischen Hang zur Mystizität liegt? Bin jedenfalls schwer beeindruckt und mein Respekt vor der Bank of China steigt.
Morgen dann Medical Examination, das sollte allerdings nicht ganz so aufregend werden.
Zu Hause will ich doch gleich mal sehen, wie so was hier so läuft und rufe die Webseite der BoC auf. Muss zunächst mal irgendwas runterladen, wahrscheinlich wissen die BoC und der Geheimdienst jetzt bestens über mich Bescheid.
Es wird nach dem Benutzernamen, dem PIN (beides achtstellig) und dem e- Token (sechsstellig) gefragt. Probiere zunächst mal alles mögliche aus und bin etwas ratlos. Zum Glück habe ich in meiner Jugend genug Abenteuerspiele am Rechner gezockt und daher eine hohe Frustrationstoleranz in diesen Dingen. Schließlich ahne ich große Zusammenhänge: Sollte das Blinkeding etwa der e- Token sein? Tippe also bei Benutzernamen die Nummer vom Zettel ein, Geheimnummer ist klar und schließlich dann die Nummer, die der heilige Token aktuell zeigt. Schwupps bin ich eingeloggt und muss erstmal Benutzernamen und PIN ändern, bevor ich auf meine Reichtümer zugreifen kann. Voller Erregung melde ich mich ab und mit den neuen Daten und der Nummer des magischen Token wieder an. Klappt. Wie abgefahren ist das denn! Bin ich denn so ein Landei, dass ich noch nie von so etwas gehört habe? Warum gibt es das nicht bei uns, aber in China? Ob das am chinesischen Hang zur Mystizität liegt? Bin jedenfalls schwer beeindruckt und mein Respekt vor der Bank of China steigt.
Morgen dann Medical Examination, das sollte allerdings nicht ganz so aufregend werden.
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