Mittwoch regnet es in Strömen und es ist neblig. Abends muss ich zu der für mich zuständigen Polizeistation, um mich offiziell zu registrieren. Die Polizistin ist sehr nett und entspannt, geht alles problemlos. Dass ich meinen Anmeldungsnachweis des Hotels nicht dabei habe, ist auch nicht so wild. Es gibt eine Bestätigung mit fettem roten Stempel. Jetzt ist es amtlich: Ich bin ordentliche Shanghaierin.
Ein weiteres kleines Problem hat sich ergeben: Die für meine Arbeitserlaubnis zuständig Behörde akzeptiert die von mir in großer Zahl aus Deutschland mitgebrachten Passfotos nicht, da sie nicht den Standartmaßen entsprechen. Also muss ich neue machen lassen. Erinnere mich dunkel, in der Metro 3 Station eine Fotokabine gesehen zu haben und trabe da hin, eine ganz schöne Strecke von der Bullenstation aus. Tatsächlich finde ich dort auch eine. Mittlerweile sehe ich aus wie aus dem Kanal gezogen, die Haare sind strähnig und kleben im Gesicht. Der Automat kann sogar Englisch und wir verbringen fast eine halbe Stunde mit lustiger Konversation, Betrachten der Vorschau der Bilder, Hoch- und Runterschrauben des Stuhles und Prüfung und Abgleich der Bilder auf die chinesische Norm. Dass hier aber auch fast alle Geräte Geräusche machen müssen! Schließlich rückt der Automat die Bilder raus, mit Abstand die schlimmsten meines Lebens. Ob die hier so jemandem eine Arbeitserlaubnis erteilen?
Donnerstag nach der Arbeit mache ich mich zur zweiten Runde bei Ikea auf. Bei meinem ersten Besuch hatte ich ja nur der Nötigste erworben. Am Abend vorher habe ich nach stundenlanger Internetrecherche eine Einkaufsliste zusammengestellt. Mittlerweile gehen mir die hässlichen Sessel gehörig auf den Geist, aber am meisten nervt mich die Beleuchtung meiner Bude. Chinesen haben da etwas andere Konzepte als wir, Hauptsache, schön hell. Und dem wird in meiner Wohnung Genüge getan. Also müssen vor allem Leuchten und Überwürfe her.
Heute ist Ikea angenehm leer und ich kann meine Liste bis auf wenige Gegenstände abarbeiten. Trotzdem muss ich viel hin- und her rennen, bis ich das ganze Zeug gefunden habe. Passend zur Puffbettwäsche kaufe ich lila Überwürfe (alle anderen Farben in dieser Größe waren absolut inakzeptabel), Leuchten und diverses Geraffel wie Geschirrhandtücher und Geschirrabtropfgitter, Fußabstreifer etc. Am Ende meiner Tour in der Deko- Abteilung werfe ich noch völlig erschöpft eine Topfpflanze mit Übertopf (Efeu), eine kleine Vase und ein Dreierpack mit hübschen Teelichtern in den Einkaufswagen. Habe beim Einkauf ein gutes Augenmaß bewiesen: Das ganze Zeug lässt sich in den mitgeschleppten Taschen verstauen und transportieren. Nach Hause mit dem Taxi, der Fahrer will mich in eine Konversation verstricken und möchte wissen, welche Abfahrt er nehmen muss. Kann auf einmal kein Chinesisch mehr. Prompt verfährt sich der Trottel und muss mitten auf der Straße wenden, was mit wütendem Gehupe der anderen Verkehrsteilnehmer quittiert wird. Bin völlig entnervt, schmeiße das Zeug in die Bude und hetzte zu Carrefour, wo ich unter anderem eine Flasche relativ preiswerten französischen Landweines an mich raffe. Muss jetzt unbedingt was trinken. Post habe ich auch, anscheinend ein Kontoauszug oder so was. Scheinbar noch für meinen Vormieter.
Der Wein ist überraschend erträglich und ich beginne mit der Aufhübschung meines Heimes. Die Klimageräte springen zunächst nicht an, drücke verzweifelt auf der Fernbedienung rum, worauf das Gerät jedes Mal piepst, aber nichts tut. Als ich kurz davor bin, die Fernbedienung an die Wand zu knallen und mich heulend und zähneknirschend auf dem Boden zu wälzen, föhnt auf einmal doch warme Luft aus dem Gerät. Aha. Anscheinend muss man ein paar Minuten warten, bevor hier Action angesagt ist. Bin wohl zu ungeduldig. Chinesische Klimaanlagen werden für mich ewig ein Rätsel sein.
Die Dekorationsarbeiten dauern bis spät in die Nacht. Die Teelichter entpuppen sich als Duftkerzen, würg. Geht aber, wenigstens riecht es diskret nach Schokolade, Vanille und Tiramisu. Vielleicht ganz OK für eine Raucherbude. Schließlich bin ich zufrieden. Sieht zwar aus wie in einer Studentenbude, aber doch ein großer Fortschritt. Nur der Karton der Waschmaschine stört noch, aber den werde ich morgen diskret entsorgen. Die Woche ist ja dann fast rum.
Seit neuestem stehen an den Metrostationen Damen im Expo- Outfit, die Schilder in der Hand halten. Kann den Inhalt zwar nicht ganz verstehen, aber die Pendler werden wohl aufgefordert, gesittet ein- und auszusteigen und nicht zu drängeln. Schließlich wollen wir Shanghaier ja bei den Expo- Gästen einen guten Eindruck hinterlassen. Mittlerweile habe ich auch das geschmeidige Schlängeln von einer Seite zur anderen in der Metro ganz gut drauf, muss ja zum Glück nur vier Stationen fahren. Meine Größe ist dabei nicht unvorteilhaft, denn so behalte ich den Überblick. Faszinierend: Man denkt immer, der Zug sei jetzt endgültig voll, trotzdem finden an jeder Station immer noch irgendwie Leute Platz. Und ich habe auch schon gesehen, dass das Aufsichtpersonal nachgeholfen hat, indem es zusteigende Personen einfach in den Zug stopfte. Nicht so diskret wie in Tokio, chinesisch grob halt. Metro 8 ist definitiv der ideale Platz für Schmusebedürftige, aber so lernt man seine neuen Mitbürger wenigstens gleich eng kennen.
Bei der Planung der Linie 8 ist den Zuständigen wohl ein Fehler unterlaufen, man hat das Passagieraufkommen völlig unterschätzt. Deswegen sollen ab Montag zur Hauptverkehrszeit probeweise zusätzlich Busse eingesetzt werden, die die selbe Strecke wie die Metro nehmen. Muss ich mal ausprobieren.
Heute ausnahmsweise kein Gerenne. Der mir zugesagte Couchtisch steht im Eingang. Nicht gerade ein Design- Klassiker, aber wenigstens weiß und mit verchromten horizontalen Lisenen an den Stirnseiten und einer Glasplatte. Passt zufällig halbwegs zu der RUTBO- Leuchte von Ikea. Kann also jetzt vor der Glotze abhängen und die Füße hochlegen. Was ich auch sofort tue. Enigstens piepen Glotze und Reciever beim Umschalten nicht.
Über der Stadt hängt fett der volle Mond, nur noch zwei Wochen bis Neujahr. Oder Fastnacht, je nachdem.
Für morgen ist Regen angesagt, sieht aber im Moment nicht danach aus. Aber wer weiss, hier kann sich das Wetter sehr schnell ändern. Also vielleicht kein Training? Wäre mir auch nicht unrecht, dann könnte ich endlich mal ausschlafen. Und endlich mal meine Mails beantworten. Man wird sehen.
Ein weiteres kleines Problem hat sich ergeben: Die für meine Arbeitserlaubnis zuständig Behörde akzeptiert die von mir in großer Zahl aus Deutschland mitgebrachten Passfotos nicht, da sie nicht den Standartmaßen entsprechen. Also muss ich neue machen lassen. Erinnere mich dunkel, in der Metro 3 Station eine Fotokabine gesehen zu haben und trabe da hin, eine ganz schöne Strecke von der Bullenstation aus. Tatsächlich finde ich dort auch eine. Mittlerweile sehe ich aus wie aus dem Kanal gezogen, die Haare sind strähnig und kleben im Gesicht. Der Automat kann sogar Englisch und wir verbringen fast eine halbe Stunde mit lustiger Konversation, Betrachten der Vorschau der Bilder, Hoch- und Runterschrauben des Stuhles und Prüfung und Abgleich der Bilder auf die chinesische Norm. Dass hier aber auch fast alle Geräte Geräusche machen müssen! Schließlich rückt der Automat die Bilder raus, mit Abstand die schlimmsten meines Lebens. Ob die hier so jemandem eine Arbeitserlaubnis erteilen?
Donnerstag nach der Arbeit mache ich mich zur zweiten Runde bei Ikea auf. Bei meinem ersten Besuch hatte ich ja nur der Nötigste erworben. Am Abend vorher habe ich nach stundenlanger Internetrecherche eine Einkaufsliste zusammengestellt. Mittlerweile gehen mir die hässlichen Sessel gehörig auf den Geist, aber am meisten nervt mich die Beleuchtung meiner Bude. Chinesen haben da etwas andere Konzepte als wir, Hauptsache, schön hell. Und dem wird in meiner Wohnung Genüge getan. Also müssen vor allem Leuchten und Überwürfe her.
Heute ist Ikea angenehm leer und ich kann meine Liste bis auf wenige Gegenstände abarbeiten. Trotzdem muss ich viel hin- und her rennen, bis ich das ganze Zeug gefunden habe. Passend zur Puffbettwäsche kaufe ich lila Überwürfe (alle anderen Farben in dieser Größe waren absolut inakzeptabel), Leuchten und diverses Geraffel wie Geschirrhandtücher und Geschirrabtropfgitter, Fußabstreifer etc. Am Ende meiner Tour in der Deko- Abteilung werfe ich noch völlig erschöpft eine Topfpflanze mit Übertopf (Efeu), eine kleine Vase und ein Dreierpack mit hübschen Teelichtern in den Einkaufswagen. Habe beim Einkauf ein gutes Augenmaß bewiesen: Das ganze Zeug lässt sich in den mitgeschleppten Taschen verstauen und transportieren. Nach Hause mit dem Taxi, der Fahrer will mich in eine Konversation verstricken und möchte wissen, welche Abfahrt er nehmen muss. Kann auf einmal kein Chinesisch mehr. Prompt verfährt sich der Trottel und muss mitten auf der Straße wenden, was mit wütendem Gehupe der anderen Verkehrsteilnehmer quittiert wird. Bin völlig entnervt, schmeiße das Zeug in die Bude und hetzte zu Carrefour, wo ich unter anderem eine Flasche relativ preiswerten französischen Landweines an mich raffe. Muss jetzt unbedingt was trinken. Post habe ich auch, anscheinend ein Kontoauszug oder so was. Scheinbar noch für meinen Vormieter.
Der Wein ist überraschend erträglich und ich beginne mit der Aufhübschung meines Heimes. Die Klimageräte springen zunächst nicht an, drücke verzweifelt auf der Fernbedienung rum, worauf das Gerät jedes Mal piepst, aber nichts tut. Als ich kurz davor bin, die Fernbedienung an die Wand zu knallen und mich heulend und zähneknirschend auf dem Boden zu wälzen, föhnt auf einmal doch warme Luft aus dem Gerät. Aha. Anscheinend muss man ein paar Minuten warten, bevor hier Action angesagt ist. Bin wohl zu ungeduldig. Chinesische Klimaanlagen werden für mich ewig ein Rätsel sein.
Die Dekorationsarbeiten dauern bis spät in die Nacht. Die Teelichter entpuppen sich als Duftkerzen, würg. Geht aber, wenigstens riecht es diskret nach Schokolade, Vanille und Tiramisu. Vielleicht ganz OK für eine Raucherbude. Schließlich bin ich zufrieden. Sieht zwar aus wie in einer Studentenbude, aber doch ein großer Fortschritt. Nur der Karton der Waschmaschine stört noch, aber den werde ich morgen diskret entsorgen. Die Woche ist ja dann fast rum.
Seit neuestem stehen an den Metrostationen Damen im Expo- Outfit, die Schilder in der Hand halten. Kann den Inhalt zwar nicht ganz verstehen, aber die Pendler werden wohl aufgefordert, gesittet ein- und auszusteigen und nicht zu drängeln. Schließlich wollen wir Shanghaier ja bei den Expo- Gästen einen guten Eindruck hinterlassen. Mittlerweile habe ich auch das geschmeidige Schlängeln von einer Seite zur anderen in der Metro ganz gut drauf, muss ja zum Glück nur vier Stationen fahren. Meine Größe ist dabei nicht unvorteilhaft, denn so behalte ich den Überblick. Faszinierend: Man denkt immer, der Zug sei jetzt endgültig voll, trotzdem finden an jeder Station immer noch irgendwie Leute Platz. Und ich habe auch schon gesehen, dass das Aufsichtpersonal nachgeholfen hat, indem es zusteigende Personen einfach in den Zug stopfte. Nicht so diskret wie in Tokio, chinesisch grob halt. Metro 8 ist definitiv der ideale Platz für Schmusebedürftige, aber so lernt man seine neuen Mitbürger wenigstens gleich eng kennen.
Bei der Planung der Linie 8 ist den Zuständigen wohl ein Fehler unterlaufen, man hat das Passagieraufkommen völlig unterschätzt. Deswegen sollen ab Montag zur Hauptverkehrszeit probeweise zusätzlich Busse eingesetzt werden, die die selbe Strecke wie die Metro nehmen. Muss ich mal ausprobieren.
Heute ausnahmsweise kein Gerenne. Der mir zugesagte Couchtisch steht im Eingang. Nicht gerade ein Design- Klassiker, aber wenigstens weiß und mit verchromten horizontalen Lisenen an den Stirnseiten und einer Glasplatte. Passt zufällig halbwegs zu der RUTBO- Leuchte von Ikea. Kann also jetzt vor der Glotze abhängen und die Füße hochlegen. Was ich auch sofort tue. Enigstens piepen Glotze und Reciever beim Umschalten nicht.
Über der Stadt hängt fett der volle Mond, nur noch zwei Wochen bis Neujahr. Oder Fastnacht, je nachdem.
Für morgen ist Regen angesagt, sieht aber im Moment nicht danach aus. Aber wer weiss, hier kann sich das Wetter sehr schnell ändern. Also vielleicht kein Training? Wäre mir auch nicht unrecht, dann könnte ich endlich mal ausschlafen. Und endlich mal meine Mails beantworten. Man wird sehen.
1 Kommentar:
difficulty at the beginning - perseverance furthers...
:0)
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