Montag, Januar 11, 2010

Shanghai one way

Zusage für die Stelle in Shanghai, jetzt wird es natürlich richtig hektisch. Die chinesische Seite braucht für das Arbeitsvisum Nachweise meiner Qualifikation, also Diplome, Zeugnisse ehemaliger Arbeitgeber und dergleichen. Habe ich natürlich nur auf deutsch.
"Kein Problem" sagt Herr Ma (der Assistant to Chief Architect & Director of Energy Dept.) Heiligabend schreibt er mir: "Please don’t worry about the translation, I will handle. Please just relax and enjoy your Xmas." Ein Hotel für die ersten Nächte bucht er auch noch für mich und wird sich um eine Wohnung kümmern.
Ich glaube, Herr Ma und ich werden sehr, sehr gute Freunde werden.
Ich hingegen muss mich um meinen Teil des Visums kümmern und das heißt erstmal: HIV- Test. Bloß gut, dass wir einen absolut genialen Hausarzt haben, am 23.12.09 zapft man mir Blut ab, das ich zum Labor am Hauptbahnhof transportiere. Heiligabend das Ergebnis: Negativ.
Am 31.12.09 treffen meine Dokumente aus China ein, ich bin jetzt ein "Alien Expert". Cool. Klar bin ich als Trekkie eine Expertin für Außerirdische, aber dass mir ausgerechnet die chinesische Regierung das mit ordentlich Stempeln und einem tollen Zertifikat bescheinigt- Wahnsinn!
Zwischen den Jahren die nächste unangenehme Überraschung: Die Konsulate (nicht aber die Botschaft in Berlin) verlangen für die Erteilung eines Arbeitsvisums einen Gesundheits- Check, unter anderem werden eine Thorax- Aufnahme und ein EKG gefordert. Den Quatsch muss ich in China sowieso noch mal machen, warum also hier Kohle dafür ausgeben? Zwischen den Jahren hat meine Arztpraxis zu, also gleich am Montag angerufen, der Check wird gemacht. (Ärztin: Was ist denn "Plague?“ Ich: Pest. Meine Ärztin schüttelt den Kopf, aber die Amis stellen anscheinend noch bescheuertere Fragen).
Keine Thoraxaufnahme, kein EKG, Hauptsache, Stempel vom Arzt. Schnell weiter zum Konsulat und hier kriegt man schon wieder einen Vorgeschmack auf China. Schon allein wegen der Inneneinrichtung, die in etwa den Charme des Sörgenlocher Bahnhofes besitzt.
Der Typ hinter dem Schalter langweilt sich offensichtlich, Touristenvisumsanträge werden schnell abgelegt, aber Arbeits- oder Geschäftsvisum ist doch interessant. Mit dem Typen vor mir in der Schlange wird ausgiebig gequatscht, der ist irgendwie Berater für Film- und Fernsehproduktion. Visitenkarten werden getauscht, dann bin ich an der Reihe.
Lege stolz meine Dokumente vor, dass ich Expertin für außerirdische Lebensformen bin, beeindruckt den Visumsschergen mäßig. Viel mehr interessiert ihn das Ergebnis des AIDS- Testes. Ein Dokument muss ich noch im Konsulat kopieren, mittlerweile stehen rechts und links von mir Leute, die der Scherge eben mal so herangewunken hatte.
Es entspinnt sich folgender Dialog:
Scherge:“„Ah, das Gesundheitszeugnis! Und wo ist der AIDS- Test, ist WICHTIG!“
Ich: „Hier!“
Scherge: (Studiert die Laborergebnisse) „N. reag. Also, nicht reagiert!“
Ich: „Ja.“
Scherge: „Also KEIN AIDS, Sie sind NEGATIV!
Ich: „Genau.“
Scherge: „NEGATIV!!! Das ist GUT!!!!“
Ich : „Ja, so ist es.“
Scherge: (mit doppelter Lautstärke): „IHR AIDS- Test WAR NEGATIV! NEGATIV!!! KEIN HIV!!!
Ich: „Ja, toll, oder?“
Scherge:“ Ja, PRIMA! Das Visum können sie morgen abholen.“
Jetzt weiß also halb Frankfurt, dass ich seuchenfrei bin. Habe ja etwas Sorge, dass ich wegen der fehlenden Thoraxaufnahme und des EKGs Schwierigkeiten mit dem Visum kriegen könnte, aber zwei Tage später händigt mir eine freundlich lächelnde ältere Dame meinen Pass samt Z- Visum aus. Was habe ich mir Sorgen gemacht, anscheinend unnötig: Ich bin ja NEGATIV!!!

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