Dienstag, Oktober 28, 2008

Warrior Woman #7

28.10.08, Dienstag

Vormittags:

Bei der morgendlichen Lektüre von Spiegel online falle ich bei Jamiris Comic vor Lachen fast vom Stuhl und habe ab sofort einen neuen Lieblingsanglizismus (siehe oben, den Rest gibt es
hier).
Das Wetter ist erstaunlich gut, klarer Himmel und die Sonne scheint. Ich bin sogar vor Xiao Lu im Park, der ist ganz überrascht. Auf der Nase hat er einen Kratzer, seine Katze hat ihm ein paar verpasst. Neulich hatte er schon versucht, dem Tier die Krallen zu stutzen (schlechte Idee). Resultat: Tiefe Kratzwunden am Arm. Geschieht ihm recht. Wir machen uns warm und üben dann die Einzelbewegungen sehr langsam und sorgfältig, fast schon Qi Gong. Sehr entspannend. Herr Si gesellt sich bald auch dazu. Den Meister sehe ich schon von weitem nahen, in die Lektüre einer Zeitung vertieft, irgendwie schafft er es, mit keinem zu kollidieren. Er hatte mir mal gesagt, er läse unwahrscheinlich gerne Zeitung, heute ist er von seiner Lektüre derartig gefesselt, dass er an unserem Trainingsgelände einfach vorbeiläuft und auf unsere Zurufe nicht reagiert. Er merkt erst auf, als er plötzlich mitten in einer Gruppe Tänzer steht. Typisch, man muss ihn einfach lieben.
Meister Wu kündigt an, am Freitag fiele das Training flach, anlässlich meines Geburtstages werde er für uns bei sich zu Hause kochen. Was für eine Ehre! Er hat erst sehr wenige seiner ausländischen Schüler zu sich nach Hause eingeladen, da er wohl in sehr bescheidenen Verhältnissen lebt und sich seiner Behausung ein wenig schämt. Ich bin sehr gerührt und auch sehr gespannt.
Entspanntes Üben in der Herrenrunde, der junge Mann kommt später auch noch. Der Meister muss wieder früher weg und weist Xiao Lu an, mit uns weiter zu machen. Der fragt Herrn Si und mich, was wir denn heute für neue Lines gelernt hätten? Die können wir natürlich nicht reproduzieren, ohne dass uns die jemand vorhampelt, Xiao Lu verdreht die Augen und bringt uns Pfeifen erst mal auf Kurs. Der junge Mann ist sehr ambitioniert und stellt sehr schlaue Fragen, da kann man echt was von lernen. In diversen Ständen wird an uns herumgeschraubt und immer wieder Drucktestes gemacht, erstaunlich, wie ein paar Millimeter Abweichung in der Körperhaltung die ganze Struktur und Stabilität verändern. Ich werde an dem Unterarm, der gestern so böse malträtiert wurde gepackt und krümme mich vor Schmerz. Herr Si empfiehlt hilfreich ein paar Abhärtungsübungen und demonstriert, wie hübsch kräftig seine Unterarme geworden seien. Ja, werde ich beherzigen, aber aussehen wie Popeye möchte ich eher nicht.
Mittags nur ein paar Kekse und Kaffee, bin todmüde und falle eine Stunde lang auf dem Bett in totenähnlichen Schlaf.

Nachmittags:

Wiederholung der Lines von heute morgen, natürlich darf ich wieder filmen. Xiao Lu ist derartig begeistert von der Videofunktion meiner Kamera, dass er einen albernen Clip mit uns beiden schießt, wahrscheinlich werde ich zu Hause dicke Tränen in den Augen haben, wenn ich mir den ansehe und an die lustige Zeit hier zurückdenke. Einen coolen Fingertrick, mit dem hier Versprechen besiegelt werden, lerne ich auch noch, ist ja fast wie bei den Brüdern in der Bronx. Außerdem lerne ich Varianten der Übungstechniken. Im Park zeigen die hier nicht das volle Programm, damit die anderen einem nichts abschauen können. Zu Hause wird dann die knackige Variante geübt. Formkorrekturen, Elektroroller, Bus. Freitag holt er mich ab, um zu Meister Wu zu fahren, hoffentlich mit diesem Gefährt.

Abends:

Mit Kerstin gehe ich in das Restaurant, in dem Stefanie und ich an ihrem Abreisetag waren, aus welchen Gründen auch immer stehen die Auberginen nicht auf dem Programm, schade. Kerstin ist derartig phobisch, an irgendeinem Gericht könne auch nur der Hauch von tierischen Produkten sein, dass sie kaum etwas isst. Prima, da kann ich ja alle Chili- Kartoffelbällchen alleine aufessen. Sie ordert einen Nachtisch, der auf dem Bild nach Pudding aussah, sich aber als faulig schmeckende eingelegte Frucht entpuppt. Meine Güte, die Ärmste hat aber auch immer ein Pech mit dem Essen!

4 Kommentare:

Xiaomo hat gesagt…

vom Meister bekocht werden...ist das jetzt gut oder schlecht ;-)

bin schon sehr auf den Bericht gespannt

Bat hat gesagt…

Ja, bin auch gespannt, werde alles essen, was aufgefahren wird. Wahrscheinlich wird das bis Weihnachten reichen. Und der Meister ist hier als Feinschmecker bekannt.

Xiaomo hat gesagt…

das will nix heißen - ich bin auch Feinschmecker, sollte aber dennoch von Rohstoffen, die zum Verzehr vorgesehen sind, zum Wohl der Menschheit besser ferngehalten werden...und da halte ich mich auch dran

Bat hat gesagt…

Laut Michael war der Meister unter anderem auch mal als Koch tätig und soll sein Handwerk hervorragend beherrschen- man darf gespannt sein!