Donnerstag, Oktober 16, 2008

Warrior Women #2

16.10.08, Donnerstag

Vormittags:

Deutschland hat wohl Wales bei der WM- Qualifikation mit Mühen besiegt, habe gar nicht mitbekommen, dass wir spielen. Vor den Aufzügen hängt obige höfliche Aufforderung an die Insassen des Gästehauses, muss wohl seine Gründe haben, auf meinem Stockwerk jedenfalls bis auf gelegentliche chinesische Gäste eigentlich ruhig.
Strahlender Sonnenschein und nur Stefanie, ich, Oskar, Herr Si und Xiao Lu sind im Park, aber der übt sowieso für sich. Der Meister ist bester Laune, das äußert sich darin, dass kräftig Anwendungen und Schlagkombinationen geübt werden, da ist Stefanie natürlich voll in ihrem Element. Die kann schon mit ordentlicher Dühnung und sehr schnell zuhauen, Oskar staunt nicht schlecht und fragt nach ihrem Sternzeichen. Darüber, dass Stefanie Fisch ist, ist er sehr erstaunt, er hätte auf was anderes getippt. Da er offensichtlich an so einen Blödsinn glaubt, ist sein Glaube in den Grundfesten erschüttert. Unter den wachsamen Blicken der Wu- Stil Gang und Xiao Lus laufen wir ein paar Lines (um ihn glücklich zu machen natürlich besonders tief) und die Form. Da schaut er ganz besonders kritisch auf die Stellen, die wir gestern so intensiv geübt haben, das wird heute Mittag Schelte geben.
Mittagessen am Fladenstand, Stefanie versucht, von meinem Zimmer aus ihre Mails abzurufen und flucht darüber, dass irgendein Idiot ihr das Postfach zugemüllt hat, da geht nichts mehr. Willkommen in China. Kleine Siesta vor dem Training mit Xiao Lu, heute muss ich gut sein.

Nachmittags:

Nach einem Nickerchen bin ich fit für die nachmittägliche Trainingseinheit. Stefanie kommt mit in den Park, um ihre Formen zu üben.
Überraschenderweise gibt es keine Schelte, sondern Lob, ich bestehe aber trotzdem noch mal auf Wiederholung der Teile, die noch nicht so richtig sitzen. Mit Dong Bao Fist ist der große Bruder auch ganz zufrieden, jetzt wird das Ganze mal ziemlich zackig ausgeführt, anscheinend will er mich bühnenreif hinkriegen. Stefanie werden die ersten paar Bewegungen der Form beigebracht, dann trollt sie sich nach Hause und wir üben noch ein wenig Push Hands, was mittlerweile Spaß zu machen beginnt. Xiao Lu fährt die nächsten drei Tage auf Familienbesuch, also kein Nachmittagstraining. Samstag und Sonntag wollte ich mir sowieso eine Auszeit nehmen, das trifft sich also ganz gut so. Nach zwei Wochen fast täglichen Trainierens morgens und mittags geht langsam in meinen Kopf nichts mehr rein und auch meine Muskeln könnten ein wenig Ruhe vertragen. Und ausschlafen wollte ich auch endlich mal. Und shoppen. Und die Wolkenkratzer besichtigen.
Wir schwätzen noch ein bisschen auf einer Parkbank, dann geht es mit dem Elektroroller an die Bushaltestelle. Ich werde ihn vermissen.

Abends:

Nach dem gestrigen Reinfall suchen wir heute etwas narrensicheres zur
Nahrungsaufnahme. Stefanie wurde gestern ein recht vielversprechender Handzettel einer Pizzeria in die Hand gedrückt, jetzt irren wir durch die Gegend um das Stadion und suchen die. Wir finden zwar jede Menge kurioser Geschäfte, nicht aber die Pizzeria und landen dann doch wieder bei Pizza Hut. Stefanie und ich hatten schon länger die Idee, uns mal wieder eine anständige Fußmassage verpassen zu lassen, unterwegs haben wir in einem Hinterhof ein solches Etablissement entdeckt, das wir nach dem Essen aufsuchen. Kerstin hat Bedenken und keine Lust, ihre Strumpfhosen abzulegen, sie will den Laden erst mal von uns erkunden lassen.
Tatsächlich ist die Massage sehr gut, während unsere Füße im duftenden Wasser einweichen, werden unsere Schultern massiert. Die Masseure lästern ganz schön über unsere Verspannungen ab und ich muss mir wieder dumme Sprüche über meine Körpergröße anhören. Nachdem wir uns in angenehm weiche Sessel haben zurücksinken lassen, werden unse
re Beine und Füße eine Stunde lang bearbeitet, eine echte Wohltat. Auf dem Weg über den Nachtmarkt wird das Shopping- Wochenende mit dem Erwerb zweier Schals eröffnet, die wir noch kräftig runterhandeln. Völlig entspannt nehmen wir noch im Nyoro das obligatorische Gute- Nacht Getränk.
Aus dem Stadion schießen Laserstrahlen in den nächtlichen Himmel, entweder proben die für eine Show oder es handelt sich um einen weiteren Versuch, die Außerirdischen anzulocken.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Könnt ihr nicht son Masseur fesseln, knebeln und kidnappen? Ich würde ihn dann auch adoptieren...