Sonntag, Januar 24, 2010

搬家- Umzug

24.01.2010, Sonntag

Was für ein Tag!
Zunächst tue ich heute morgen das, was schon längst fällig war: Ausschlafen!
Dann schmeiße ich mein Zeug in den Koffer, der sich natürlich nicht mehr schließen lässt. Egal, wird alles auf irgendwelche Tüten verteilt.
In der Wohnung rotiert schon die Familie Chen. Herr Ji, Frau Chens Gatte, schraubt gerade einen Ikea- Kleiderschrank zusammen, das Bett hat er schon gemeistert. Für ihn ist diese Tätigkeit sichtlich ungewohnt und im richtigen Leben ist er Medizinprofessor. Ob ich ihm besser helfen soll? Och, wird schon gehen. Die mittlerweile eingerichtete Wohnung wird mir vorgeführt: Rosa Satinvorhänge. Aha. Ist nicht gerade mein Farbschema. Die Waschmaschine ist uralt und hat kein warmes Wasser, dafür kann sie aber schleudern/ trocknen. Inakzeptabel. OK, es gibt eine neue mit warmem Wasser. Das Wohnzimmer ist mehr oder weniger mit Sperrmüll möbliert, aber es gibt einen schönen, großen Schreibtisch mit einem bequemen Stuhl. Außerdem noch einen uralten, den können die Chens gleich wieder mitnehmen. (Der alte Schreibtisch bleibt zunächst noch da, wird später abgeholt).
Mit der Linie 3, in der ich mir durch harte Bodychecks einen Sitzplatz erkämpfe, fahre ich quer durch die Stadt zu Ikea. Leute, Ikea Wallau am 1. November ist ein Dreck hiergegen! Für die Chinesen hat Ikea anscheinend auch hohen Unterhaltungswert, man fläzt sich auf den Möbeln und fotografiert sich dabei. Da ich ja nur eine gewisse Anzahl an Dingen schleppen kann, beschränke ich mich auf das Wesentliche wie Bettzeugs, Bettwäsche, Handtücher und die so genannte „Starter Box“ an Geschirr. Besteck, Teller, Wein- und Wassergläser für 6 Personen, das Ding allein bringt schon stolze 16,5 Kilo auf die Waage. Da wir ja dem Tiger- Jahr entgegensehen, gibt es lustigen Tiger- Fuppes. Kann der Versuchung nicht widerstehen, Platzdeckchen, Topflappen und –wichtig!- Schluffen in Rot mit gelben Tigerkopf zu erstehen. (Diese erweisen sich später als ungemein bequem, muss unbedingt für meine potentiellen Besucher noch welche erstehen. Denn es ist hier Usus, beim Betreten einer Wohnung sofort die Schuhe auszuziehen. Und als guter Gastgeber hat man Puschen bereitzuhalten).
Auch hier werden an der Kasse diese praktischen blauen Tragetaschen verkauft, nur sind die hier leider nur halb so groß wie bei uns. Versuche, unter der Mithilfe eines freundlichen Chinesen die Starter Box in eine der Taschen zu zwängen- Bu xing, klappt nicht. Egal, dann halt so schleppen. Schäle 3.400 RMB aus der Tasche und habe immerhin schon das Nötigste. Mit dem Taxi wird das Zeug in die Quyang Lu geschafft, wo Herr Ji mittlerweile den Kleiderschrank aufgebaut hat. Und eine nagelneue Waschmaschine steht auch schon bereit.
Die Matratze wuchten wir gemeinsam auf das Bett, Frau Chen meint, sie habe extra eine weiche gekauft und ich muss probeliegen. (Frau Schreiber wäre sicherlich anderer Meinung). „Hen schufu“, sehr bequem, befinde ich.
Weiter zu Carrefour, aber erst stärke ich mich bei MC Donald mit einer Portion Fritten und einer Cola, keine Zeit zu verlieren.
Nächstes Abenteuer, Erwerb eines Wasserkochers (zwei Frauen kreischen auf mich ein), einer Pfanne und eines Topfes. Außerdem noch Messer, Schneidebrett, Waschmittel, Korkenzieher und diverse Säuberungsutensilien. Mit Entzücken nehme ich zur Kenntnis, dass es eine eigene Abteilung für Chinesisch Neujahr gibt. Viel Kitsch, auch mit Tigern, aber das muss warten. Doch diese reizende Lampignon- Lichterkette wird das nächste Mal ganz bestimmt mein! Bin mittlerweile völlig überreizt, schaffe es aber gerade noch, in der Lebensmittelabteilung Kartoffeln (im 700 gr Gebinde), Brot, Eier, Butter und Käse an mich zu raffen. Auch eine 5 Liter Wasserflasche wandert in den Wagen, ein Entschluss, den ich noch bitter bereuen werde, denn das Plastik schneidet beim Tragen böse in die Hand. Gönne mir auch noch eine Flasche Chardonnay, jetzt habe ich ja Weingläser und einen anständigen Öffner.
Unter der Last der von mir erworbenen Waren breche ich fast zusammen und schleppe mich keuchend und schwitzend in mein neues Domizil. Die neue Waschmaschine ist angeschlossen und ich werde in den Gebrauch eingewiesen. Geil, das Ding dudelt muntere Weisen, wenn das Programm anfängt oder abgeschlossen ist. Chen (oder vielmehr Ji) Junior richtet das Netz für mich ein, erstaunlich, wie er sich durch das deutsche Menue meines Rechners hangelt.
Ich werde ermahnt, keine Nägel in die Wände zu hauen (Schade!) und beim Einsatz des Warmwasserboilers sämtliche Fenster zu öffnen. (Lebensgefahr?)
Familie Chen ist jetzt auch fix und fertig und rückt ab, ich beziehe erstmal mein Bett (Passend zu den Vorhängen in Lila, hat was von einem Puff), packe den Koffer aus und säubere das Geschirr. Der schicke Schreibtisch wird ans Fenster gerückt, der Sperrmüll an die Wand geschoben. Immerhin ist einer der Sessel auch als Schlafgelegenheit ausklappbar, also können hier auch mal Leute übernachten. Da wird morgen noch ein Ikea- Besuch fällig sein, um das Zeug mit Überwürfen ein wenig aufzuhübschen. Schade eigentlich, dass die Einrichtung so schrottig ist, das Zimmer hat durchaus Potential. Aber andererseits habe ich auch was gegen übermöblierte Wohnungen und so habe ich wenigstens ordentlich Platz zum Üben.
Die musikalische Waschmaschine wird beladen und mit dem Waschmittel von Carrefour befüllt, stinkt erbärmlich. Also nächstes Mal was anderes. Dafür riecht wenigstens das Geschirrspülmittel lecker.
Zur Wäschetrocknung hat mir Frau Chen einen wackeligen Kleiderständer zur Verfügung gestellt, auch sie meint, dass es nicht klug wäre, Zeug aus dem 17. Stock zu hängen. Sehe ich genauso, zumal es gerade anfängt, zu regnen. Schmeiße also meine nassen Klamotten über den Ständer und platziere diesen unter dem Klimagerät, das im Wohnzimmer ganz gut abföhnt. Das im Schlafzimmer kann ich nicht so leicht bändigen, aber nach hektischem Rumgedrücke auf der Fernbedienung produziert auch das einen warmen Hauch.
Bin jetzt soweit ganz zufrieden mit meinem neuen Heim, wird schon. Einzig der riesige leere Karton, in dem die Waschmaschine geliefert wurde, stört doch ein wenig. Frau Chen meint, wir sollten den mal bis zum Garantieablauf in einem Monat aufheben, falls an der Maschine was sein sollte. Na gut, wenn es sein muss. Wenigstens funktioniert das Netz, mein Koffer ist ausgeräumt und ich kann morgen anständig frühstücken- Was willste mehr! Chat mit Lilo, zum Glück funktioniert alles.
Und jetzt sitze ich mit einem Glas Wein in einem sehr bequemen Stuhl, lasse meinen Blick wohlgefällig von hoch oben über meine Nachbarschaft schweifen, während neben mir meine Wäsche trocknet. Nebenan wartet ein frisch bezogenes Bett, in das ich mich gleich kuscheln werde. Das Leben ist schön.

4 Kommentare:

Xiaomo hat gesagt…

Die Bettwäsche ist wirklich bezaubernd...

Philip hat gesagt…

Prost!

Bat hat gesagt…

@Xiaomo: Ja, nicht war? Dachte mir schon, dass du darauf abfährst. Und die Vorhänge erst- entzückend!
@Philip: Danke! *Hebt ihr Glas*

Zimtstern hat gesagt…

Glueckwunsch zur neuen Wohnung! Ueberreiche Dir in Gedanken Brot und Salz zur Einweihung.
Übrigens:
Meine Bank bietet für 9,99 € einen TAN-Generator an - Du bekommst soetwas bei Kontoeröffnung dazu, das nenne ich Service.
Aus dem 05er-Lager: Florian Heller hat durch einen Schubser von Stejner einen Augenhoehlenbruch; Baljak schiesst für Duisburg in der Nachspiezeit das Siegtor zum 0:1 gegen Cottbus (die einen Elfer verkackt haben :o))