11.10.2009, Sonntag
Vormittags:
Habe mich die ganze Nacht schlaflos und heftig niesend im Bett rumgewälzt, war ja klar, dass ich eine Erkältung kriege. Geht aber noch, also Training. Bin die einzige Schülerin, noch nicht mal Locke schlägt auf. Eine klasse Einzelstunde beim Meister, Es hapert bei mir zwar etwas mit der Konzentrationsfähigkeit, aber ich komme ganz gut mit. Die Form versuche ich unter besonderer Berücksichtigung der Gewichtsverlagerungen zu laufen, klappt auch.
Nach dem Unterricht erklärt der Meister, er fühle sich „hen shufu" (sehr wohl) und erkundigt sich noch mal genau, wann Stefanie denn käme. Flugzeug landet Dienstag früh? Dann Mittwoch im Training? Ja, das ist der Plan. Und wir sehen uns dann Samstag wieder.
Nachmittags/ Abends:
Die Tickettussi ist zwar da, erklärt mir aber, sie könne nicht für mich umbuchen, da ich das Ticket nicht bei ihr gekauft habe. Na, dann halt nicht. Sie schreibt mir aber die Hotline- Nummer von China Eastern auf, wo ich auch gleich anrufe. Nach ein paar Minuten in der Warteschleife schaffe ich es, mein Ticket umzubuchen, 900 RMB Gebühr, geht ja direkt. Sehr schön, dann ist ja alles geritzt.
Die Genossen von der Reinigungsbrigade vertreiben mich höflich, aber bestimmt aus dem Zimmer, in der Zwischenzeit kläre ich, ob ich auch länger hier im Hotel bleiben kann. Ja, geht, also das auch in trockenen Tüchern.
Treffe mich mit Xiao Lu im Park, irgendwie läuft es gar nicht rund und ich habe am Wasser gebaut. Muss an der Erkältung liegen. Er denkt natürlich, das läge daran, dass nichts bei mir klappt und ein klärendes und tröstendes Gespräch folgt. Danach läuft es besser und ich bekomme zur Belohnung einen Mondkuchen, der aus den Tiefen des Rucksacks gezaubert wird. Eine zierliche kleine Maus mit pinkfarbenen Strechhosen und Glitzerschühchen schaut uns zu und fragt ganz interessiert, was das für ein Stil sei? Fachgespräch mit Xiao Lu, es stellt sich heraus, dass sie aus Chongqing ist und in Shanghai studiert. Und auch Xing Yi übt. Xiao Lu fordert sie auf, doch mal eine Probe ihres Könnens zu geben, die Maus geht in Position und entschuldigt sich erst mal für ihr Schuhwerk. Dann stößt sie einen Schrei aus und lässt in einer Schrittfolge heftigste Schläge niederkrachen, das ganze auch noch supertief und sehr geschmeidig. Wow! Mit der Maus würde ich mich nicht anlegen wollen! Sie erntet anerkennende Worte von Xiao Lu und winkt ab, die Schuhe... Als die Maus weg ist, meint Xiao Lu dann allerdings, das habe zwar heftig (lihai) ausgesehen, aber alles nur äußerlich. Mit innerer Kraft und Entspanntheit könne man viel mehr ausrichten. Das üben wir dann auch gleich mal, die Prinzipien von Yin und Yang an den einzelnen Körperteilen und in den Bewegungen werden erörtert. So komme ich zu einer 1a Stunde in Theorie und Praxis, Meister Wu erklärt so was leider nicht. Eigentlich wollte ich ja als Gedächtnisstütze noch ein Video von der Form schießen, leider ist es mittlerweile zu dunkel. Na ja, nächste Woche halt.
Abends brühe ich mir Nudelsuppe auf und chatte mit Lilo, die allerdings ständig aus dem Netz fliegt. Mieses Wetter in Wudang, da wird ja Shanghai für sie die reinste Kur werden.
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