06.10.2009, Dienstag
Vormittags:
Die Uni hat anscheinend wieder angefangen, schade, war so schön ruhig hier die letzten Tage. Im Bankettsaal findet wohl eine Hochzeit statt, jedenfalls werden üppige Blumengebinde herbeigeschleppt und im Aufzug transportiert eine Gruppe Chinesen Unmengen Schnaps. Da der Meister heute nicht kommt, bin ich mit Xiao Lu zum Training verabredet. Und der fährt ein ganz anderes Programm als Meister Wu.Erst mal ohne Unterbrechung eine Stunde lang alle Einzelbewegungen, dann Schrittfolgen. Groß gequatscht wird nicht. Ich finde die Schrittfolgen ganz schön kompliziert, egal, weitermachen. Zwei Durchgänge in Zeitlupentempo, dann zwei Durchgänge mit Schmackes. Und bitteschön so tief, wie es geht. Und es geht immer noch ein wenig tiefer. Versuche mühsam, meine Arme in die richtige Reihenfolge zu bringen, da wird auch schon an meiner Fußstellung rumgemeckert. Nein, so ginge das nicht, machen alle anderen Schüler falsch, ich soll das gefälligst richtig machen, das wäre dann Gongfu. Bewegt sich mein Fuß auch nur um einen Millimeter, wird heftig geknurrt. Nach einer Stunde intensiven Übens der Schritte ist er halbwegs zufrieden und verordnet mir eine Zigarettenpause. Der Wu- Stil Typ ist mittlerweile aufgetaucht und übt mit einer älteren Dame. Den hatte ich dieses Jahr noch gar nicht gesehen, dachte schon, die Wu- Stil Gang hätte sich einen anderen Platz gesucht. Beobachte die beiden in der Pause, Wu- Stil sieht echt blöd aus, finde ich. Nicht trödeln, weiter geht es, noch eine Stunde lang Form. Wenigstens höre ich jetzt öfter mal das Wort „piaoliang". Ich petzte, dass Oskar noch nicht mal wusste, wie diese Form heißt und Xiao Lu schüttelt den Kopf. Oskar sei halt ein Schwätzer.
Nach diesem Intensivtraining beschließen wir, uns den Nachmittag frei zunehmen, Xiao Lu ist ziemlich erkältet (sind irgendwie alle angeschlagen dieses Jahr) und ich hätte bei diesem herrlichen Wetter nichts gegen ein wenig Shopping. Wir quatschen noch ein wenig und meine Meinung über das Üben von Anwendungen wird bestätigt. Er zeigt mir die Anwendung zu dem heute Erlernten und sagt dann, das sei sehr wichtig zu wissen. Viele Ausländer würden so Taiji üben: Er schließt halb die Augen, lächelt entrückt und macht die „Hände im Wolkenfluß". Das sei ganz falsch, zwar vielleicht hübsch anzusehen, aber ohne Inhalt und Sinn. Stimmt. Über des Meisters ausländische Studenten im Volkspark regt er sich auch noch auf: Sollten die doch in den Heping- Park kommen, wenn die von ihm lernen wollten. Er hält es für unter des Meisters Würde, sich den Stress zu machen und da hinzufahren. Sehe ich eigentlich genauso, aber das ist nicht meine Sache. Wir ziehen und um und Xiao Lu katapultiert sich in die Liga der Coolness- Götter: Er hat ein Batman T- Shirt an! Ich fange begeistert an zu kreischen und weiß selbstverständlich, was Batman auf chinesisch heißt (蝙蝠侠, biãnfúxiá). Über meine enthusiastische Reaktion ist er etwas verunsichert, aber ich erkläre, dass das mein Lieblingssuperheld sei und ich den total lihai und bangjile (voll geil) fände. Die Filme findet er auch klasse, was haben wir doch für Gemeinsamkeiten! Ein verdecktes Lob bekomme ich auch noch: Er meint, allen anderen Ausländern sei es zu stressig, mit ihm zu üben, weil er so streng sei. Ich fand es prima und das sage ich ihm auch. In der Nähe des Parks befindet sich ein Krankenhaus, oft sieht man Rekonvaleszente, die von ihren Verwandten im Rollstuhl durch den Park geschoben werden. Auf dem Weg zum Ausgang kommt uns eine Gruppe entgegen, die eine hutzelige uralte Oma durch die Gegend schiebt. Die Oma hält in der Hand eine brennende Kippe. Krass.
Nach diesem Intensivtraining beschließen wir, uns den Nachmittag frei zunehmen, Xiao Lu ist ziemlich erkältet (sind irgendwie alle angeschlagen dieses Jahr) und ich hätte bei diesem herrlichen Wetter nichts gegen ein wenig Shopping. Wir quatschen noch ein wenig und meine Meinung über das Üben von Anwendungen wird bestätigt. Er zeigt mir die Anwendung zu dem heute Erlernten und sagt dann, das sei sehr wichtig zu wissen. Viele Ausländer würden so Taiji üben: Er schließt halb die Augen, lächelt entrückt und macht die „Hände im Wolkenfluß". Das sei ganz falsch, zwar vielleicht hübsch anzusehen, aber ohne Inhalt und Sinn. Stimmt. Über des Meisters ausländische Studenten im Volkspark regt er sich auch noch auf: Sollten die doch in den Heping- Park kommen, wenn die von ihm lernen wollten. Er hält es für unter des Meisters Würde, sich den Stress zu machen und da hinzufahren. Sehe ich eigentlich genauso, aber das ist nicht meine Sache. Wir ziehen und um und Xiao Lu katapultiert sich in die Liga der Coolness- Götter: Er hat ein Batman T- Shirt an! Ich fange begeistert an zu kreischen und weiß selbstverständlich, was Batman auf chinesisch heißt (蝙蝠侠, biãnfúxiá). Über meine enthusiastische Reaktion ist er etwas verunsichert, aber ich erkläre, dass das mein Lieblingssuperheld sei und ich den total lihai und bangjile (voll geil) fände. Die Filme findet er auch klasse, was haben wir doch für Gemeinsamkeiten! Ein verdecktes Lob bekomme ich auch noch: Er meint, allen anderen Ausländern sei es zu stressig, mit ihm zu üben, weil er so streng sei. Ich fand es prima und das sage ich ihm auch. In der Nähe des Parks befindet sich ein Krankenhaus, oft sieht man Rekonvaleszente, die von ihren Verwandten im Rollstuhl durch den Park geschoben werden. Auf dem Weg zum Ausgang kommt uns eine Gruppe entgegen, die eine hutzelige uralte Oma durch die Gegend schiebt. Die Oma hält in der Hand eine brennende Kippe. Krass.
Nachmittags/ Abends:
Halte mich gar nicht lange auf und mache mich nach dem Verzehr von Brot und Nudelsuppe und einer kurzen Internet- Recherche auf die Socken. Mit Bus und Metro in die French Concession, dann laufen. Am Volksplatz werde ich fast in der Tür der Metro eingequetscht, hier ist die Hölle los. Jetzt weiß ich, warum Chinesen das Kungfu erfunden haben.
Ich will in die Taikang Lu, die wegen ihrer geringen Größe nicht im Stadtplan verzeichnet ist, aber ich weiß ungefähr, wo ich hin muss. Natürlich latsche ich erst Mal in die falsche Richtung, also umdrehen und zurück. Auf dem Stadtplan sehen die Entfernungen immer so gering aus, aber „an der Metrostation links, die zweite Querstraße rechts und dann gleich wieder links" kann schon mal schnell in einen fast einstündigen Fußmarsch ausarten. Und das bei meinem Tempo. Finde die Taikang Lu, auch hier brennt natürlich die Luft. Hand- Augen Koordinationsübungen, ich erstehe ein entzückendes Paar Stoffschuhe, etwas eng, aber die Verkäuferin meint, die würden sich noch weiten. Will das mal glauben. Für den Rückweg gönne ich mir ein Taxi, meine Füße schmerzen und ich habe keinen Bock, den ganzen Weg zur Metro wieder zurückzulaufen. Dieser kleine Ausflug war mindestens so anstrengend wie das Training heute morgen, bin fix und fertig. Zu Hause werden schnell noch Klamotten eingeweicht, dann die neuen Schuhe auf dem Weg zum Hausmannskost- Lokal eingelaufen. Diesmal bescheide ich mich mit zwei Gerichten, Auberginen mit Kartoffeln und Brokkoli mit ordentlich Knoblauch, lecker. Die Schrittfolgen werden wiederholt, läuft nicht befriedigend, morgen mehr anstrengen!
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