21.01.2010, Donnerstag
Tatsächlich sind über Nacht die Temperaturen locker um 10- 12° gefallen, es ist bewölkt und regnreisch und es weht ein unangenehm frischer Wind. Da wird direkt die gute alte Klimaanlage wieder dröhnend auf die höchste Stufe hochgeleiert.
Und ab heute sind es nur noch exakt 100 Tage bis zur Eröffnung der Expo. Wage mir gar nicht auszumalen, was dann hier los sein wird. Wie gut, dass ich eine Wohnung habe, bestimmt fällt bald das ganze Personal der diversen Nationen ein und treibt die Preise in die Höhe. Die Hotels jedenfalls sollen während der Expo bis zu 20% teurer werden.
Matthew fragt, ob mir denn meine Vermieterin eine Quittung über die Kaution ausgestellt habe? Nein? (Bin halt sehr gutgläubig). Sofort ruft er Frau Chen an und erinnert sie höflich, aber bestimmt, mir doch Sonntag dann eine auszustellen. Erneut wird die Bettenfrage diskutiert. Anscheinend hat Frau Chen Angst, ich könne als groß gewachsene Langnase in das von ihr gewählte Modell nicht reinpassen, erst recht nicht zusammen mit meinem hünenhaften Gatten. Deswegen will sie vorsichtshalber mal ein 2,00x 2,00 m Bett ordern, was mir angesichts der geringen Größe meines Schlafgemaches dann doch etwas üppig erscheint. Die 1,50 m Betten sind allerdings nur 1,90 m lang, das ist wirklich zu kurz. Schließlich einigen wir uns auf 1,80 m Breite und 2,00 m Länge. Und Internet gibt es ab Sonntag auch.
Das mit dem Mietvertrag ab Donnerstag war übrigens kein Versehen von Matthew. Er hat lediglich durchgesetzt, dass ich schon am Sonntag einziehen kann und mir somit vier Tage Hotel gespart. Dieser Fuchs!
Mittags dann der Gesundheitstest, dazu muss ich mit dem Taxi quer durch Shanghai in einen Außenbezirk nahe des Zoos gurken. Also, so weit draußen möchte ich echt nicht leben. Auf dem Weg zum Hospital betrachte ich mir die diversen Wohnblocks und frage mich, ob mir das gefallen könnte. Sicher nicht, jedenfalls nicht am Rand einer Schnellstraße. Einige stehen sehr eng zusammen oder haben keine sonderlich spannende Aussicht, die Balkone sind bei den meisten sowieso zugebaut und zu Wohn- beziehungsweise Stauraum umgewidmet. Na ja, der gemeine Chinese sitzt halt in lauen Sommernächten nicht unbedingt auf seinem Balkon und genießt ein Weinschorle.
Es muss auch mal gesagt werden, dass es in Shanghai Unmengen von wirklich grauenhaften architektonischen Entgleisungen gibt, vor allem, je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt. Hochhäuser mit stilisierten griechischen Säulen und goldenen Dächern, protzige Wohntempel- alles vorhanden. Allerdings macht die schiere Masse dieser Sammelsurien diese Stadt schon wieder einzigartig und faszinierend. Und natürlich gibt es auch gute Architektur und schöne alte Viertel. (Ganz nebenbei: Hier eine kleine Sightseeing- Anregung für Lilo „Hello Kitty“ A. für ihren Shanghai- Besuch im Mai.
In der Klinik läuft alles ziemlich reibungslos, der gute Matthew hat ja auch für mich schon vorab einen Termin klargemacht. Man bekommt ein Formular mit Fragen zum aktuellen Gesundheitszustand in die Hand gedrückt, das man nach bestem Wissen ausfüllt. Da mir die Verneinung aller Fragen etwas unglaubwürdig scheint, kreuze ich bei „Operation“ und „Hospitalisation“ einfach mal „Ja“ an und schreibe in die Erläuterungszeile „Appendix removed“. Was Schilddrüse auf englisch heißt, fällt mir gerade nicht ein. Dann wird man aufgenommen, zahlt seine Gebühren und begibt sich in den Untersuchungsbereich.
Um gleich mal alle im Internet kursierenden Horrorgeschichten zu entschärfen: Nein, das Hospital ist keineswegs abgewrackt und unhygienisch. Nein, das Personal ist des Englischen durchaus mächtig und recht freundlich. Im Gang an der Blutabnahmestation stehen sogar Wasser, Schokolade und Kekse bereit, deren Qualität ich jedoch nicht beurteilen kann, da ich keine esse. Nein, das Röntgengerät ist kein ausgemusterter sowjetischer Atomreaktor.
Zunächst wird man gemessen und gewogen, anschließend macht man sich in einer Umkleidekabine oben frei, (nein, nicht ganz nackig), legt den ausgehändigten (keineswegs fadenscheinigen) Bademantel an und zieht blaue Plastiksäcke über die Schuhe. Dann wird einem Blut abgenommen (nein, die Krankenschwester findet die Vene sofort und muss nicht dreimal ansetzen, weh tut es auch nicht), ein EKG gemacht, der Brustkorb geröntgt, ein Ultraschall der unteren Bauchregion gemacht, der allgemeine gesundheitliche Zustand mit Blutdruckmessung erhoben und dann muss man noch zum Sehtest (der allerdings wirklich ziemlich albern ist). Die Reihenfolge dieser Untersuchungen hängt vom Patientenaufkommen ab, freundliche junge Schwestern regeln das im Gang, so dass die ganze Prozedur zügig und reibungslos abläuft. An jeder Station setzt der Arzt seinen Stempel in die entsprechende Zeile und schreibt seine Diagnose. Ist man fertig, kleidet man sich wieder um und liefert seine Untersuchungsergebnisse an einem Schalter ab. Gegen geringes Entgelt kann man sich die Ergebnisse zuschicken lassen, so muss man nicht extra wieder in die Klinik fahren.
Mir werden die Papiere ins Büro geliefert, sie sollten Montag ankommen. Da ich davon ausgehe, dass ich gesund bin (schließlich knurrte gerade die ganz strenge Ärztin: „Good. Everything normal.“) geht dann das Abenteuer weiter: Beantragung der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung bei der Ausländerbehörde in Pudong. Da kenne ich mich ja zum Glück aus. Aber als nächstes steht mir ja noch der Umzug bevor.
Tatsächlich sind über Nacht die Temperaturen locker um 10- 12° gefallen, es ist bewölkt und regnreisch und es weht ein unangenehm frischer Wind. Da wird direkt die gute alte Klimaanlage wieder dröhnend auf die höchste Stufe hochgeleiert.
Und ab heute sind es nur noch exakt 100 Tage bis zur Eröffnung der Expo. Wage mir gar nicht auszumalen, was dann hier los sein wird. Wie gut, dass ich eine Wohnung habe, bestimmt fällt bald das ganze Personal der diversen Nationen ein und treibt die Preise in die Höhe. Die Hotels jedenfalls sollen während der Expo bis zu 20% teurer werden.
Matthew fragt, ob mir denn meine Vermieterin eine Quittung über die Kaution ausgestellt habe? Nein? (Bin halt sehr gutgläubig). Sofort ruft er Frau Chen an und erinnert sie höflich, aber bestimmt, mir doch Sonntag dann eine auszustellen. Erneut wird die Bettenfrage diskutiert. Anscheinend hat Frau Chen Angst, ich könne als groß gewachsene Langnase in das von ihr gewählte Modell nicht reinpassen, erst recht nicht zusammen mit meinem hünenhaften Gatten. Deswegen will sie vorsichtshalber mal ein 2,00x 2,00 m Bett ordern, was mir angesichts der geringen Größe meines Schlafgemaches dann doch etwas üppig erscheint. Die 1,50 m Betten sind allerdings nur 1,90 m lang, das ist wirklich zu kurz. Schließlich einigen wir uns auf 1,80 m Breite und 2,00 m Länge. Und Internet gibt es ab Sonntag auch.
Das mit dem Mietvertrag ab Donnerstag war übrigens kein Versehen von Matthew. Er hat lediglich durchgesetzt, dass ich schon am Sonntag einziehen kann und mir somit vier Tage Hotel gespart. Dieser Fuchs!
Mittags dann der Gesundheitstest, dazu muss ich mit dem Taxi quer durch Shanghai in einen Außenbezirk nahe des Zoos gurken. Also, so weit draußen möchte ich echt nicht leben. Auf dem Weg zum Hospital betrachte ich mir die diversen Wohnblocks und frage mich, ob mir das gefallen könnte. Sicher nicht, jedenfalls nicht am Rand einer Schnellstraße. Einige stehen sehr eng zusammen oder haben keine sonderlich spannende Aussicht, die Balkone sind bei den meisten sowieso zugebaut und zu Wohn- beziehungsweise Stauraum umgewidmet. Na ja, der gemeine Chinese sitzt halt in lauen Sommernächten nicht unbedingt auf seinem Balkon und genießt ein Weinschorle.
Es muss auch mal gesagt werden, dass es in Shanghai Unmengen von wirklich grauenhaften architektonischen Entgleisungen gibt, vor allem, je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt. Hochhäuser mit stilisierten griechischen Säulen und goldenen Dächern, protzige Wohntempel- alles vorhanden. Allerdings macht die schiere Masse dieser Sammelsurien diese Stadt schon wieder einzigartig und faszinierend. Und natürlich gibt es auch gute Architektur und schöne alte Viertel. (Ganz nebenbei: Hier eine kleine Sightseeing- Anregung für Lilo „Hello Kitty“ A. für ihren Shanghai- Besuch im Mai.
In der Klinik läuft alles ziemlich reibungslos, der gute Matthew hat ja auch für mich schon vorab einen Termin klargemacht. Man bekommt ein Formular mit Fragen zum aktuellen Gesundheitszustand in die Hand gedrückt, das man nach bestem Wissen ausfüllt. Da mir die Verneinung aller Fragen etwas unglaubwürdig scheint, kreuze ich bei „Operation“ und „Hospitalisation“ einfach mal „Ja“ an und schreibe in die Erläuterungszeile „Appendix removed“. Was Schilddrüse auf englisch heißt, fällt mir gerade nicht ein. Dann wird man aufgenommen, zahlt seine Gebühren und begibt sich in den Untersuchungsbereich.
Um gleich mal alle im Internet kursierenden Horrorgeschichten zu entschärfen: Nein, das Hospital ist keineswegs abgewrackt und unhygienisch. Nein, das Personal ist des Englischen durchaus mächtig und recht freundlich. Im Gang an der Blutabnahmestation stehen sogar Wasser, Schokolade und Kekse bereit, deren Qualität ich jedoch nicht beurteilen kann, da ich keine esse. Nein, das Röntgengerät ist kein ausgemusterter sowjetischer Atomreaktor.
Zunächst wird man gemessen und gewogen, anschließend macht man sich in einer Umkleidekabine oben frei, (nein, nicht ganz nackig), legt den ausgehändigten (keineswegs fadenscheinigen) Bademantel an und zieht blaue Plastiksäcke über die Schuhe. Dann wird einem Blut abgenommen (nein, die Krankenschwester findet die Vene sofort und muss nicht dreimal ansetzen, weh tut es auch nicht), ein EKG gemacht, der Brustkorb geröntgt, ein Ultraschall der unteren Bauchregion gemacht, der allgemeine gesundheitliche Zustand mit Blutdruckmessung erhoben und dann muss man noch zum Sehtest (der allerdings wirklich ziemlich albern ist). Die Reihenfolge dieser Untersuchungen hängt vom Patientenaufkommen ab, freundliche junge Schwestern regeln das im Gang, so dass die ganze Prozedur zügig und reibungslos abläuft. An jeder Station setzt der Arzt seinen Stempel in die entsprechende Zeile und schreibt seine Diagnose. Ist man fertig, kleidet man sich wieder um und liefert seine Untersuchungsergebnisse an einem Schalter ab. Gegen geringes Entgelt kann man sich die Ergebnisse zuschicken lassen, so muss man nicht extra wieder in die Klinik fahren.
Mir werden die Papiere ins Büro geliefert, sie sollten Montag ankommen. Da ich davon ausgehe, dass ich gesund bin (schließlich knurrte gerade die ganz strenge Ärztin: „Good. Everything normal.“) geht dann das Abenteuer weiter: Beantragung der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung bei der Ausländerbehörde in Pudong. Da kenne ich mich ja zum Glück aus. Aber als nächstes steht mir ja noch der Umzug bevor.
4 Kommentare:
Dieses Mal werde ich endlich den H.-K.-Shop entern - und wenn es das letzte ist, was ich tue...
Ja, und die erwähnten Dessous darfst du dir nicht entgehen lassen!
Sollte ich zu einer Stippvisite bei Dir vorbeikommen - gibts auch was in meiner Größe?
Werde ich demnächst mal klären. Und meine Arbeitskollegin fragen, wo sie ihre schicke "Hello Kitty" Lunchbox her hat.
Kommentar veröffentlichen