Dienstag, Oktober 10, 2006

Blamage

09.10.2006, Montag

Natürlich waren unsere gestrigen Exzesse nicht ganz folgenlos. Im Registrierungsbüro teilt man uns mit, man würde gleich einen Test mit uns machen, um unsere sprachlichen Fähigkeiten einschätzen zu können. Die verbleibende Zeit nutzen wir, indem wir hektisch in unseren Büchern blättern und verzweifelt versuchen, alles zu wiederholen, was wir je gelernt haben. Ziemlich schnell wird uns klar, dass wir wahrscheinlich ziemlich abstinken werden. Die restlichen Studenten scheinen alle so um die zwanzig zu sein, umso erleichteter sind wir, als man uns in einen Raum führt, in dem eine nette Italienerin unseres Alters sitzt. Der Test wird natürlich ein ziemliches Debakel, da wir über die Hälfte der Zeichen nicht kennen und überhaupt nicht raffen, was genau von uns verlangt wird. Zum Glück geht es Alessandra ähnlich. Also beschließt man, dass wir drei eine Klasse bilden sollen und stellt uns unsere Lehrerin vor, eine dickliche, bebrillte Chinesin so um die dreissig in einem äußerst gewagtem Rüschenfummel. Was den chinesischen Sinn für Mode angeht, sind wir ja Einiges gewohnt, aber dies hier ist ein echter Härtefall. Sie textet uns dann die nächsten paar Stunden auch kräftig zu, lediglich die am Rande ihrer Leistungsfähigkeit laufende Klimaanlage, die den Raum in einen Kühlschrank verwandelt, hält und davon ab, einzuschlafen. Falls jemand gedacht hatte, wenigstens beim Mittagessen der chinesischen Sprache entkommen zu können, wird aller Hoffnung beraubt: Li Laoshi geht mit und bringt uns bei, wie wir auf chinesisch bestellen und macht Konversation mit uns. Anschließend weitere zwei Stunden zuhören und ein kurzer Blick in das Buch. Mann, sind wir froh, dass der Unterricht endlich vorbei ist!

Alessandra hat man ebenfalls in eine fensterlose Zelle gesteckt, also machen wir das erstmal klar und norden sie anschließend auf Shanghai ein, indem wir ihr helfen, eine chinesische SIM- Karte für ihr Handy und das wiederaufladbare Metro- Ticket zu besorgen. Dann schleppen wir sie in die Stadt und gehen lecker essen. Zu unserer Freude entdecken wir bei dieser Gelegenheit haufenweise DVD- Stände und decken uns erstmal anständig ein.

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