21.10.08, Dienstag
Gestern Nacht gab es hier vor dem Gästehaus noch einen kleinen Aufruhr: So gegen 23:00 versammelten sich auf einmal etwa 100 bis 120 junge Leute, die zornige Parolen brüllten und kämpferische Lieder sangen. Die Menge schien sehr aufgebracht, der Grund war allerdings nicht ersichtlich. Gelegentlich war auch ein „Fuck off“ und „Fuck Japan“ zu hören. Irgendwann kam dann auch mal ein Bullenwagen, das Gebrüll ging aber mindestens noch eine halbe Stunde in voller Lautstärke weiter. Nachdem die Ordnungsorgane mittels Megaphon ein paar Ansagen gemacht hatten, entspannte sich allmählich die Situation und die Menge zerstreute sich. Was genau den Volkszorn hier so hochkochen ließ, weiß ich allerdings immer noch nicht.
Vormittags:
Der Meister muss wieder in den Volkspark und kommt deswegen etwas später, dafür ist Xiao Lu wieder da, was mich sehr erfreut. Meister Wu hat meinen weißen Fummel mitgebracht, wunderschön! In den vergangenen Tagen hatte er immer schon berichtet, was für Fortschritte die Anfertigung dieser Kleidung mache, so hat er den Stoff vorher extra eingeweicht, damit er beim Waschen nicht einläuft. In der Tat sind 14 Meter Stoff wohl um 30 cm eingegangen, beachtlich. Meine neue Jacke passt perfekt und hat sogar Taschen, auch die Anzahl der Knöpfe ist korrekt. Ich bin unglaublich stolz auf dieses von meinem Meister persönlich für mich angefertigte Kleidungsstück. Bei Stefanies Hosen allerdings hat er sich vertan: Er hatte nicht um ihre Hüften Maß genommen, daher sind die Hosen am Hintern ein wenig eng. Er hat das Maßband dabei, misst noch mal, brüllt die Maße laut durch die Gegend und lacht über seine Fehleinschätzung. Schönen Dank, jetzt weiß der gesamte Heping Park, dass Stefanie einen dicken Hintern hat. (Dafür hat sie aber eine sehr zierliche Tallie und ist ansonsten wohlgeformt, das wird nur leider nicht verkündet). Morgen gibt es neue Hosen.
Ständig schauen irgendwelche alte Bekannte des Meisters und Herrn Sis vorbei, die beiden machen ordentlich Zigarettenpausen und wir üben mit dem unerbittlichen Xiao Lu. Auch ein junger Mann stellt sich ein, wohl ein Schüler, der länger nicht mehr da war und wieder mitmachen möchte. Er zeigt uns eine Chen- Form, wir sind beeindruckt. Xiao Lu ermahnt ihn, lockerer zu werden, da hat er wohl recht, trotzdem ist der aber wahnsinnig gut. Der junge Knabe ist uns gegenüber ein wenig schüchtern, denn er spricht uns nie direkt an, sondern fragt Xiao Lu über uns aus, obwohl er mitbekommen hat, dass wir ein wenig Chinesisch können. Niedlich.
Mittags wieder ein Streifzug durch die Fressgasse, jetzt muss ich noch mal die bösen Teile der Form vor dem Nachmittagstraining wiederholen.
Nachmittags:
Es ist wahnsinnig schwül, die Sonne knallt, Stefanie begleitet mich in den Park, um Lanshou zu üben. Ich habe mich in der Pause nicht geschont und wie wahnsinnig an der Form gearbeitet. Wir sind schon früher da, als Xiao Lu kommt, bin ich schon umgezogen, aufgewärmt und tänzele unruhig auf und ab. Dann folgen eineinhalb Stunden knallhartes Training, ich schenke mir nichts. Stefanie geht nach einer Stunde, mir läuft der Schweiß aus allen Poren, scheißegal. Xiao Lu schreibt mir die ganzen Bezeichnungen der Lines auf chinesisch auf und lässt sich bereitwillig filmen, er sagt mir, das ließe er bei niemandem sonst zu. Der Fummel klebt mir am Körper, trotzdem wird immer wieder und wieder angefangen, bis es sitzt. Während ich keuchend und verschwitzt vor ihm stehe, betrachtet er mich wohlgefällig und meint, so müsse das sein, im Sommer wie im Winter. Zur Belohnung lädt er mich zum Essen ein, auf dem Rücksitz des Elektrorollers lerne ich mal ganz andere Seiten Shanghais kennen und erfahre nebenher, wo Meister Wu wohnt. Beim Essen quatschen wir intensiv, anschließend lädt er mich bei der nächsten U- Bahn Station ab.
Abends:
Da ich keine Zeit mehr zum Umziehen habe, starte ich in meinem verschwitzen Klamotten direkt zu Barbarossas durch. Ein besonderer Abend, denn wir treffen Alessandra wieder, mit der wir 2006 Sprachkurs gemacht haben und eine wahnsinnig gute Zeit hatten. Gespräche unter Mädels, es fängt zu regnen an und wir rennen zum Bus, Taxis bekommt man sowieso keine. Während ich durchnässt an den Haltegriffen hänge und diese Wahnsinnsstadt an mir vorbeiziehen sehe, habe ich nur einen einzigen Gedanken: Ich will hier nicht mehr weg. Und selbst jetzt, wo ich hier im 14. Stock sitze und der Regen an mein Fenster peitscht kann ich an nichts anderes denken.
Gestern Nacht gab es hier vor dem Gästehaus noch einen kleinen Aufruhr: So gegen 23:00 versammelten sich auf einmal etwa 100 bis 120 junge Leute, die zornige Parolen brüllten und kämpferische Lieder sangen. Die Menge schien sehr aufgebracht, der Grund war allerdings nicht ersichtlich. Gelegentlich war auch ein „Fuck off“ und „Fuck Japan“ zu hören. Irgendwann kam dann auch mal ein Bullenwagen, das Gebrüll ging aber mindestens noch eine halbe Stunde in voller Lautstärke weiter. Nachdem die Ordnungsorgane mittels Megaphon ein paar Ansagen gemacht hatten, entspannte sich allmählich die Situation und die Menge zerstreute sich. Was genau den Volkszorn hier so hochkochen ließ, weiß ich allerdings immer noch nicht.
Vormittags:
Der Meister muss wieder in den Volkspark und kommt deswegen etwas später, dafür ist Xiao Lu wieder da, was mich sehr erfreut. Meister Wu hat meinen weißen Fummel mitgebracht, wunderschön! In den vergangenen Tagen hatte er immer schon berichtet, was für Fortschritte die Anfertigung dieser Kleidung mache, so hat er den Stoff vorher extra eingeweicht, damit er beim Waschen nicht einläuft. In der Tat sind 14 Meter Stoff wohl um 30 cm eingegangen, beachtlich. Meine neue Jacke passt perfekt und hat sogar Taschen, auch die Anzahl der Knöpfe ist korrekt. Ich bin unglaublich stolz auf dieses von meinem Meister persönlich für mich angefertigte Kleidungsstück. Bei Stefanies Hosen allerdings hat er sich vertan: Er hatte nicht um ihre Hüften Maß genommen, daher sind die Hosen am Hintern ein wenig eng. Er hat das Maßband dabei, misst noch mal, brüllt die Maße laut durch die Gegend und lacht über seine Fehleinschätzung. Schönen Dank, jetzt weiß der gesamte Heping Park, dass Stefanie einen dicken Hintern hat. (Dafür hat sie aber eine sehr zierliche Tallie und ist ansonsten wohlgeformt, das wird nur leider nicht verkündet). Morgen gibt es neue Hosen.
Ständig schauen irgendwelche alte Bekannte des Meisters und Herrn Sis vorbei, die beiden machen ordentlich Zigarettenpausen und wir üben mit dem unerbittlichen Xiao Lu. Auch ein junger Mann stellt sich ein, wohl ein Schüler, der länger nicht mehr da war und wieder mitmachen möchte. Er zeigt uns eine Chen- Form, wir sind beeindruckt. Xiao Lu ermahnt ihn, lockerer zu werden, da hat er wohl recht, trotzdem ist der aber wahnsinnig gut. Der junge Knabe ist uns gegenüber ein wenig schüchtern, denn er spricht uns nie direkt an, sondern fragt Xiao Lu über uns aus, obwohl er mitbekommen hat, dass wir ein wenig Chinesisch können. Niedlich.
Mittags wieder ein Streifzug durch die Fressgasse, jetzt muss ich noch mal die bösen Teile der Form vor dem Nachmittagstraining wiederholen.
Nachmittags:
Es ist wahnsinnig schwül, die Sonne knallt, Stefanie begleitet mich in den Park, um Lanshou zu üben. Ich habe mich in der Pause nicht geschont und wie wahnsinnig an der Form gearbeitet. Wir sind schon früher da, als Xiao Lu kommt, bin ich schon umgezogen, aufgewärmt und tänzele unruhig auf und ab. Dann folgen eineinhalb Stunden knallhartes Training, ich schenke mir nichts. Stefanie geht nach einer Stunde, mir läuft der Schweiß aus allen Poren, scheißegal. Xiao Lu schreibt mir die ganzen Bezeichnungen der Lines auf chinesisch auf und lässt sich bereitwillig filmen, er sagt mir, das ließe er bei niemandem sonst zu. Der Fummel klebt mir am Körper, trotzdem wird immer wieder und wieder angefangen, bis es sitzt. Während ich keuchend und verschwitzt vor ihm stehe, betrachtet er mich wohlgefällig und meint, so müsse das sein, im Sommer wie im Winter. Zur Belohnung lädt er mich zum Essen ein, auf dem Rücksitz des Elektrorollers lerne ich mal ganz andere Seiten Shanghais kennen und erfahre nebenher, wo Meister Wu wohnt. Beim Essen quatschen wir intensiv, anschließend lädt er mich bei der nächsten U- Bahn Station ab.
Abends:
Da ich keine Zeit mehr zum Umziehen habe, starte ich in meinem verschwitzen Klamotten direkt zu Barbarossas durch. Ein besonderer Abend, denn wir treffen Alessandra wieder, mit der wir 2006 Sprachkurs gemacht haben und eine wahnsinnig gute Zeit hatten. Gespräche unter Mädels, es fängt zu regnen an und wir rennen zum Bus, Taxis bekommt man sowieso keine. Während ich durchnässt an den Haltegriffen hänge und diese Wahnsinnsstadt an mir vorbeiziehen sehe, habe ich nur einen einzigen Gedanken: Ich will hier nicht mehr weg. Und selbst jetzt, wo ich hier im 14. Stock sitze und der Regen an mein Fenster peitscht kann ich an nichts anderes denken.
3 Kommentare:
Sei froh, daß Du DSF nicht empfangen kannst...
Grotten schlecht gestern abend, teilweise als ob MZ05 gegen eine 1. Liga Mannschaft spielen würde.
Und Dimo soll sich sein Klamottenladen widmen und die Handschuhe endlich abgeben.
Da muss ich unsere Jungs aber mal in Schutz nehmen: es hat denen keiner gesagt, dass man wenn's nass wird, andere Schlappen anlegen muss. Und so sind se halt über die Spielwiese geschliddert, dass es eine wahre Freude war...zumindest für die anderen...
dann musst du dir eben eine Shanghaier Mannschaft aussuchen, falls es eine gibt.
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